Schüler kann Laute nicht hören.... was tun?

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe die Suchfunktion schon fleißig genutzt, aber noch nicht so recht etwas gefunden, was mir bei meinem problem hilft (vielleicht liegts an meinen Suchwörtern?).


    Ich arbeite in meiner Klasse 1 mit der Konfetti-Anlauttabelle, dem Buchstabenheft von Tinto sowie ganz vielen selbsterstellten Materialien. Klappt auch gut - an einem meiner Schüler scheint der Spracherfahrungsansatz aber völlig vorbeizugehen.. er findet nur sehr selten Anlaute, bei Übungen zur Lautschulung (vorne - mitte - hinten) glaube ich ehrlich gesagt, dass er auch nach Wochen noch nicht weiß, was ich da eigentlich von ihm will. Da er nicht hört, welche Laute überhaupt in einem Wort vorkommen - gar keine Idee!!! - , tritt er natürlich völlig auf der Stelle und kommt auf keinen grünen Zweig. In offenen Situationen oder beim Arbeitsplan sucht er sich gezielt die Aufgaben zum Schreiben der Buchstaben, das kann er nämlich gut; und gelegentlich stelle ich fest, dass er schon dreimal das gleiche Arbeitsblatt zum Schreiben fröhlich bearbeitet hat, während er z.B. die Klammerkarten aus der Konfetti-Basiskiste (Laute hören) geschickt weggelassen hat. Mir fällt allmählich nichts mehr ein... Übrigens kann er sich z.B. nach wie vor nicht merken, was z.B. eigentlich ein Reim ist (wir haben im letzten Schuljahr - der Eingangsklasse - intensiv Übungen zur phonologischen Bewusstheit gemacht).


    Hattet ihr auch schon einmal so ein Kind? Warum fällt ihm das Laute hören so unglaublich schwer? Wie kann ich ihm helfen, gibt es noch andere Materialien oder Übungen? ....?


    Es wäre schön, wenn ihr mir mit euren Erfahrungen weiterhelfen könntet!


    Danke und liebe Grüße
    Chiaro

    "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
    (afrikanisch)

  • Hallo Chiaro di Luna


    das was du beschrreibst deutet vielleicht auf eine auditive Wahrnehmungsstörung hin. Mein Sohn zeigte ähnliche Symptome und wir brauchten 2 jahre um es endlich diagnostieren lassen zu können. Schau mal auf diese Seite:


    http://www.avws-bei-kindern.de/


    Sie bietet einen guten Überblick zu dieser Thematik. Ansonsten würde ich den Eltern raten, ihr Kind von einem spezialisierten Arzt untersuchen zu lassen. Ein Ohrenarzt kann die verarbeitungsprobleme nicht feststellen.


    Hoffe es hilft dir weiter.


    LG
    Sturz

  • Sprich mal mit den Eltern, dass sie erst mal zu einem HNO Arzt gehen. Viele Kinder haben bereits mit 6 Jahren verschleppte Mittelohrentzündungen, die zu Hörproblemen führen. Bei meiner Nichte ist auch erst in der Schule (nicht beim Amtsarzt) festgestellt worden, dass sie eigentlich gar nichts hört. Sie bekam ein paar Röhrchen in die Ohren und von da an hörte sie mehr, als sie eigentlich sollte.


    Sollte das abgeklärt sein und nicht zutreffen, bestell euren Schulpsychologen und lass feststellen, ob eine auditive Wahrnehmungsstörung vorliegt. Vor allem darf man das nicht auf die lange Bank schieben, da die auditive Wahrnehmung gerade fürs schreibenlernen unglaublich wichtig ist.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Hallo Ihr,
    danke für eure Antworten! Bei den auditiven Wahrnehmungsstörungen bin ich direkt hängengeblieben, sehr spannend. Mir fällt dabei auch auf, dass der Schüler oft sehr laut schreit (statt in normaler Lautstärke zu sprechen), bisher dachte ich immer, das hänge eher mit dem sozialen Hintergrund zusammen. Ich lese mich gerade im Internet so durch, danke für den Link!


    LG Chiaro

    "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
    (afrikanisch)

  • Hallo,
    sicher ist da schon eine Menge geschrieben und Du hast auch schon gute Tipps bekommen. Aber da müssen auch immer die Eltern mitspielen und vor allem den richtigen Arzt finden. Bis dahin ein paar Tipps, die Dir vielleicht helfen, dem Dilemma auf die Spur zu kommen:
    Wichtig ist, dass das Kind von einem ausgebildeten Pädaudiologen untersucht wird. Nur der kann die notwendigen Maßnahmen einleiten. Bis dahin kannst Du das Kind weiter beobachten. Achte doch einmal darauf, ob das Kind Dir beim Sprechen auf die Lippen schaut oder Dich nur dann versteht, wenn Sichtkontakt gegeben ist. Schwerhörige Kinder mit einer mittelgradigen Schwerhörigkeit sind nicht leicht zu erkennen und werden sogar von HNO-Ärzten gelegentlich ohne jeden Befund wieder nach Hause geschickt, so auch bei meiner Tochter.
    Ein weiterer Hinweis können Missverständnisse: Vorsilben werden nicht korrekt gehört, wie zum Beispiel Butter statt Mutter, Schwein statt Bein usw.
    Um Dich in die Lage des Kindes zu versetzen: Steck dir die Finger in die Ohren, stell den CD-Player auf volle Leistung und dann versuch mal bei gedecktem Kaffeetisch dein Gegenüber zu verstehen und dein Gegenüber spricht in normaler Lautstärke. Das hält man nur kurze Zeit aus, weil es unglaublich viel Konzentration kostet, und genau die kann dieses Knirpschen so lange gar nicht bringen. Also schaltet er ganz schnell ab, denn sonst kann er den Tag gar nicht durchstehen.
    Achte auch mal auf das Verhalten: Zieht er sich zurück, weil es ihm zu anstrengend ist, den anderen zuzuhören? Fällt er durch lautes Reden, Singen, quietschende Geräusche usw. auf? Diese werden produziert, um sich selbst zu hören bzw. zu spüren (sagt meine Tochter). Zeigt er in verschiedenen Situationen für andere unerklärbares Verhalten? Reagiert auf Kleinigkeiten sofort beleidigt, drängt sich in ein Gespräch ohne darauf einzugehen? Das hat damit zu tun, dass Kinder mit diesen Störungen die Feinheiten, den leisen Unterton in der Stimme nicht wahrnehmen. Ironie, sich anbahnender Unmut und auch freundliche Gesten werden deshalb nicht immer richtig gedeutet.


    Helfen kannst Du ihm vielleicht ein bisschen, wenn Du konsequent darauf achtest, dass er Deine Lippenbewegungen genau beobachtet und sie an sich selbst (im Spiegel sieht) und erfühlt (Hand auflegen, Ort des Lautes beschreiben, Zungenstellung...)


    Viel Glück.
    Magic

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