Tod eines Schülers

zoque · 3. September 2004

Tag ihr Lieben,

man kennt sich mit den Gegebenheiten des Lebens aus, hat keine Illusionen und ist dann doch geschockt:
Gerade kam die Nachricht, dass einer meiner Schüler an seinem 16. Geburtstag gestorben ist. Einfach so, ohne Vorwarnung. Heute muss ich es der Klasse sagen. Zum persönlichen Emotionschaos kommt natürlich die Tatsache, dass Unterricht kaum möglich sein wird (UB für nächste Woche geplant). Rezepte gibt es wohl keine und ich schreibe hier auch mehr oder weniger stupide vor mich hin. Scheiße nochmal, es ist so verdammt traurig!!!

**leppy** · 3. September 2004

Liebe zoque,

ich denke, das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem als Lehrer passieren kann und ich kann mir nur vage vorstellen, wie es Dir jetzt geht.
Als ich Schülerin war, ist ganz urplötzlich die Mutter eines Jungens aus meinem LK gestorben und das war für uns schon ein Riesenschocl. Der Lehrerin ist es auch wahnsinnig schwer gefallen, es uns zu erzählen, aber sobald es "raus" war haben wir sie verstanden und alle mit dem Jungen gefühlt. Natürlich war Unterricht nicht möglich. Sie hat uns dann an die frische Luft geschickt.

Sicher ist es noch viel härter, den Tod eines Schülers zu verkraften. Ich fühle mit Dir und wünsche Dir, dass Du jetzt die Kraft hast, die Du brauchst.

Liebe Grüße
leppy

Schnuppe · 3. September 2004

hallo,

ich habe diese situation auch als schülerin erlebt...einer unserer mitschüler, der zudem ein außenseiter war, den wir nciht immer freundlich behandelt haben, ist durch einen verkehrsunfall ums leben gekommen. es war damals ein riesen schock, da zu dem tragischen ereignis noch unsere schuldgefühle kamen... unsere lehrer haben uns damals die zeit und den raum gelassen, über unsere gefühle und gedanken zu sprechen...

ich wünsche dir und deinen schülern, dass ihr diese zeit trotz der hinzukommenden belastung durch ub gut übersteht...

schnuppe

peggy.sunshine · 3. September 2004

Ich denke, da kann man noch so viel Erfahrung habe, so etwas wirft einen wohl erst einmal immer aus der Bahn. Ich denke, dass es wichtig ist, den Schülern Zeit zu geben, darüber zu reden. Vielleicht schreibt man innerhalb der Klasse auch einen Brief, den man auf das Grab legt, oder den Eltern zukommen lässt. Sicherlich gibt es auch noch einige andere Möglichkeiten, etwas Trauerarbeit im Klassenverband zu leisten. Dennoch wird das wohl ein Thema sein, dass die Schüler noch über mehrere Wochen beschäftigen wird und dich natürlich auch. Wie hast du es ihnen denn nun gesagt und wie haben sie es aufgenommen?
Das du nächste Woche UB hast, ist natürlich in so einer Situation richtiger Mist. Allerdings nehme ich an, dass schon Rücksicht auf die Situation genommen wird, oder?
Ich wünsche dir auf jeden Fall trotzdem viel Glück für den UB und viel Kraft, um mit dieser Situation umgehen zu können. Gib dir und deinen Schüler Zeit!

sisterA · 4. September 2004

Hallo,
ich habe die situation am eigenen Leib erfahren als meine Mutter starb und ich in die 7 Klasse ging!
Meine klasse stand unter schock - und meine Lehrerin hat es damals verstanden mir - die ich nach einem Tag Auszeit unbedingt wieder in die Schule wollte - durch den normalen Alltag - Halt und Sicherheit zu geben!
wir haben damals in der klasse drüber gesprochen - ich durfte erzählen und ich hab auch geweint und danach haben wir ganz normal weiter gemacht! Viel hab ich in dem Jahr nicht geschafft - häufig hab ich leere Blätter abgegeben und wurde dennoch versetzt.
Meine Lehrerin hat damals viel Zeit mit mir verbracht -nach regulärer Schulzeit in der schule! wir saßen da und haben geredet- sie hatte 2 kleine kinder damals und hat sich dennoch diese Zeit genommen ( aus heutiger Sicht doppelt bemerkenswert)
ich war und bin ihr heute noch sehr dankbar! Der kontakt ist im übrigen nie ganz abgebrochen - ich hab meine Unipraktika in ihrerc klasse gemacht und gelegendlich besuchen wir die gleichen Fortbildungen ( völlig komisch)

ich glaube auch in deiner Situation kann man eben nicht planen - sondern muss aus dem bauch heraus handeln!
liebe Grüße
Isa