Diese Frage hat mir gestern ein Schüler gestellt und geht mir nun nicht mehr aus dem Kopf. Ich mache mir Sorgen, weiß aber nicht, ob diese berechtigt sind oder nicht. Ich glaube aber schon, dass der Junge (wie auch immer) gefährdet ist. Er ist in psychotherapeutischer Behandlung (mit der Therapeutin kann man nicht reden; sie fragt mich aus und ich erfahre keinerlei hilfreiche Tipps für den Umgang mit ihm) und im Unterricht sehr verhaltensauffällig. Er ist mitten in der Pubertät und gerade von seiner ersten Liebe verlassen worden. Ein Mitschüler hat ihn vor der ganzen Klasse blamiert, indem er den Abschiedsbrief seiner (Ex-)Freundin vorgelesen hat. Leider konnte ich das nicht rechtzeitig verhindern. Nun habe ich auch noch eine CD von meinem Schüler geschenkt bekommen, auf der fast ausschließlich 'Herzschmerzlieder' zu hören sind. Hinzu kommt, dass er zur Zeit nie nach der Schule nach Hause gehen möchte, weil dort alles scheiße sei. Ich habe versucht mit ihm zu reden, ihm Hilfe anzubieten, aber es ist unmöglich vernünftig mit ihm zu sprechen. Er macht nur - wie sonst auch - 'blöde' Sprüche; ich weiß aber, dass er mich mag und hinter seiner rauhen Schale ein weicher Kern steckt.
Bin wirklich ratlos!
Was meint denn ihr????
Tusnelda
Haben sie schon mal daran gedacht sich umzubringen?
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Hallo Tusnelda,
leider habe ich keine Erfahrungen mit Schülern dieser Altersgruppe, ebenso wenig kenne ich mich derart psychisch belastetenden Jugendlichen aus. Aber ich kann deine Sorge gut nachvollziehen und würde "aus dem Bauch heraus" sagen, dass solche Äußerungen nicht unbeachtet bleiben sollten. Ich habe in meiner Schulzeit zwei solcher Mitschüler erlebt, wo sich leider keiner verantwortlich fühlte...
Ich würde mich mit Kollegen austauschen und auch in Erwägung ziehen, mit Erziehungsberechtigten und/oder Therapeuten zu sprechen! Du solltest ihm stets Unterstützung und Vertrauen signalisieren - ich finde, das hat Heike ganz gut beschrieben. Natürlich musst du dich davon frei machen, dass es allein deine Verantwortung/dein Problem ist, du wirst nicht sein Leben und seine Haltung komplett verändern können.
Aber ich denke, als Lehrer erfüllt man auch erzieherische Aufgaben, gerade in der Sonderschule finde ich diesen Bereich sehr wichtig. Und wenn du merkst, dass diese Geschichte dir Sorgen bereitet, dann würde ich auch unbedingt etwas unternehmen, indem ich z.B. weitere involvierte Personen zu Rate ziehe bzw. informiere.Ich bin da zwar keine professionelle oder erfahrene Hilfe, aber so würde ich wahrscheinlich handeln.
Viele Grüße,
Sophia -
Hallo Tusnelda!
Auch wenn die Therapeutin nicht mit Informationen rausrückt, würde ich sie mit in die verantwortung ziehen und ihr sagen, was für Gedanken, Sorgen du dir machst. Das Selbe gilt für die Eltern des Schülers. Auch Kollegen würde ich informieren.
Wie Sophia und Heike schon geschrieben haben, kannst du ihm nicht alleine helfen und nicht alle Verantwortung auf dich nehmen. Auch wenn er sehr viel Vertrauen in dich hat, musst du an dich denken!
Hol dir Hilfe!
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Ich schließe mich hier allen Vorrednern an: In dem Fall wirklich an jemanden wenden und nicht im Alleingang handeln!
Es müsste aber doch auch jemanden an der Schule geben, der zuständig ist: Schulpsychologen, Beratungslehrer o.ä.
Meine Mutter z.B. ist selbst Beratungslehrerin. Die haben eine spezielle Ausbildung und wissen, was zu tun ist.Sonst, denke ich: An Mentoren wenden!
Finde ich aber gut von Dir, dass Du bei sowas nicht einfach die Augen zu machst oder wegschaust.
Gruß, Mareike
PS:
Therapeuten etc. dürfen auch gar nicht mit "Aussenstehenden" (sprich: jedem anderen ausser dem Patienten selbst) reden wegen der Schweigepflicht, sonst machen sie sich strafbar. Erst wenn der Patient den Therapeuten/Psychologen o.ä. von der Schweigepflicht entbunden hat gegenüber jemandem, erst dann darf dieser mit demjenigen über etwas sprechen. -
Danke für eure Antworten. Auf die Idee, mir Hilfe zu holen, bin ich natürlich auch schon gekommen. Ich habe auch mit Kollegen darüber gesprochen, die Geschwisterkinder des Jungen in ihrer Klasse und mit diesen ebenfalls Probleme haben. Ich weiß nur ehrlich nicht genau, welche Möglichkeiten ich überhaupt habe! Jugendamt, o.k., aber damit hatte ich bisher eher schlechte Erfahrungen. Die Therapeutin ist durch die Mutter von der Schweigepflicht entbunden, rückt aber nicht mit der Sprache raus, weil sie - glaube ich - selbst nicht weiter weiß.
Ich signalisiere meinem Schüler nun täglich, dass er mir am Herzen liegt, ich für ihn da bin, er mich anrufen kann,....Immer noch ratlos,
TusneldaToll, dass man jahrelang studiert und nichts davon gebrauchen kann!
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Vielleicht hilft es, beim Schulpsychologischen Dienst anzurufen. Vielleicht können die dir weiterhelfen oder dir zumindest sagen, wer weiterhelfen könnte. Einen Versuch wäre es zumindest wert.
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