Was genau ist Stationenlernen?

  • Was genau ist eigentlich Stationenlernen? Ich weiß nur ganz grob, was das ist. Aber worin unterscheidet es sich von Freiarbeit und Wochenplanarbeit? Nur in der Dauer? Und was muß man beim Stationenlernen beachten? Wie funktioniert es genau? Gibt es irgendwo im Internet eine gute Seite, die umfangreich über diese Methode informiert? Arbeiten die Schüler da einfach in Gruppen nacheinander verschiedene Stillarbeitsaufgaben ab oder ist da auch Gruppenarbeit u.ä. drin enthalten?
    Ich habe schon so oft das Wort "Stationenlernen" gehört, daß ich das gerne mal ausprobieren möchte. Welche Erfahrungen habt ihr mit dieser Methode gemacht? Und warum sprechen momentan alle darüber? Fragen über Fragen, ich weiß. Aber ich hoffe, ihr könnt mir ein bisserl weiterhelfen.<br>

  • Stationsarbeiten können sowohl Einzel-, als auch Partner- und Gruppenarbeit beinhalten. Es muss außerdem nicht unbedingt "Stillarbeit" sein, im Gegenteil bietet das Verfahren die MÖglichkeit auf möglichst unterschiedliche Art und Weise etwas zu erarbeiten oder zu üben. Ich finde es gerade zum Üben ideal: Gerade langweiligen Stoff wie z.B. Grammatik kann man so ganz anregend gestalten und den Schülern kann das Üben richtig Spaß machen.
    Stationslernen eignet sich zudem ganz gut, die Schüler an freiere Arbeitsformen wie z.B. Wochenplan, Freiarbeit, Werkstattarbeit heranzuführen. Sie bekommen einen Laufzettel, auf dem alle Stationen aufgeführt sind, die sie bearbeiten sollen. Die Reihenfolge können sie selbst bestimmen. Mit Hilfe von Laufzetteln kann man sehr gut differenzieren, so dass alle am gleichen Thema, aber auf unterschiedlichen Lernniveaus arbeiten können. Wenn man nicht so differenzieren muss, kann man auch einfach ein Stationsplakat an der Tafel aufhängen, auf dem alle Stationen stehen und die Schüler alle bearbeiteten abhaken. Der Vorteil dabei ist, dass man als Lehrer einen besseren Überblick über den jeweiligen Arbeitsstand der Schüler hat.
    Der Unterschied zur Werkstattarbeit ist der, dass eine Stationsarbeit nicht so umfangreich ist, lediglich über einige wenige oder auch nur einzelne Stunden fortgeführt wird und vor allem bereits vorstrukturiert ist. Die Schüler können daher lernen, sich selbst zu organisieren, ohne gleich völlig überfordert zu werden.
    Eine Werkstatt ist dagegen fest installiert und bietet den Schülern Arbeitsanregungen, aus denen sie völlig frei auswählen dürfen, was sie machen wollen. Bei Stationen ist ein bestimmtes Pensum dagegen Pflicht.


    Falls du Stationslernen wirklich mal durchführen willst, würde ich dir ein Buch empfehlen, dass ich sehr hilfreich fand: Roland Bauer: Schülergerechtes Arbeiten in der Sek.I: Lernen an Stationen.
    Ich glaube nicht, dass man im INternet ausreichend ausführliche Informationen zu dieser Methode findet, wenn man sie wirklich umsetzen will.


    lg,
    Mia<br>

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo,
    bei der Werkstattarbeit kann man auch Pflichtaufgaben einbinden. WErkstattarbeit ist aber (meist oder sollte zumindest so sein) fächerübergreifend, d.h. man bietet Angebote zu verschiedenen Fächern aber zum gleichen Thema an (zumindest ih der Grundschule). LG, N atalie<br>

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Bei mir läuft Stationenlernen folgendermaßen ab:
    Ich stelle zu einem bestimmten Thema verschiedene Übungen zusammen, die an verschiedenen Plätzen im Klassenzimmer ausliegen. Wenn wir einen neuen Buchstaben lernen, z.B. Nachspuren an der Tafel, in Sand malen, auf dem Boden nachlaufen etc. Meistens teile ich den Kindern eine Anfangsstation zu, nach einem akustischen Signal wechseln sie dann im Uhrzeigersinn die Station.
    LG
    Meike<br>

  • Kann man denn beim Stationenlernen verschiedenen Schülern unterschiedliche Laufzettel geben '''(je nach Niveau) oder bekommen alle die gleichen Laufzettel? Ist der Unterschied zur Freiarbeit also der, dass es nicht ganz so frei und umfangreich ist? Es geht um Englisch und Mathe für's Gymnasium (hier um die Unterstufe). Am Gymnasium kann ich aber vermutlich nicht so gut fächerübergreifend arbeiten, da ich auch jede Klasse nur in einem Fach unterrichte und die Kollegen Stationenlernen nicht mal kennen. Was ist denn eigentlich Werkstattarbeit? Und ist Freiarbeit und Wochenplanarbeit eigentlich schon wieder out? Danke für eure Antworten und vielen Links, die ihr mir empfohlen habt.
    Miriam<br>

  • Hallo Miriam,
    Werkstatt unterscheidet sich insofern vom Stationslernen, dass man da fächerübergreifend (so weit wie möglich) arbeitet. Außerdem stellt man alle Angebote (Übungen zum Thema) nicht an verschiedenen nummerierten Plätzen auf, sondern meist auf eine lange Tischreihe hinten im Raum. WErkstätten sollten immer auch KUnstangebote enthalten. Die Schüler erhalten auch einen WERkstattplan, auf dem sie abhaken,was sie erledigt haben. Sie können die Bearbeitungsreihenfolge frei auswählen, wobei du auch wieder Pflichtaufgaben einbinden kannst. Ansonsten gibt es noch die Lerntheke, hier kannst du in einem FAch zu einem Thema verschiedene Lernangebote auf eine Tischreihe stellen und die Schüler bearbeiten sie in beliebiger Reihenfolge, ist aber so ähnlich wie Wochenplan (finde ich). Oft bekommen ja nur alte Methoden neue Gewänder durch andere Namen. LG, Natalie<br>

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    A. Camus

  • Ich habe auch ein paar Fragen zum Stationenlernen und habe grade diesen Thread entdeckt: Eignet sich das Stationenlernen eigentlich für einen Ub? Eigentlich dauert es doch länger als eine Stunde, oder? Oder sollte ich 2 oder 3 Stunden Stationenlernen machen eine davon als Ub nutzen? Eignet sich da eher die 1. oder letzte Stunde des Stationenlernens zu? Wie steigt man denn dann ein - bespricht man vorher nochmal kurz die Ergebnisse der letzten Stunde? Es ist mein erster Ub, Stationenlernen habe ich auch noch nie gemacht oder irgendwo gesehen (ich dachte einfach, es bietet sich gut an für eine Wiederholungseinheit, oder?) - deshalb bin ich für jeden Tipp dankbar. Reicht es eurer Erfahrung nach, mit der Klasse (die auch noch keine Erfahrung mit dieser Methode und auch noch mit keinen anderen offeneren Methoden hat) diese Methode ein- oder zweimal zu üben? Worauf muß ich dabei achten?
    Müssen beim Stationenlernen eigentlich die Schüler, die in der Stunde nicht fertigwerden, die Pflichtaufgaben zu Hause beenden? Wie kontrolliert man die Aufgaben und hakt sie auf dem Laufzettel ab oder müssen die Schüler das selbst machen?
    Und noch eine Frage: Wenn ich ein Stationenlernen durchführe, ist dann das Thema der U-Stunde: "Stationelernen zum Festigen des Gelernten"???
    Ich wäre wirklich froh, wenn ihr mir weiterhelfen könntet!
    Silke
    <br><br><br>

  • Hallo Silke,
    ich würde das Lernen an Stationen mit einer Klasse, die noch keine offenen Methoden kennt, mehr als zwei mal vor einem UB üben. Das Thema der STunde sollte nicht einfach nur "FEstigung des Gelernten an STationen" heißen, sondern schon den Schwerpunkt der STunde (um was geht es, was wird wiederholt) beinhalten. Vielleicht schreibst du mal, was wiederholt wird, dann überlegen wir mal gemeinsam, wie man das formulieren könnte.
    Normalerweise haken die Schüler die bearbeiteten Angebote selbst ab (auf ihrem Laufzettel), du solltest halt hinterher durchsehen, ob sie alle alle Pflichtaufgaben gemacht haben. Die Aufgaben sollten nicht als HA aufgegeben werden, normalerweise befinden sich die Arbeitsaufträge und Materialien ja auch nur an den STationen und können von den Schülern nicht mit nach Hause genommen werden. Wie lange das Lernen an Stationen dauert,hängt vom Umfang der Aufgaben und Stationen ab, aber für den UB zeigst du eben nur eine Stunde, das musst du im Entwurf deutlich machen. Du kannst neben den Pflichtsstationen noch Zusatzstationen machen, für die schnelleren (auch eine ARt der Differenzierung). Ich würde nicht die erste Stunde nehmen, da du in der ersten STunde mit den Schülern erst mal die einzelnen Stationen evtl. besprechen musst. In der Reflexion (im UB) würde ich dann eine bestimmte Station besprechen, natürlich sollte es eine sein, bei der man etwas reflektieren kann und die auch schon mehrere SChüler bearbeitet haben. LG, Natalie<br>

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    A. Camus

  • Hallo Natalie,
    vielen Dank, dass du meine Fragen so ausführlich beantwortet hast. Ja, eigentlich wäre es besser, wenn ich das Stationenlernen länger vorher üben könnte. Aber dummerweise ist der Unterrichtsbesuch schon übernächste Woche. Die Klasse ist ganz toll (5. Klasse und auch ziemlich leistungsstark), da hoffe ich, dass die nach 2 Stunden Übung das Stationenlernen wenigstens in Grundzügen verstehen. Ich denke (und hoffe), dass es im Ub berücksichtigt wird, dass die Schüler noch wenig Erfahrung damit haben und die Methode noch nicht perfekt beherrschen können. Gibt es denn vielleicht die Möglichkeit, Stationenlernen für Anfänger noch "etwas weniger offen" zu gestalten? Ich habe einfach keine Zeit, das vorher noch häufiger zu üben und finde die Methode so schön geeignet zur Wiederholung des Stoffs.
    Thematisch geht es um "Revision" (Fach: Englisch). Es gibt im Buch nach mehrern Units immer wieder die Einheit "Revision", die den Unterrichtsstoff der letzten 2 oder 3 Units nochmal kurz wiederholt (Übungen). Deshalb ist das mit dem Thema etwas schwierig. Ich wollte in das Stationenlernen Übungen zum Wortschatz und den erlernten Strukturen der letzten Units einbauen und den Stoff auf verschiedenen Arten wiederholen lassen.
    Befinden sich die Arbeitsaufträge nur an den Stationen oder liegen an den Stationen beispielsweise Arbeitsblätter, so dass jedes Kind ein Arbeitsblatt bekommt, mit an seinen Platz nimmt und ausfüllt?
    Wie kontrolliere ich denn, ob die Schüler alle Aufgaben gemacht haben? Kommen sie nach jeder Aufgabe zu mir bzw. gehe ich zu ihnen?
    Und wie beginne und beende ich die Stunde beim Ub (da sollte es doch unbedingt Phasen geben, oder?)? Ist ein Sitzkreis zur kurzen Vorbesprechung oder ein kurzes Spiel, das inhaltlich passt, ein möglicher Einstieg? Und für den Schluss habe ich mir überlegt, dass man im Sitzkreis noch einmal die Eindrücke bespricht. Geht sowas?
    Oje, so viele Fragen. Aber ich habe bisher meine ganzen Infos über's Stationenlernen nur aus Büchern bzw. aus dem Internet und habe noch keine hundertprozentige Vorstellung davon, wie es in der Praxis aussieht. Ich bin aber mal total gespannt darauf, es auszuprobieren.
    Ganz liebe Grüße und vielen vielen Dank,
    Silke
    <br>

  • Hallo Silke, ich denke eine fünfte KLasse sollte es nach zweimal üben schaffen. Ich bin an der GS und da dauert so etwas immer etwas länger. Ein kurzes Spiel als Einstieg finde ich eine gute Idee, am Ende solltest du eine REflektion machen, dass heißt eine bestimmte Aufgabe (einer Station) besprechen. Am besten vielleicht eine, bei der Altes mit Neuem kombiniert wird, d.h. bei der die Schüler etwas Neues entdecken können. Habe leider nicht viel Ahnung von Englisch, ist aber eigentlich der normale Ablauf.
    Phasen beim UB. Einstieg, Arbeitsphase, Festigung/ Reflexion. Bist du in NRW? Habt ihr kein paper im Seminar bekommen, wie der Entwurf aufgebaut sein sollte? Die Arbeitsblätter liegen an den Stationen, jeder Schüler soll sich eines nehmen, es aber da an der STation bearbeiten (du musst an den Stationen Sitzplätze schaffen). Vielleicht zum Anfang mit wenigen Stationen beginnen, einige Sch. kennen das sicher schon aus der Grundschule, frag doch vor dem ersten Mal mal, wer das schon kennt und den Ablauf den anderen erklären kann. Ob alle alles haben kannst du nur kontrollieren, indem du am Ende von allen alles einsammelst und überprüfst, du kannst aber auch anordnen, dass sie nach BEendigung einer STation zu dir kommen sollen, damit du es überprüfen kannst (ist aber nicht so üblich). Stell deine Frage doch mal hier im SEk.1 Bereich, da gibt es einige, die auch Englisch machen. LG, Natalie :D<br>

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Super! Vielen Dank für die vielen Antworten! Jetzt hat sich ja (außer den fachlichen Fragen) schon das meiste geklärt. Die werde ich dann am besten wirklich in der Sparte Sek I noch einmal stellen.
    Aber mir ist noch eine Frage eingefallen: Wie funktioniert das mit der Differenzierung: Kann es nicht passieren, dass alle Schüler lieber die leichtern statt der schwierigen Aufgaben machen oder schwächere Schüler sich zu schwierige Aufgaben aussuchen. Kann und soll ich dann eingreifen?<br>

  • Zitat

    Aber mir ist noch eine Frage eingefallen: Wie funktioniert das mit der Differenzierung: Kann es nicht passieren, dass alle Schüler lieber die leichtern statt der schwierigen Aufgaben machen oder schwächere Schüler sich zu schwierige Aufgaben aussuchen. Kann und soll ich dann eingreifen?


    Die Differenzierung kannst du ja wunderbar durch die Laufzettel regeln: Jeder Schüler bekommt seinen eigenen mit seinen Pflichtaufgaben und insofern hat er an dieser Stelle überhaupt nicht die Wahl, welche Aufgaben er bearbeiten möchte oder nicht.
    Falls du das STationsverfahren offener gestaltest (z.B. durch einen Stationsplakat zum Abhaken) solltest du eingreifen, wenn du bemerkst, dass sich einzelnen Schüler mit der Aufgabenwahl überfordern und andere sich dauerhaft nur zu leichte Aufgaben suchen. Aber wenn du eine sehr leistungsheterogene Lerngruppe hast, empfiehlt sich ohnehin das Vorgehen mit den Laufzetteln.


    Gruß,
    Mia<br>

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallihallo!
    Ich habe auch noch eine Frage zu dem Thema!


    Ist Stationenlernen das gleiche wie ein Lernzirkel?


    Nicht dass ich noch in meinen Stundenentwurf für die Prüfung was falsches schreibe ;)


    Danke schon mal, Barbara<br>

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