Leider sind Noten nicht objektiv. Es sind Momentaufnahmen, die zudem jeweils im Verhältnis zum Leistungsspektrum der Gruppe - und zur Lehrkraft - stehen.
Über die Jahre als Klassenlehrer habe ich schon einiges erlebt. Weil an der Werkrealschule in den vergangenen Jahren Sport, Musik und Kunst als Fächerverbund "MSG" am Jahresende zu einer Note zusammengefasst werden mussten (sic!) hatte mir eine Kollegin die Sportnoten (um das besser ausrechnen zu können) immer auf 2 Dezimalstellen genau (sic !!!) übermittelt. Ich musste das dann mit den Kunstnoten (die im 4-Haufen-Verfahren + Mitarbeit) entstanden waren, den Musiknoten (die aus Referaten und Tests resultierten) im Verhältnis der unterrichteten Stunden zusammenwursteln. Dass von 3 Sportstunden pro Woche jeweils eine Stunde durch den Spaziergang zur Sporthalle und das Umkleiden bestand, war unerheblich. Absurdistan in Reinkultur - im Nebenfach hinnehmbar, denn die meisten Schüler erhielten am Ende in MSG sowieso die Ratatouille-Note "befriedigend".
In der Abschlussklasse bestand ein Kollege (kein Pfarrer) im Fach Katholischer Religion darauf, einer Schülerin die Note 5 zu geben (IMHO eine Verhaltensnote). Weil die Schülerin in Mathematik, Englisch sowie in Hauswirtschaft ebenfalls auf 5 stand, hätte eine Wiederholung des Schuljahres erfolgen müssen - was bei dieser Schülerin sinnlos vertane Lebenszeit gewesen wäre. Es wurde dann möglich, durch Abwahl der Fremdsprache den eingeschränkten Hauptschulabschluss zu erteilen. Ein Austritt aus der Kirche hätte die Religionsnote nicht getilgt. Wäre ich katholisch, wäre ICH - mit Verweis auf diesen menschlichen Gnadenbeweis des Kollegen - ausgetreten.