Erwarte ich zu viel von einer Mutter, wenn ich sie bitte, ...

  • ... etwa einmal wöchentlich gemeinsam mit ihrem Sohn in das Federmäppchen zu schauen und es auf Bleistift und Radiergummie zu kontrollieren?


    Habe heute eine Mutter im Elterngespräch darum gebeten, nachdem ich jetzt schon einmal drei Wochen lang dem Kind einen Zettel mit nach Hause gegeben habe (und es immer wieder vergessen hat, diesen abzugeben) und ihr schon einmal hinterhertelefoniert habe.


    Die Mutter hat mir geantwortet, dass sie das nicht schafft. Ich war ersteinmal total perplex, habe dann angeboten, dass auch ich weiterhin immer freitags mit dem Sohn kontrollieren kann und sie dann bitte nur freitags dran denken soll, in die Postmappe zu gucken, ob ich eine Nachricht hinterlassen habe. Im Nachhinein ärgere ich mich aber fast über mein Angebot - zumal es für sie ja auch nicht unbedingt eine Erleichterung bringt - und wenn ich das mit jedem Schüler machen müsste...!


    Vielleicht kann ich mich aber auch einfach nicht in die Mutter hineinversetzen, weil ich selbst keine Kinder habe? Die Familie hat nur ein Kind, der Vater arbeitet wohl sehr viel, die Mutter 15 Stunden (3 Vormittage) pro Woche)

  • Also, ich finde es nicht zu viel verlangt, wenn die Mutter dies macht. Hauptziel ist zwar, dass das Kind selbst am Abend nachschaut, ob alles gespitzt ist etc., aber da brauchen manche halt noch Hilfe.
    In meiner ersten Klasse merke ich aber auch, dass es Eltern gibt, die es nicht schaffen, ihr Leben und das Leben ihrer Kinder auf die Reihe zu kriegen.
    Ich weiß, dass ist jetzt salopp formuliert, aber dieser Eindruck bestätigt sich bei mir und meinen Kollegen.
    Die Kinder werden entweder in Watte gepackt, Leistungsanforderungen sind zu viel, keine Freizeit mehr oder
    es ist ihnen egal, was passiert. Elternzettel werden nicht unterschrieben, neue Hefte sind tagelang nicht da etc.
    Es nervt mich, aber ändern...
    Gruß
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Nein, ich denke, das ist wahrlich nicht zu viel verlangt!


    Sowas ärgert mich auch immer. Gerade solche "Kleinigkeiten", die von den Eltern in 2 Minuten zu erledigen wären, halten den Unterricht immer sehr lange auf.
    Und ich kann es nicht verstehen, warum manchen Eltern scheinbar alles zuviel ist, was mit Schule verbunden ist.
    Für das Arbeitsmaterial sind nunmal die Eltern verantwortlich und nicht die Lehrer.

  • Hm, also wenn ich von der Lehrerin aufgetragen bekomme, das zu tun, dann würde ich wohl (allein schon, weil's mir peinlich wär' 8o ). So rein aus dem Alltag raus, muss ich aber gestehen, ich kümmere mich da nur äußerst selten drum, ob meine Kinder das erledigen oder nicht. Irgendwie fällt es schon unter den Punkt 'Ja, was denn noch alles' *schäm*.
    Gut, ich hab' drei Kinder und arbeite fast voll, aber ich hatte ja irgendwann mal auch nur ein Schulkind und war daheim bei den Kleineren, aber selbst da ... es gibt noch soo viel Wichtiges neben dem Leben in der Schule *flöt*.



    Aber rein vom Prinzip her hast du VÖLLIG Recht, und ich ärger mich bei einem meiner Schüler auch, weil der NIE sein Zeug beinander hat *grummel*.

  • auf die Idee, die Mutter darum zu bitten, bin ich ja auch nur gekommen, weil der Schüler fünf Wochen lang immer mit Buntstift geschrieben hat (schreibt sich ja auch so gut damit ) und es daheim auch bei den Hausaufgaben ihm nie aufgefallen ist, dass er ja mal einen Bleistift einstecken könnte ...



    Sehe es aber mitterweile so: woher soll der arme Junge den die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren, haben, wenn es nichteinmal seine Mutter schafft, so einen Auftrag zu erfüllen - und ich werde mit ihm das Federmäppchen kontrollieren (hoffe, die Mutter denkt dann wenigstens dran, einen eventuellen Zettel zu lesen)

  • Hallo juna!


    Ich kenne das! Hab ein Mädchen bei mir in der Klasse, bei der auch keiner zuhause nach etwas guckt. Heute hatte sie keine Hausimappe, keinen Radiergummi und keinen Bleistift.


    Ich finde es völlig in Ordnung die Eltern darum zu bitten, danach zu gucken. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, aber naja.
    Und leider ist der Leidtragende immer das Kind.


    Tiggy

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

  • Zitat

    juna schrieb am 23.03.2007 07:46:
    Sehe es aber mitterweile so: woher soll der arme Junge den die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren, haben, wenn es nichteinmal seine Mutter schafft, so einen Auftrag zu erfüllen - und ich werde mit ihm das Federmäppchen kontrollieren (hoffe, die Mutter denkt dann wenigstens dran, einen eventuellen Zettel zu lesen)


    Für diese Fälle - um meine Nerven zu schonen, und wissend, dass ich solche Dinge ohnehin nicht ändern werde können - habe ich in der Klasse eine Kiste mit Ikeableistiften, Radiergummis aus den Fundkisten, Spitzer, ...

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