"Pädagogisches Runden" - Zeugnisnoten erstellen

    • Offizieller Beitrag

    Ist das eine gefühlte Veränderung oder tatsächlich vorhandene? Und ist es eine Begründung dafür, dass es okay ist, was der Vater seiner Tochter riet? Ich finde die von ihm vermittelte Lebensweisheit ehrlich gesagt äußerst unangenehm.

    In vielen Fällen beschreibe ich einen Zustand, ohne ihn mit persönlicher Meinung wie Gutheißen oder Ablehnung zu garnieren. Ich fand diese Aussage meines Kollegen auch krass, aber letztlich muss jeder selbst in den Spiegel schauen können.

  • Noten sind Klassen und keine Fließkommazahlen. Wenn man die Notensysteme einfach (egal ob 1-6 oder 15-0 Punkte) abschaffen würde und durch Leistungsprozente ersetzen würden, wäre das alles viel "genauer" und fairer.

    U.a. deswegen ist das Runden nach Schema F ja nicht sinnvoll - auch wenn es in einigen BL erlaubt ist.

  • Klar kann man das machen, wenn man glaubt dass in Schule und auch sonst im Leben immer alles gerecht zu geht.

    Das ist Unsinn oder ein ärgerlicher Strawman, der mich ärgert: der Glaube an Gerechtigkeit hat damit nichts zu tun. Ich sprach von Haltung.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Sich der Mathematik scheinbar zu unterwerfen, hat hier so ein bisschen etwas von sich aus der Verantwortung stehlen...

    Kommt mir auch so vor. Mit der Wahl eines bestimmten Rechenweges hat man ja auch eine Entscheidung getroffen, zu der man stehen sollte.


    Meine Beobachtung ist, dass sich gerade die, die keine hohe Affinität zur Mathematik haben, sich besonders gerne an der Arithmetik orientieren. Auch gerne mit Begründungen, die einer halbwegs Gebildeten die Berge zu Haare stehen lassen. Also, dass man überhaupt nur so runden könne, sonst bliebe das Universum stehen und die Mathematik-Polizei schicke einen ohne Socken ins Bett.

  • Die Fähigkeit Verhandlungen taktisch gut führen zu können ist sehr Wertvoll.

    Warum soll sie das nicht lieber an einem Beispiel üben, bei dem es etwas zu verhandeln gibt. Noten werden aber nicht verhandelt, sondern bekannt gegeben.

  • ein Schüler fast überall eine 4- bekommt und in der Konferenz dann angesprochen wird, dass zumindest einige KuK doch eine 5 geben sollten, um ein "Zeichen" zu setzen.

    Auf derartiges Geeier ließe ich mich nicht ein. Wenn eine Schülerin ausreichende Leistungen erbracht hat, bekommt sie eine vier. Das kann man ihr dann auch mitteilen. Wenn dann eine Kollegin meint, diese Schülerin soll eine 5 bekommen, dann soll sie ihr die Note doch in ihrem Fach geben. Wie will sie denn beurteilen, dass ich in meinem Fach ein „Zeichen setzen“ müsse?

    Offiziell nicht.

    Ihr verwendet sie also auf inoffiziellen Zeugnissen? Was immer das sein mag.

    Wir sollen es trotzdem immer in die Notendatei, die wir abgeben sollen, notieren.

    Eine Note, die es nicht gibt und dich nicht vergebe, muss ich auch nicht notieren.


    Warum macht ihr es eich denn immer so schwer?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Wenn man die Notensysteme einfach (egal ob 1-6 oder 15-0 Punkte) abschaffen würde und durch Leistungsprozente ersetzen würden, wäre das alles viel "genauer" und fairer.

    Am Ende muss es doch noch eine Grenze zwischen „ausreichend“ und „Leider nein, leider gar nicht!“ geben. Um eine Entscheidung kommt man nicht herum.


    An den Stellen, an denen ich mich bei der Entscheidungsfindung von der Arithmetik beraten lasse, rechne ich mit Punkten und Prozenten, nicht mit Noten oder Farben. Es kommt mir ich auch genauer vor.


    Mir stellt sich dann bei 49,39% nicht die Frage, wie man runden soll, sondern ob die Leistungen insgesamt noch ausreichen. Da hilft z. B. ein Blick in die letzte Klausur. Wurde trotz der Fehler und Mängel ordentlich gearbeitet? Oder ist das liebloses Geschmiere, bei dem auch mal etwas richtiges dabei ist?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich stelle übrigens auch fest, dass auch ein nicht unerheblicher Teil der Schülerinnen einen seltsamen Hang zur Arithmetik hat. Sie rechnen mir dann etwas vor und erklären mir, wie ich zu runden habe. Eine solche Verpflichtung können aber nicht belegen. Irgendwo hat irgendjemand irgendetwas gehört und kolportiert es munter durch die Bildungslandschaft. Meine Befürchtung ist, dass nicht selten von Kolleginnen frei erfundene „Vorschriften“ die Quelle dieser „Informationen“ sind.

  • Aus einer Dienstbesprechung der Oberstufenleitungen in unserem Regierungsbezirk hat unsere Oberstufenleiterin mal die Anweisung mitgebracht, die Quartalsnoten mitzuteilen. Die Dezernentin oder der Dezernent hat wohl von einem Fall im 2. Halbjahr der Q2 berichtet, bei dem eine Schülerin zur Hälfte des Halbjahres keinen Zwischenstand mitgeteilt bekommen hat. Ich glaube, es ging um ein Defizit, weiß ich aber nicht. Daraufhin gab die Schülerin am Ende des Halbjahres an, von der Note ganz überrascht zu sein. Entweder die Schulaufsicht oder ein Verwaltungsgericht hat die Note dann einkassiert.

    So ist es berichtet worden.

    Wenn die Bewertungsmitteilung so wichtig ist, warum wird so etwas dann nicht in die Prüfungsordnung geschrieben. Dann hätten wir Klarheit.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ein ehemaliger Kollege von mir hat seiner eigenen Tochter geraten, sich immer zwei Punkte besser selbst einzuschätzen als die Lehrkraft es tat. Oft würde die Lehrkraft so ins Grübeln kommen und dann immerhin einen Punkt mehr geben. Scheint funktioniert zu haben....

    Ich ermuntere die Schülerinnen auch eine Selbsteinschätzung abzugeben. Das hilft bei dem sich anschließenden beratenden Teil des Gespräches. Insbesondere, wenn sie nicht nur irgendeine (unbegründete) Zahl nennen, sondern versuchen zu formulieren, was sie schon können und was noch nicht.


    Allerdings beginnt das Gespräch mit der Selbsteinschätzung. Die Schülerin soll sich ja zunächst nicht an meiner Einschätzung orientieren. Das Vorgehen, eine sagt ’ne Zahl, die andere sagt ’ne Zahl und dann wird verhandelt, kenne ich vom Flohmarkt. Es macht einen Teil des Reizes solcher Veranstaltungen aus. Zur Leistungsbewertung passt das aber nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn die Bewertungsmitteilung so wichtig ist, warum wird so etwas dann nicht in die Prüfungsordnung geschrieben. Dann hätten wir Klarheit.

    Das steht doch drin. Die Mitte des Halbjahres gilt auch für die Q2.2. Nur entspricht die Dauer der Q2.2. eher einem Quartal als einem Halbjahr. Gerade wenn es dann um die Zulassungsentscheidung geht und das bei der BR oder dem VG landet, kann so eine ausgebliebene oder nicht dokumentierte Mitteilung zugunsten des Schülers oder der Schülerin ausgehen.

  • Wenn’s drinsteht und nicht gemacht wurde, ist das natürlich ein formaler Fehler.


    Ich hatte es so verstanden, dass die BR hier ergänzende Vorgaben machen musste, weil die PO nicht genau genug ist. Danke für die Klarstellung.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich stelle übrigens auch fest, dass auch ein nicht unerheblicher Teil der Schülerinnen einen seltsamen Hang zur Arithmetik hat. Sie rechnen mir dann etwas vor und erklären mir, wie ich zu runden habe. Eine solche Verpflichtung können aber nicht belegen. Irgendwo hat irgendjemand irgendetwas gehört und kolportiert es munter durch die Bildungslandschaft. Meine Befürchtung ist, dass nicht selten von Kolleginnen frei erfundene „Vorschriften“ die Quelle dieser „Informationen“ sind.

    So etwas erlebe ich auch immer wieder. Man (SchülerInnen) sagt mir, was sie eigentlich für eine Note erwartet hätten, wenn ihre von mir genannte Note nicht mit "ihrer" übereinstimmt. Als Begründung kommt dann oft: "Herr/Frau xy macht das auch so." "Herr/Frau xy hat gesagt, dass man ... mach muss in solch einem Fall" oder schlimmer "Herr/Frau xy sagt, dass Sie (hier bin ich gemeint), dass so nicht dürfen."

    Doof ist nur, dass Heer/Frau xy, wenn dann bei denen nachfragt keine Quelle dafür nennen können.


    Was die SchülerInnen auch nicht verstehen ist, dass man bei einer KA mit der Note 2 und die andere mit der Note 3 nicht automatisch zwischen zwischen Noten steht und man die bessere bekommt.


    Kleiner Spaß am Rande: Ist die Note, die ich nenne besser als die erwartete, dann beschwert sich kein/e SchülerIn nach dem Motto: Eigentlich müssten Sie mir ja jetzt die schlechtere Note geben, weil ...

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Doof ist nur, dass Heer/Frau xy, wenn dann bei denen nachfragt keine Quelle dafür nennen können.

    Manchmal ist Frau xy einfach nur erstaunt über die adsurde Wiedergabe ihrer völlig anderen Äußerungen


    Kleiner Spaß am Rande: Ist die Note, die ich nenne besser als die erwartete, dann beschwert sich kein/e SchülerIn nach dem Motto: Eigentlich müssten Sie mir ja jetzt die schlechtere Note geben, weil ...

    Da mache ich mir tatsächlich gelegentlich (das geht nicht bei allen Schülerinnen) einen Spaß draus. Wenn die Schülerin sich z. B. erstaunt zeigt, dass es noch für eine Vier gereicht hat (manche sind einfach dermaßen auf die Fünf in Mathematik abonniert, dass sie auf den anderen Fall gar nicht vorbereitet sind), sag ich schon mal „Och, ich kann das ändern ...“


    Außer dem Spaß hat das tatsächlich noch den pädagogischen Nutzen, dass die jungen Menschen sich dann an den Hinweis erinnern, dass sie sich entsprechend ins Zeug legen müssen, wenn sie den Eindruck hatten, dass es diesmal knapp war.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Gestern sagte auch jemand in dieser Situation: "Danke, dass ist nett von Ihnen." Und da musste ich auch sagen: nein, dass ist fair, denn du hast 5 und 5+ geschrieben und versuchst in allen Stunden mitzumachen und versuchst die Hausaufgaben zu machen und stellst Fragen wenn du nicht klar kommst. Klar ist das dann keine 5 auf dem Zeugnis.


    Oder eine andere hatte Tränen in den Augen und sagte, sie hätte auf der alten Schule immer eine 4 in Mathe gehabt und ihre Lehrerin hätte gesagt sie solle es gar nicht versuchen, sie würde niemals das Fachabi schaffen.

    Was soll ich sagen, 12. Klasse und die Klausuren waren 1+ (Matrizen) und 2+ (Wahrscheinlichkeitsrechnung). Abschlussklausur ist im Mai und ich denke da wird sie auch mit 1-2 abschneiden, wie immer seit 1,5 Jahren...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • So einen Fall hatte ich auch in meinem letzten Abijahrgang. Erste Matheklausur in der Q1: 0 Punkte. In der Laufbahnberatung dann die Frage, was sein Ziel sei, wo er hinwolle. Er wusste es nicht. 2 Monate später: "Frau Schlüsselblume, ich brauche mein Abi für Studium X, denn ich möchte das und das machen."

    Tja, was soll ich sagen: Stetige Verbesserung und die mündliche Abiprüfung 1-.

    Studiert jetzt X.

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