Rechtschreibung in der zweiten Klasse

  • Hallo,


    meien Frage richtet sich vor allem an Leute, die ebenfalls in einer zweiten Klasse Deutsch unterrichten. Ich würde gerne wissen, wie bei euch Übungen zur Rechtschreibungen bzw. Diktate aussehen. Ich habe bisher eigentlich immer mit dem Sprachbuch gearbeitet und bin vor kurzem dazu übergegangen mit den Kindern Wörtern zum jeweiligen Thema zu sammeln. Diese Woche haben wir zum Beispiel Wörter zum Frühling gesammelt: Sonne, Biene, Beeren, Kohlmeise, Osterglocke etc. Nun sind ja in den Wörtern verschiedene Schwierigkeiten enthalten. Wie gehe ich nun am geschicktesten vor? Theoretisch gäbe es ja folgende Möglichkeiten, wobei keine so wirklich zufrieden stellend ist:


    1. Die Schüler lernen die Wörter auswendig.


    2. Die einzelnen Worte werden gemeinsam angeschaut, schwierige Stellen markiert und man überlegt sich, warum das Wort so geschrieben wird. Wenn's keine logische Erklärung dafür gibt, ist es ein Merkwort.


    3. Man behandelt im Laufe der Einheit alle aufgetretenen Rechtschreibphänomene.


    Ich würde mich über ein paar Meinungen freuen. Außerdem würde ich noch gerne wissen, ob in euren Diktaten nur Wörter vorkommen, die genau so vorher schon geübt wurden oder auch solche, auf die die bisher gelernten Strategien angewendet werden sollen?!


    Viele Grüße Lehrkörperin

  • Ich unterrichte zwar keine 2. Klasse, aber ich finde die Sache mit den Merkwörtern (und dementsprechend Mitsprech- und Nachdenkwörtern) einfach klasse. Im Endeffekt spiegelt eine solche Klassifizierung die Definition und die Ziele von Rechtschreibunterricht nach MEnzel wieder: Lautgetreue Wörter richtig schreiben können, Strategien (Ableiten, verlängern) anwenden können und "schwierige" Wörter nachschlagen/merken.


    Ich versuche dieses Konzept in meiner 5. Klasse umzusetzen. Ziemlich schwierig, da sie es bisher ja nicht so gemacht haben. Aber wenn das von Anfang an angebahnt wird, dann klappt das bestimmt viel besser. Jedoch kann ich auch bei meinen Schülern etliche Erfolge verbuchen. Gerade sehr schwache Rechtschreiber können damit sehr viel anfangen.


    Du kannst parallel dazu ja trotzdem immer wieder einzelne Fehlerschwerpunkte gesondert bzw. gezielt behandeln. Meist handelt es sich ja dann um Merkwörter (z. B. Dehnungs-h). Oder eine NAchdenkwortkategorie wären die doppelten Mitlaute. An denen kannst du ja die Klatschstrategie trainieren.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lehrkörperin,


    ich arbeite mit "Bausteine", dort wird fast ausschließlich mit Themenwörterlisten gearbeitet. Bisher sind mir nur 4 extrem kurz abgearbeitete Rechtschreibschwerpunkte in Erinnerung (D/d, T/t, au->äu und doppelte Mitlaute, jeweils auf einer Seite abgehandelt). Ich bin damit auch total unzufrieden und werde deshalb zum Frühling nun als Schwerpunkt "Wörter mit ie" einbauen und daran "lange und kurze Selbstlaute" wiederholen.
    Bei Variante 2 müsstest du sicher gehen, dass die Rechtschreibstrategien vorher einigermaßen bekannt sind oder es sehr ausdehnen, ich habe einige, die Wochen brauchen, bis sie eine Strategie anwenden können.
    Wie wäre es, wenn du eine Mischung aus den 3 Punkten wählst?
    2 Schwerpunkte und dazu nötige Strategien behandeln - Rest überlegen, warum man sie so schreibt - Rest Merkwörter.
    Ich würde bei den doppelten Mitlauten übrigens Silben schwingen und aufmalen, das Klatschen ist kürzer als die gesprochene Silbe.


    Grüße,
    Conni

  • Ich würde eine Mischung aus Punkt 1 und 2 machen.
    Punkt 3 finde ich zu schwierig für die 2. Klasse.
    Die Kinder haben noch ein enormes Auswändiglerngedächtnis in dem Alter - das kommt ihnen bei der Merkwörtermethode sehr zugute. Das Regelverständnis (und damit das Ableiten,.. können) hingegen wächst erst mit zunehmendem Alter.


    Bei Diktaten verwende ich nur bereits geübte Wörter. Wenn ein neues reinmuss, weil es vom Text nicht anders möglich ist, schreibe ich dieses an die Tafel, oder bewerte es zumindest nicht.


    Die verschiedenen Rechtschreibphänomene werden in der 3. Klasse und speziell und sehr gezielt auch in der 4. Klasse geübt - da sind die Kinder dann auch so weit, dass sie sich manche Wörter nach Regeln herleiten können.


    @ Conni: Kennst du die Bausteine-Bücher der 4. Klasse? Vielleicht ist es auch dort so, dass erst da verstärkt die Besonderheiten der Rechtschreibung behandelt werden? (ich hatte nämlich das gleiche Problem mit meinem D-Buch in der 2. u. 3. Klasse, und jetzt in der 4. Klasse löst sich mein Problem plötzlich auf, und die Kinder schreiben doch recht manierlich inzwischen :) ).

  • Zitat

    Herzchen schrieb am 17.03.2007 11:43:
    Ich würde eine Mischung aus Punkt 1 und 2 machen.
    Punkt 3 finde ich zu schwierig für die 2. Klasse.
    Die Kinder haben noch ein enormes Auswändiglerngedächtnis in dem Alter - das kommt ihnen bei der Merkwörtermethode sehr zugute. Das Regelverständnis (und damit das Ableiten,.. können) hingegen wächst erst mit zunehmendem Alter.


    Also, bei uns in Niedersachsen gibt es in der 3. (nicht 2.!!) Klasse einen zentralen Deutschtestm. Wir haben nur für dieses Schuljahr die Probeaufgaben bekommen. Hierbei bekommen die SuS u.a. zwei Wörter "Urlaub" und "Urlaup". Dann müssen sie das richtige ankreuzen und sagen wieso das so ist bzw. wie sie das herausgefunden haben. "Nomen" oder "verlängern" oder "ableiten". Finde ich ganz schön schwer, klar kennen sie diese Überprüfungsaufgaben - aber Urlaub ist ja gleichzeitig auch ein Nomen - aber die richtige Variante findet man durch verlängern (richtige Antwort) heraus...
    Also sollte man die SuS wohl doch schon möglichst rasch damit vertraut machen und es immer und immer wieder verdeutlichen. Wir sagen es zwar "durch verlängern" aber nicht im Sinne einer auswendig zu lernenden regel oder so..

  • Boah, das finde ich heftig! 8o
    Und die Kinder können das auch zum Großteil?
    Oder wird dann hintrainiert, dass sie genau die Testwörter eben schon können - wie es ja bei so vielen Testverfahren üblich ist, damit der Lehrer nicht schlecht da steht.
    Meiner Erfahrung nach würden das nur die sehr guten Schüler schaffen, ohne gründlichst dafür gedrillt worden zu sein.

    • Offizieller Beitrag

    Meine Zweitklässler bekommen zu Beginn einer neuen U-Reihe die Lernwörter (Bausteine Sprachbuch) und üben sie nach dem Prinzip:
    - lesen
    - merken (z.B. mit geschlossenen Augen in Gedanken schreiben)
    - evtl. schwierige Stellen nochmal anschauen
    - abdecken
    - schreiben
    - kontrollieren
    Zusätzlich markieren wir immer Nomen, Verben, Adjektive in vereinbarten Farben.
    In den folgenden zwei bis drei Wochen der Einheit werden diese Wörter immer wieder geübt ('Dauerauftrag' neben den Hausaufgaben, Partnerdiktat in Förderstunden) und tauchen auf fast allen Arbeitsblättern und in einem Übungstext auf. Während der Arbeitsphasen bespreche ich dann individuell mit jedem Kind die unterschiedlichen Rechtschreibstrategien. Der eine Schüler hat noch Schwierigkeiten mit dem Verlängerungstrick, ein anderer muss daran erinnert werden, dass aus a ein ä wird usw. Das sind nur kurze Gespräche, die meist während meines Rundgangs oder während der Kontrolle der Aufgaben geschehen, aber ich habe in dem Moment die volle Aufmerksamkeit dieses Kindes und langweile nicht die guten Rechtschreiber oder überfordere ein Kind, das gerade erst lernt, Nomen zu erkennen.


    Zu jeder Einheit gehört ein Lernwörterdiktat (die neuen Wörter plus einige alte Lernwörter), bei dem die Wortarten unterstrichen werden müssen. Zusätzlich gibt es dann eine Lernzielkontrolle in Form eines Schleichdiktats, eines Lückentextes oder es müssen die Wortgrenzen in einem Text gefunden werden oder die Satzanfänge oder .... Letztere Varianten müssen dann noch in Schreibschrift abgeschrieben werden.
    Ich bin ganz zufrieden mit diesem System, zumal ich auch weiß, dass ich keine fertigen Rechtschreibprofis ins dritte Schuljahr abgebe. Mir ist wichtig, dass die Kinder Nomen erkennen und groß schreiben, Satzanfänge groß schreiben, Punkte an die richte Stelle setzen und leserlich schreiben. Schließlich folgen noch zwei Jahre Deutsch in der Grundschule ...


    LG Talida

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Herzchen schrieb am 17.03.2007 11:43:
    I@ Conni: Kennst du die Bausteine-Bücher der 4. Klasse? Vielleicht ist es auch dort so, dass erst da verstärkt die Besonderheiten der Rechtschreibung behandelt werden?


    Nein, denn ab Klasse 3 wird bei uns mit einem anderen Werk gearbeitet, bei welchem die Orientierung an Rechtschreibphänomenen (Wörter mit ß, Wörter mit V/v, Wörter mit ie ...) schon in Klasse 2 beginnt.


    Conni

  • Ach, das ist natürlich blöd :rolleyes: , und irgendwie dann ja auch nicht sinnvoll abgestimmt. Dann würde ich wohl auch Sachen aus dem kommenden Werk üben, sonst ist das nächstes Jahr ja nicht so optimal.


    Bin ich froh, dass bei uns jeder frei wählen darf, was er wann nehmen will. :)

  • Zitat

    Herzchen schrieb am 17.03.2007 13:47:
    Boah, das finde ich heftig! 8o
    Und die Kinder können das auch zum Großteil?
    Oder wird dann hintrainiert, dass sie genau die Testwörter eben schon können - wie es ja bei so vielen Testverfahren üblich ist, damit der Lehrer nicht schlecht da steht.
    Meiner Erfahrung nach würden das nur die sehr guten Schüler schaffen, ohne gründlichst dafür gedrillt worden zu sein.


    Nein, die Kinder können das nicht! Eigentlich finden wir, dass es ausreichend ist, wenn die Kinder diese Möglichkeiten kennen..... Wir werden halt verstärkt darauf achten, dass die Schüler, wenn sie diese Strategien anwenden, auch sagen welche Strategie sie angewandt haben. Aber nicht "testwörtertrainieren" - das ist uns zu albern...

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