Schwache Leistungen = schlechter Lehrer?

  • Meine Schüler sind schwach - entsprechend fielen auch die Proben (M., 4. Kl.) aus. Meiner Meinung nach waren die Aufgaben durchschnittlich schwierig. Also keine Fallen, keine besonderen Hürden, nicht die einfachsten Fragestellungen bei den Sachgeschichten, aber gegliedert aufgebaut, nicht verschachtelt.
    Dass die Schüler nicht gut sind, war mir klar, dass die Arbeiten aber so arg negativ ausfallen, hat mich selber erschüttert.



    Nun erklärte mir jemand, dass das dann ja wohl an mir liegen müsse - dass SO viele Kinder (knapp die Hälfte) negativ abschneiden bei einer Probe, gibt es ja sonst nicht 8o .


    Was denkt ihr?
    Liegt sowas (auch) am Lehrer?


    Was kann der Lehrer ändern?
    Die Arbeiten noch mehr vereinfachen, um das Bild zu schönen?
    Die Bewertungskriterien abändern (es gab eine negative Beurteilung bei < als 13 von 30 Punkten), um mehr positive Noten vorzeigen zu können?


    Wie soll man schwachen Schülern gerecht werden, ohne nur einfach das Niveau zu senken?
    Letztendlich müssen die Beurteilungen ja noch in irgendeiner Form vergleichbar bleiben und stimmig sein - spätestens beim Übertritt wird ohnehin sichtbar, ob die Noten dem tatsächlichen Niveau entsprechen.


    Und wie kann man das Niveau überhaupt anheben?
    Solange üben, bis es der Großteil gut kann? Was lässt man dann dafür vom Lehrstoff weg, denn den werden wir nie und nimmer schaffen?


    Ich bin so ratlos im Moment! ?( ?( ?(

  • Ich glaube nicht, dass das (immer) am Lehrer liegt.


    Mein Kollege und ich unterrichten jeweils die gleichen Fächer in unterschiedlichen Paralleklassen. Sowohl er, als auch ich, schreibt die gleiche Arbeit (also er Arbeit im Fach A in Klasse 1 und 2, und ich Arbeit im Fach Bin Klasse 1 und 2) in beiden Klassen, hat zuvor natürlich auch mit beiden den gleichen Stoff behandelt. Und was kommt raus? Jedes mal eine ganze Note Unterschied von der einen zur anderen Klasse.


    Liegt das am Lehrer?


    Wobei wir beide doch das gleich in beiden Klassen unterrichten (gleiche Arbeitsblätter, Gruppenarbeiten, Tafelanschriebe, Wiederholungen,....).


    Zudem hätte die schlechtere Klasse auch die Möglichkeit, sich bei der besseren Klasse nach der geschriebenen Arbeit zu erkundigen, da meist 1 Woch dazwischenliegt. Trotzdem - Fehlanzeige.


    Gruß
    Super-Lion

  • Vielleicht kann es der eine Lehrer einfach viel besser vermitteln?


    Vielleicht ist es besser, NICHT den gleichen Stoff zu machen, sondern bei den Schwächeren weniger, das dafür aber intensiver? --> Nur: wie rechtfertigt man dann wieder am Ende, dass die einen viel mehr gelernt haben als die anderen?

  • Hallo,


    ich gebe Super-lion recht, es muss nicht am Lehrer liegen und es gibt nun mal im Durchschnitt schwächere Klassen.


    Mir scheint aber, du überlegst halb im Ernst und halb im Spaß, die Arbeiten/Benotung zu schönen. Das kann aber wohl kaum die Lösung sein!


    Ich würde meinen Unterricht durchaus noch einmal kritisch unter die Lupe nehmen. Gerade schwache Schüler haben wohl z.B. mehr Schwierigkeiten mit offenen, eher gering strukturierten Unterrichtsformen. Bitte nicht als Plädoyer für althergebrachten Frontalunterricht missverstehen. Aber gerade wenn Schüler z.B. weniger von selbst Zusammenhänge herstellen können, muss man sich besonders gut vorbereiten und planen. Klar strukturierte Reihenplanung, genaue Sicherung der Arbeitsergebnisse, arbeitet man mehr mit den Leistungsstärkeren? Gibt es vielleicht weitere Hilfsangebote an der Schule, welche die Schüler noch nicht genügend genutzt haben (Hausaufgabenhilfe,...) usw.


    Ich kenne deinen Unterricht nicht und will nichts unterstellen, aber bei schlechten Ergebnissen prüfe ich meine Unterrichtsplanung auch noch einmal genauer.


    Viele Grüße, jinny44

  • Guten Morgen


    Der Rückschluss, schlechte Leistungen = schlechter Lehrer ist möglich, muss aber nicht. Gerade, wenn man Klassen miteinander vergleicht, muss man die Stichprobe "bereinigen" - d.h., beeinflussende Faktoren wie


    - Erstsprache
    - Nationalität
    - ausserschulische Anregungen / Unterstützung
    - sozioökonomischer Status der Familie


    "herausrechnen". Das ist jedoch ziemlich kompliziert und lohnt sich nicht wirklich für den Alltag. Aber das Wissen, dass Schülerleistungen von unterschiedlicheren Faktoren als nur der Lehrerleistung beeinflusst werden, sollte doch schon zu entsprechender Lehrerreaktion (im die Lernkontrollen vorbereitenden Unterricht) führen...


    LG, das_kaddl.



    PS: Und wieder mal ein Thread, wo bewiesen ist, dass auch Primarlehrer theoretisches Wissen aus dem Studium nutzen können!

  • Ich kann das_kaddl nur Recht geben.


    Eine befreundete Lehrerin, die eine erste Klasse unterrichtet, hat sich kürzlich maßlos über ihre Parallel-Kollegin aufgeregt. Es hat sich folgendes herausgestellt:


    Die Parallel-Kollegin ist Verbindungslehrerin zum Kindergarten und hat die Empfehlungen dafür ausgestellt, welche Kinder in die A-Klasse (zu ihr) und welche in die B-Klasse (bei meiner Bekannten) eingeschult werden.


    Die Klassen wurden - wie sich an der Verteilung des Migrationshintergrundes und der problematischen Familien unschwer ablesen lässt - nach dem Aschenputtelprinzip gebildet:
    "Die Guten ins Kröpfchen ... usw."


    Diese Startvoraussetzungen ziehen sich nach oben durch.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herzchen,


    ich würde diesen Rückschluss auch nicht so ziehen. Ich hatte im letzten Jahr 2 Parallelklassen in dem gleichen Fach. Etwa gleich viele Kinder, ähnlicher Sozialstatus, in beiden Klassen wenig Migranten.
    Am Ende des Schuljahres gab es große Leistungsunterschiede zwischen beiden Klassen: In beiden Klassen ein etwa gleich großes Feld mit sicheren Rechnern, in der einen Klasse etwas größer, dort dann etwa 1/3 der Kinder im Mittelfeld und 1/3 noch unsicher. In der anderen Klasse gab es so gut wie kein Mittelfeld und über die Hälfte der Klasse war extrem langsam, unkonzentriert und unsicher im Rechnen, dabei habe ich in dieser Klasse weit mehr anschaulich-handelnd gearbeitet. Ich weiß, dass ich hart gearbeitet habe, um diesen Kindern die Grundaufgaben nahezubringen etc. Über die Ferien haben sie so viel vergessen, dass meine Nachfolgerin nun auch nochmal zu tun hat.


    Ich würde an deiner Stelle die Fehlerschwerpunkte der einzelnen Kinder herausfinden und dann gezielte Übungen anbieten, um dort weiterzukommen.


    Viele Grüße,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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