Ihr Lieben,
wer kennt sich mit Streitschlichtern aus? Die Situation war folgende:
Nchdem meine liebe Sieben (bin Deutschlehrer und stellvertretender Klassenlehrer) die letzten Wochen progressiv immer höher gedreht hat, Kreide und Schwämme flogen und es fast jeden Tag irgendeine Käbbelei gab, wurde heute ein Mädchen recht böse am Auge getroffen. Es ist zwar kein bleibender Schaden entstanden,war auch kein Schaden beabsichtigt, trotzdem ist mir recht blass geworden bei dem Gedanken, was alles hätte passieren können. Deshalb hab ich den Einstieg in die Balladenreihe geknickt und eine Stunde lang mit der Klasse darüber gesprochen, wie man sowas in Zukunft verhindern kann. Raus kam Folgendes:
1. Es ist ihnen selbst unangenehm, dass die Klasse untereinander und mit anderen Klassen inzwischen verfeindet ist, und sie waren bis auf zwei Chaoten von dem Zwischenfall auch wirklich geschockt.
2. Sie sehen, dass zwar äußere Gründe eine Rolle spielen (sie schreiben endlos viele Arbeiten im Moment, dazu "wir kommen ja jetzt in die Pubertät"), meinen aber auch, dass sie sich gegenseitig hochschaukeln - der Augenschlag war eine Antwort auf einen Tritt des "Opfers" usw.
3. Zuerst kamen sie drauf, dass die Klassenregeln allein nicht reichen, sondern dass sie auch konkrete Sanktionen wollen.
4. Dann fiel ihnen auf, dass man sich auf die Lehrer auch nicht verlassen kann, weil die nicht immer dabei sind und sich manche auch nicht kümmern oder ungerecht entscheiden.
5. Also haben sie streng basisdemokratisch 4 Streitschlichter gewählt, die den Job haben, bei Konflikten einzugreifen und, wenn das nichts nutzt, zum Klassenlehrer zu gehen und Sanktionen einzuklagen.
Soweit die heutige (aus dem Ärmel geschüttelte) Stunde. Mein Problem: Ich hab sowas noch nie gemacht, fürchte aber, dass das all die wunderbare Einsicht wirkungslos verpufft, wenn wir es jetzt nicht umsetzen. Bis zu den Weihnachtsferien hab ich noch drei Stunden. Meine Grobplanung:
1. In der ersten Stunde möchte ich mit ihnen einen Sanktionenkatalog entwickeln, der auf die "Vergehen" passt, wobei sie auch überlegen sollen, wann eine Entschuldigung reicht, und wann wirklich etwas getan werden muss.
2. In der zweiten Stunde möchte ich mit ihnen Basis-Konflikttraining machen, etwa eine Geschichte über einen Streit lesen; mir ist wichtig, dass sie begreifen, dass jeder die Bremse ziehen muss, wenn es friedlicher werden soll - ich will nicht, dass die Streitschlichter sich dann den gesammelten Zorn der Klasse zuziehen, weil sie versuchen, ihren Job zu tun.
3. In der dritten Stunde würde ich dann gruppenweise ein Rollenspiel entwickeln, in dem ein Streitschlichter einen Streit zu schlichten versucht, damit sie sich über Eingreifmöglichkeiten und angemessenes Verhalten Gedanken machen.
All das "hab ich mir so zurecht gedacht", weiß aber im Grunde nicht, ob das eine sinnvolle Vorgehensweise ist. Hab auch überlegt, Entspannungsübungen in den Unterricht einzubauen, um etwas von dem Druck rauszunehmen - habe allerdings auch ewige Störenfriede in der Klasse, weiß noch nicht, wie die reagieren. hat jemand Tipps - Anregungen - Erfahrungen - Warnungen für eine solche Situation? Bin für jeden Hinweis dankbar!
w.