Werden "Stern" und "Spiegel" langsam blutrünstig?

  • Hallo!
    Ich muss wirklich ein paar Meinungen zu einem nicht gerade appetitlichen bzw. einfachen Thema einholen.


    Konkret geht es um die "Stern"-Ausgabe Nr. 34/18.08.2005 sowie die "Spiegel"-Ausgabe dieser Woche, Nr.34/22.08.2005.


    Beide enthalten Berichte, die m.E. einfach den Rahmen des notwendigen sprengen, ich rede von einfach zu detailliert beschriebenen Folter- und Tötungsmethoden.


    Im "Stern" ("Von den Eltern misshandelt", S.50 ff) liest man über die Arbeit einer Komissarin, deren Arbeitsbereich die Gewalt gegen Kinder ist. OK, wichtiges und aktuelles Thema, keine Frage! Aber muss der Leser wirklich in der Form aufgerüttelt und geschockt werden, indem man ihm genau erzählt, wie nun genau der sozial niedrig stehende Mitbürger sein Kind zu Tode foltert, es misshandelt und erniedrigt? (Details bitte selbst nachlesen.)


    Im aktuellen "Spiegel" erfährt man in "Ein nützlicher Mörder" (S.90 ff) alles über den psychopathischen Frauenmörder Frank Gust, von dessen Störung sich die Psychiatrie Forschungserfolge verspricht. Seine dargestellten Mordmethoden bzw. Intentionen entbehren keine blutig-widerwärtige Einzelheit...
    (Details s.o.)



    Ich weiß, dass der Grad zwischen gutem, investigativem Journalismus und reißerischer Sensationsgier normalerweise klar definiert sein sollte, aber hier bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Was soll das denn beim Leser bewirken außer akutem Ekel und Schocks? Gut, beim "Stern" wird das Ganze noch mit einem Appell an Zivilcourage und Wachsamkeit veknüpft, ok, ok, aber trotzdem.


    Sind wir mittlerweile wirklich so abgestumpft, dass wir nur noch die volle Dröhnung an abartigem Verhalten brauchen um informiert und aufgerüttelt zu werden?


    Ich stelle mir diese Frage auch bewusst selbst, schließlich sage ich zu einem guten Horrorfilm selten Nein. Bin ich nun ein scheinheiliger Moralapostel, oder kann ich einfach noch gut zwischen Film und Realität trennen?


    Wie denkt ihr darüber? Ist es in Ordnung, wenn Magazine wie "Stern" und "Spiegel" ziemlich detailliert schreiben und der Leser jedes noch kleine blutige Detail erfährt (mit den Resultaten Albtraum und Übelkeit) oder geht es auch euch einen kleinen Schritt zu weit?


    Gut, man hat mir schon gesagt: "Dann lese die Zeitung doch einfach nicht!" Ist ja nun aber auch nicht so, dass ich prinzipiell was gegen den Spiegel habe, bin seit 7 Jahren Leserin.


    Ich erinnere mich noch an einen ähnlichen Vorfall vor einiger Zeit, als der "Stern" en Detail die Praktiken des Kannibalen von Rotenburg schilderte, Gab es damals nicht schon eine vergleichbare Diskussion?


    Grüße von der Darkside!

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