Strafen 1. Klasse

  • Hallo Ihr


    Ich habe dieses Jahr ja zum ersten Mal eine 1. Klasse. Bisher hab ich versucht ihnen über ein Belohnungssystem klar zu machen, wie das richtige Verhalten ist. Einige halten sich aber noch immer nicht an die vereinbarten Regeln. Ist es sinnvoll schon in der 1. Klasse auch ein Bestrafungssystem zu haben. Und wenn ja welches?
    Bin mir da bei den kleinen einfach unsicher, bei den großen Klassen hab ich kein Problem ...


    Viele Grüße

  • 1.klasse


    kinder bestraft man nicht.
    es ist sinnvoller, ihnen zurückzumelden was sie gekonnt haben, wo sie erfolgreich waren, was erfreulich an ihrem verhalten ist, was sie interessantes getan oder herausgefunden haben.


    belohnen und bestrafen ist zur konditionierung geeignet. dabei lernen sie, belohnungen zu bekommen.
    oder sie nicht zu brauchen.
    und sie lernen, strafen auszuweichen. oder sie nicht zu fürchten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sacaste,
    einfach mal ins Blaue reingedacht (Grundschullehrer mögen mich eines Besseren belehren):
    Frag die Klasse doch einfach selbst! Oft haben Kinder richtig gute Ideen.
    Die Kinder, die sich an die vereinbarten Regeln halten, müssen sich doch von den Störenfrieden gestört fühlen
    Überlegt doch mal gemeinsam, was man dagegen tun könnte, auch die Kinder, die sich nicht an die Regeln halten, werden und sollen sich an diesen Überlegungen beteiligen. Vielleicht gibt es ja ein Grund für ihr Verhalten?
    Belohnung und Bestrafung sind reine Begrifflichkeiten. Wenn ich als Erwachsene etwas falsch mache, dann werde ich auch mit einem Mißerfolg "bestraft". Das ist nun mal die Natur. Bin ich deswegen konditioniert? Ja, in gewissem Maße schon- ich werde versuchen, den Mißerfolg zu vermeiden. Ist das verwerflich?
    Nein, definitiv nicht.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Ich hab jetzt auch nicht an eine richte Strafe gedacht. mehr an z.B. rote und gelbe Karten. Zuerst die gelbe, dann die roote. Und die rote bekommen sie dann mit nach Hause. Da steht dann eine Notiz an die Eltern, welches Verhalten von ihrem Kind noch ausbaufähig ist. Das finden die Kinder bestimmt nichts o toll und dann ist es ja irgendwie auch eine Strafe.
    Ist es eigentlich sinnvoll bei einem Belohnungssystem auch wieder etwas wegzunehmen bei schlechtem Verhalten?


    Schonmal vielen Dank für eure Ideen

  • Hallo Sacaste,


    wir haben im letzten Jahr eine Kombination aus "Belohnung" und "Bestrafung" benutzt. In der Klasse hing ein Band mit einer Klammer und am Ende des Tages wurde gemeinsam überlegt, ob man an dem Tag etwas "geschafft" hatte, wenn ja, dann wanderte die Klammer ein Stück nach oben. Wenn die Klammer ganz oben war, gab es eine Extra - Aktion für alle: ein kleiner Ausflug, eine Spielstunde o.ä.


    Da ja nicht alle Kinder kontinuierlich mit gearbeitet hatten, durften manche nicht an diesen Aktivitäten teilnehmen. Und zwar erhielten diese Kinder nach entsprechenden Vorwarnungen einen "Strich". Diese Striche konnten nach einem positiv verlaufenden Tag ausradiert werden, so dass die Kinder ihr Verhalten allmählich modifizierten. Im Verlauf des Schuljahres konnten immer mehr Kinder an den Belohnungsaktionen teilnehmen. Den Kindern war dieses Verfahren einsichtig und die Reflexionsfähigkeiten in Bezug auf das Arbeits- und Sozialverhalten haben sich durch die tägliche Reflexion prima entwickelt.


    Gruß
    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Zitat

    ninale schrieb am 03.10.2006 11:37:
    ...Den Kindern war dieses Verfahren einsichtig und die Reflexionsfähigkeiten in Bezug auf das Arbeits- und Sozialverhalten haben sich durch die tägliche Reflexion prima entwickelt...


    Hallo ninale!


    Es mag seltsam klingen, aber wir vergeben sogar bei unseren großen Schülern (16 bis 25 Jahre alt) Pluspunkte, die öffentlich (genauso wie die Fehltage oder das Zuspätkommen auch) aushängen.
    Die Schüler stehen immer wieder vor dem Aushang, diskutieren und freuen sich über erreichte Punkte, fordern Mitschüler mit weniger Punkten bzw. Fehlstunden auf, besser zu werden usw.
    Das alles wirkt, wie oben im Zitat von Dir beschrieben. Hoffentlich versteht diese Art des Darstellens keiner als "Bloßstellen" im negativen Sinne.

  • bestrafungen habe ich im ersten schuljahr nie gebraucht... ich mache alles über positives (lob) und das klappt eigentlich immer....


    gruß
    nms

  • so ist es, nurmalso.
    nur positive rückmeldungen an das kind ist wirksam.
    es fühlt sich wahrgenommen und ernstgenommen.


    row-k
    wenn du sowas öffentlich machst, sollten die jugendlichen und jungen erwachsenen vorher ihr einverständnis geben.

  • Zitat

    robischon schrieb am 03.10.2006 13:18:
    ... es fühlt sich wahrgenommen und ernstgenommen.


    Ja, vor allem fühlen sich Menschen ernstgenommen, wenn man Leistungen überhaupt anerkennt.

    Zitat

    robischon schrieb am 03.10.2006 13:18 weiterhin:
    row-k
    wenn du sowas öffentlich machst, sollten die jugendlichen und jungen erwachsenen vorher ihr einverständnis geben.


    Klar, das haben sie VOR Beginn getan, ihr Einverständnis gegeben.

  • Zitat

    Ist es eigentlich sinnvoll bei einem Belohnungssystem auch wieder etwas wegzunehmen bei schlechtem Verhalten?


    Finde ich persönlich überhaupt nicht sinnvoll.
    Den Punkt (oder was auch) hat der Schüler ja wegen guten Verhaltens etc. bekommen und hat sich vielleicht dafür auch ziemlich angestrengt.
    Mit welcher Begründung nimmt man den wieder weg - das gute Verhalten (von damals) bleibt ja.


    Ich finde, dass muss man anderes regeln.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich finde eigentlich auch, das bei den Kleinen noch alles über Lob bzw. positive Verstärkung funktioniert.
    Irgendwie klingt es schon nicht sehr angenehm, jetzt gleich mit einem Strafenkatalog zu kommen.

    Bei meinen Schülern (1./2. Klasse) wäre es zur Zeit jedenfalls absolut unnötig, mit Strafen zu arbeiten.


    Aber ich kenne deine Klasse natürlich nicht!


    Gruß
    Melo

  • Hallo,


    bei mir war es leider nicht so, dass alles nur über positive Verstärkung lief. Es gab einfach KInder, die zu Hause nur beachtet wurden, in dem sie Negativ-Rückmeldungen bekamen, denen ging Loben und Positiv - Verstärkung am A... vorbei. Für diese Kinder war es ein mühsamer Lernprozess, eine positive Zuwendung erreichen zu wollen.
    Auch konnten Kinder, die für wohlgefälliges Verhalten in einer Woche von der Mama mit einem neuen Play - Station - Spiel "entlohnt" wurden, kaum mit einem Sticker oder einem "Das hast du klasse gemacht!" geködert werden. Da war Elternarbeit erforderlich.


    Ich denke, dass dies mal wieder eins von den Themen ist, die sich kaum grundsätzlich beantworten lassen, sondern immer nur vor dem Hintergrund der jeweiligen Gruppe bzw. abgestimmt auf das Verhalten derjenigen Kinder, die solche Problemlagen aufweisen, dass daran gearbeitet werden muss. Hoffentlich lässt sich eine Grundsatzdiskussion hier noch abwenden...


    Sacaste: ich hoffe, Du findest für Deine Kinder etwas passendes. Viel Erfolg!


    Gruß
    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Hallo,
    ich habe auch eine erste Klasse, und ich sage den Kindern immer, wenn sie etwas sehr gut machen: Material wegräumen, Buch rausholen, still werden (mit Leisezeichen) usw. Dann lobe ich besonders diejenigen, die zuerst soweit sind und erkläre den Kindern, dass einige eben noch etwas Zeit brauchen um zu wissen, wie man sich in der Schule benimmt und was man tut und nicht tut. Das verstehen die Kinder schon, und die anderen bemühen sich, auch ein Lob zu kriegen -toi toi toi, bisher hat es fünf Wochen so funktioniert ;)
    Gruß venti :)

  • Bei uns klappt es sehr gut mit einer Gewtterwolke die immer weiter wächst und zu der bei bedarf die namen der übeltäter geschrieben werden...als belohnung kann dann auch im gegenzug eine sonne scheinen, die kinder wollen natürlich alle an der sonnenseite stehen! ;)

  • Zitat

    Ramapas schrieb am 04.10.2006 20:41:
    @ row-k: kann man sein Einveständnis auch verweigern?


    ramapas


    Ja, das kann man. Wir schließen eine Vereinbarung, welche einige Regeln (Drogen, allg. Umgang, Fehlzeiten, Öffentlichkeit) beinhaltet, ab (nur eine A4-Seite).

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