Das heulende Elend...

    • Offizieller Beitrag

    Tja, nun habe ich also meine beiden Klausuren endlich glücklich korrigiert und rausgegeben- sowohl in 5 als auch in 7 - und in beiden Klassen das gleiche Problem:
    -In der 5 hat einer meiner Vierer-Kandidaten sich mit Tränen in den Augen aus dem Klassenzimmer in die Pause verdrückt
    - und in der 7 hat ein Schüler, der leider wegen Themaverfehlung eine 5 bekommen hatte, erst leise und dann lauthals angefangen zu weinen.
    Ich hätte ihn sehr gern getröstet (aber in den Arm nehmen darf man die Kleinen ja heutzutage auch schon nicht mehr :rolleyes:) hab aber nur ein paar belanglose Worte à la "War doch die erste Schulaufgabe, du bekommst schon noch eine Chance etc." gefunden und mich anschließend maßlos darüber geärgert. Aber wie hätte ich ihn sonst trösten sollen? Abgesehen von den von mir gespendeten Taschentüchern.....
    Wie geht Ihr denn mit solchen Fällen um?
    Liebe Grüße, eine ratlose Hermine

  • Klingt wirklich nicht so toll. Finde mich auch immer sehr hilflos, wenn Schüler so traurig sind.
    Aber zum Glück erholen sich die Lieben ja meist relativ schnell vom Schock. Vielleicht einfach in den nächsten Tagen besonders loben, damit es ihnen schneller wieder gut geht?
    Viele Grüße
    Minchen

  • Hi,
    ich kann deine Situation gut nachempfinden, da es mir in vor den Ferein genauso ergangen ist. Habe meine erste selbstständige Arbeit in der Klasse 8 zurückgegeben. Während der 5er Kandidat sich tapfer hielt und auch einsah, dass seine Arbeit zu große Defizite hatte, um noch mit ausreichend bewertet zu werden, heulten drei vierer Schüler, und zwar so ausufernd, dass die eine für minuten nicht in der Lage war, ein Wort heraus zu bekommen...Ich war auch im ersten moment völlig fertig, zweifelte an meiner Note, dachte an die Folgen der seelischen Schäden der jungen Kinderseelen und was sie isch vielleicht noch zu Hause von ihren ehrgeizigen Eltern anhören können. Kurz gesgat, es ging mir sehr bescheiden...Ich habe auch die Aufmunterungstoeu versucht ud ihnen auch nochmal verdeutlicht, dass eine gute mdl. Mitarbeit eine schlechte Arbeit ausgelichen kann. Und alle betroffenen Schüler sind mittlerweile mündlcih recht aktiv zumindest im Vergleich zu vorher....


    Dennoch bleibt es unangenehm und wahrscheinlich muss man irgendewie lernen, damit umzugehen...


    Bei mir hat sich nach den Ferien nun noch folgende Situation ergeben, dass ich eine S. nachschrieben lassen musste, weil sie aufgrund ihrer psychischen Probleme oft fehlt (teilwiese längere Klinikaufenthalte), deshlab wurd emir gesgat, dass sie unbedingt nachschreiben muss. Gesagt getan, nachdem ich ihr vor den Ferien mitgeteilt hatte, dass sie nachschrieben muss und sie in den Ferien den Stoff nachholne soll, habe ich mich danach mit ihr zusammengestzt und nochmal alles durchgesprochen. Da sie eine gute Deutschschülerin ist hatte ich eigentlich auch keine Bedenken, doch irgendwie hat sie sich in der Arbeit nicht mehr viel zugetraut und die erste Aufage #(gedichtinterpretation), die den Hauptteil der Arbeit uasmacht, nu in Ansätzen beantwortet und die zweite Aufageb auch nciht wirklcih gut bearbeitet, so dass ich ihr wahrscheinlich auch eine fünf geben muss. Sie hat 20min vor Abgabe bereits die Segel gestrichen, mit den Worten ...ist bestimmt ne sechs und hat dann auch angefangen zu weinen. Ich habe sie erstmal versucht zu beruhigen, noch nicht ahnend, dass die Arbeit wirklich ncht so prall ist und nun ist sie seit dem Tag des Nachschreibens krank...


    Meine Gedanken kann man sich ja vorstellen: ich bin schuld, dass es ihr schlecht geht, ich bin schuld, wenn sie einen Rückfall erleidet und wieder ind ie klinik mus usw.


    Ich habe mich nach Gesprächen mit Kollegen nun aber wieder etwas beruhigt und mir klar gemacht, dass die nun mal eine der unagenehmen Seiten unseres Jobs ist, und dass diese negativen Erfahrungen für die Schüler auch wichtig sind, da das Leben ja leider oft solche beriet hält, Nichtdesto trotz bin ich nach wie vor nicht gerade glcüklich mit der Situation und hoffe sehr, dass sie bald wuiede rin die Schule kommt! Werde ihr dann anbieten, dass sie eine ausführliche Hausarbeit abgeben kann und damit die Note zumindest ein klein wenig ausgleichen kann bzw. dass ich sie nochmal mündlich prüfe, je nachdem was ihr liebe ist...


    schnuppe

  • Hi Schnuppe,


    ich finde, da läuft in der Schule etwas vollkommen falsch. Ist denn nicht bekannt, welche Probleme die Schülerin genau hat? Warum ist es klar, dass die Schülerin gleich nachschreiben muss?
    Dich trifft hier keine Schuld, aber das Verhalten deiner Kollegen ist ja sehr seltsam. Eigentlich sollte sich der Klassenlehrer informieren, was mit der Schülerin genau war und wieweit sie wieder belastbar ist. Anschließend sollte man sich mit allen Kollegen, die die Schülerin unterrichten, in einer Klassenkonferenz besprechen (da reicht eine viertel Stunde, kann man also in einer großen Pause machen); evtl. gehört der Schulleiter miteingeladen (rechtliche Fragen wie das Aussetzen der KAs).
    Ich hatte letztes Jahr ein ähnliches Problem: Eine Schülerin, die mehrfach fehlte und evtl. psychische Probleme hatte. Erst am Sprechtag erfuhr ich von den Eltern, dass die Schülerin eine massive Schulangst (vor allem in Hinblick auf KAs) hatte und in psychologischer Behandlung war. Der Klassenlehrer wusste schon seit mehreren Woche vor mir Bescheid!!!
    Der Schulleiter hat dann eine Klassenkonferenz veranlasst und - obwohl er ein übler Paragrafenreiter ist - über die Aussetzung der Benotung (Schülerin schreibt mit, wird aber erstmal nicht benotet) abstimmen lassen. Das wurde natürlich angenommen.
    Natürlich kann es sein, dass die psychischen Proleme erstmal nichts mit der Schule zu tun haben. Aber in einem solchen Fall sollte man doch äußerst behutsam vorgehen und deswegen (es sei nochmals empfohlen!) eine Klassenkonferenz einberufen!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat


    Ich hätte ihn sehr gern getröstet (aber in den Arm nehmen darf man die Kleinen ja heutzutage auch schon nicht mehr :rolleyes:) hab aber nur ein paar belanglose Worte à la "War doch die erste Schulaufgabe, du bekommst schon noch eine Chance etc." gefunden und mich anschließend maßlos darüber geärgert. Aber wie hätte ich ihn sonst trösten sollen? Abgesehen von den von mir gespendeten Taschentüchern.....
    Wie geht Ihr denn mit solchen Fällen um?
    Liebe Grüße, eine ratlose Hermine


    Tja Hermine, da hast Du den Salat... In den höheren Klassen sind die SuS cooler. Aber: Was hindert Dich denn, einen Schüler oder eine Schülerin in solchen Fällen mal in den Arm zu nehmen? Wieso geht das nicht mehr? Hängt da immer gleich das Damoklesschwert des Missbrauchs über uns? Als Frau hast Du doch bessere Möglichkeiten - wir Männer müssen schon eher aufpassen, obwohl ich mir sehr gut vorstellen kann, zu trösten, mal den Arm auf die Schulter zu legen, ohne dass es anzüglich wirkt. Aber: ich bin da schon sehr vorsichtig und sorgsam geworden.
    Und noch was: Mit der Entscheidung, Lehrerin oder Lehrer zu sein, haben wir uns auch darauf festgelegt, Entscheider über Lebenschancen zu sein. Das ist eine schwere Bürde. Auf Frustrationen, die für unser "Kundschaft" aus dieser Bürde erwachsen, sollten wir angemessen reagieren können, damit sie sich nicht so elend allein fühlt, wenn mal was daneben gegangen ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hm ich glaub, auch in den höheren Klassen ist einfach nur die Fassade härter- ich hab auch schon Zehntklässler ein paar Tränchen zerdrücken sehen, aber das Problem sind nicht "Anzüglichkeiten" meinerseits (auf die Idee würde ich ehrlich nicht kommen), sondern dass im Gymnasium in manchen Gegenden ein Lehrer bloss mal zu nah am Gesicht des Schülers husten muss und schon steht der Anwalt neben einem- da ist es dann wurscht, ob Lehrer oder Lehrerin.
    Ganz abgesehen davon, dass es bei mir in beiden Fällen Jungs waren, die sich garantiert nicht von mir in den Arm hätten nehmen lassen( oder sich zumindest danach in den Boden dafür geschämt hätten), weil des ja uncool ist

    Zitat

    Und noch was: Mit der Entscheidung, Lehrerin oder Lehrer zu sein, haben wir uns auch darauf festgelegt, Entscheider über Lebenschancen zu sein. Das ist eine schwere Bürde. Auf Frustrationen, die für unser "Kundschaft" aus dieser Bürde erwachsen, sollten wir angemessen reagieren können, damit sie sich nicht so elend allein fühlt, wenn mal was daneben gegangen ist.


    Den Sinn deiner Äußerung verstehe ich hier nicht ganz, da ich doch durch mein Posting klar gemacht habe, dass ich mir durchaus darüber im Klaren bin, dass ich auf Frustrationen reagieren sollte - und das auch möchte. Deshalb hatte ich mir einen Erfahrungsaustausch erhofft.
    Einen schönen Abend noch,
    wünscht Hermine

  • Zitat


    Den Sinn deiner Äußerung verstehe ich hier nicht ganz, da ich doch durch mein Posting klar gemacht habe, dass ich mir durchaus darüber im Klaren bin, dass ich auf Frustrationen reagieren sollte - und das auch möchte. Deshalb hatte ich mir einen Erfahrungsaustausch erhofft.
    Einen schönen Abend noch,
    wünscht Hermine


    Ich stelle in meiner Äußerung fest, dass Lehrkräfte per se in der Lage sein müssen, Frustrationen der Schülerinnen auszuhalten und abzufedern. Jede/jeder, der pädagogisch verantwortlich ist, wird so handeln. Das bereitet oft Kopfschmerzen und manchmal ist man damit ganz schön allein.
    Das muss nicht sein. Es täte einer Schule, gleich welcher Schulform, gut zu Gesicht, wenn sie diese Problematik zu einer Sache für alle macht - meinetwegen zunächst mal in Form einer pädagogischen Konferenz unter Mitwirkung der Eltern und SuS. Vorbereitet wird das ganze von einer kleinen Arbeitsgruppe. "Umgang mit Frustrationen/Enttäuschungen/Versagensängsten bei SuS" - eine Veranstaltungsreihe zu diesen Themen könnte ich mir gut vorstellen.
    Hermine
    natürlich habe ich gelesen und verstanden, dass Du auf Frustrationen angemessen reagieren willst.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das muss nicht sein. Es täte einer Schule, gleich welcher Schulform, gut zu Gesicht, wenn sie diese Problematik zu einer Sache für alle macht - meinetwegen zunächst mal in Form einer pädagogischen Konferenz unter Mitwirkung der Eltern und SuS. Vorbereitet wird das ganze von einer kleinen Arbeitsgruppe. "Umgang mit Frustrationen/Enttäuschungen/Versagensängsten bei SuS" - eine Veranstaltungsreihe zu diesen Themen könnte ich mir gut vorstellen.


    Das wäre ein absoluter Traum... und damit hab ich deine Äußerung auch besser verstanden- die Pessimistin in mir sagt aber, dass sich einer oder sogar mehrere der betroffenen Teile rausreden werden- "Sie unterrichten schlecht, wenn mein Kind bei Ihnen nicht nur Einser schreibt..."
    abgesehen davon hatte ich sogar unmittelbar vor der Rausgabe der Arbeit noch mit den Kids gesprochen, was denn diese Zahlen in Worten bedeuten und was man denn unternehmen kann/soll, wenn die Note nicht ganz so gut ist- aber da haben sich die Sus natürlich noch nicht selbst betroffen gefühlt... :rolleyes:
    Ich glaub auch, dass der Umgang mit Frustrationen anderer sehr schwer ist, weil jeder anders reagiert- der eine will in den Arm genommen werden, der andere will lieber alles mit sich selbst abmachen- ein "Kochrezept" dafür wird es wohl nicht geben...
    Ein schönes Wochenende noch,
    Hermine

  • Darf ich fragen, warum das ein Traum ist? Es geht doch im Prinzip alle Lehrkräfte an, jede/jeder steht mehrfach im Schuljahr vor diesen Situationen, fühlt sich elend oder hilflos. So gesehen wäre eine pädagogische Konferenz, wie ich sie angeregt habe, doch eine gute Maßnahme zur allgemeinen Verbesserung der "Psychohygiene", oder?
    Ich würde es einfach mal im Kollegium vorschlagen - mir vorher vielleicht ein paar Verbündete suchen, damit ich damit nicht alleine bin...
    Viele Grüße und eine gute Woche wünscht Hannes

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