Erziehungsmaßnahmen

  • Hallo in die Runde,


    mich würde interessieren, welche Erziehungsmaßnahmen ihr bei welchen "Vergehen" ergreift, ob das von allen Lehrern der Schule gleich gehandhabt wird und ob es einen richtigen "Maßnahmenkatalog" gibt, der auch für Eltern und Schüler einsehbar ist.


    Lieben Dank,
    Sunny

  • Hallo,
    ich weiß, dass dieser Thread 8 Jahre alt ist, aber genau diese Frage von Sunny beschäftigt mich auch.


    - Gibt es einen "Maßnahmenkatalog" an eurer Grundschule?


    - Was passiert bei Vergehen in den Pausen?


    - Was passiert bei Vergehen/Störungen im Unterricht?


    - Was passiert bei Beleidigungen/Ausdrücken/Vorkomnissen auf den Fluren oder in sonstigen in unbeaufsichtigten Momenten?


    - Wie werden "erzieherische Maßnahmen" dokumentiert und erfolgen auch Ordnungsmaßnahmen? Wenn ja, welche?



    Vielleicht hat jemand auf die ein oder andere Frage eine Antwort parat.
    Danke!! :)

  • - Gibt es einen "Maßnahmenkatalog" an eurer Grundschule?


    Ja. Ich halte mich aber nicht immer dran. Solange wir 'fair' bleiben, geht es gelegentlich auch anders. Kommt aber auf die einzelnen Kinder an.


    - Was passiert bei Vergehen in den Pausen?


    Aehnliches wie im Unterricht: Verwarnung, Auszeit auf dem Hof, Auszeit vorm Lehrerzimmer, zum Direktor geschickt...allies, was ueber eine Verwarnung hinaus geht, wird dem KL mitgeteilt (meist darf ich dann noch Sachen aufarbeiten)


    - Was passiert bei Vergehen/Störungen im Unterricht?


    Generell ist die Regelung bei uns in der gesamten Schule:
    1) Verwarnung
    2) Eintrag ins Verhaltensprotokoll
    3) Umsetzen an nen anderen Platz
    4) Verweis in Partnerklasse fuer 10 Minuten
    5) Verweis zur stellv. SL
    6) Verweis an SL
    Alles, was ueber Stufe 2 hinaus geht, bedeutet zusaetzlich Zeitverlust in der Spielzeit am Freitagnachmittag (wer mehr als 20 Minuten ueber die Woche hin verloren hat verbringt diese im Buero des SL)...ab Stufe 4 sprech ich nach Schulschluss mit den Eltern


    - Was passiert bei Beleidigungen/Ausdrücken/Vorkomnissen auf den Fluren oder in sonstigen in unbeaufsichtigten Momenten?


    Genau das Gleiche wie Im Unterricht. Unsere Schueler Sind sehr selten unbeaufsichtigt. Wer sich im Flur absolut nicht Benehmen kann, darf meine Hand halten,...wie ein Kleinkind. :rotwerd:


    - Wie werden "erzieherische Maßnahmen" dokumentiert und erfolgen auch Ordnungsmaßnahmen? Wenn ja, welche?


    Den Unterschied kenn ich nicht. Schulausschluss erfolgt bei uns bei gewalttaetigem Benehmen und Uebergriffen.


    Den groessten Einfluss hat meiner Meinung nach der Kontakt zu Eltern. Die Sind dann auch einverstanden, wen ich Ihre Kinder "bestrafe" wenn sie Mist gebaut haben.

  • Einen exakten "Wenn..dann..."-Katalog kann (und sollte) man nicht aufstellen. Schön formuliert ist das bei Focus:

    Zitat

    Es gibt keinen abschließenden Rechte- und Pflichtenkatalog für die erzieherischen Maßnahmen, die Lehrkräfte im Rahmen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrags anwenden dürfen. So soll gesichert werden, dass der Lehrer individuell, in jedem Fall und jeder Situation, angemessen reagieren und für ein angenehmes Lernklima sorgen kann. Denn Unterricht und Erziehung sind keine Verwaltungstätigkeit, sondern ein Prozess im menschlichen Miteinander. Die Lehrkraft muss im Einzelfall entscheiden, mit welcher Erziehungsmaßnahme und Methode sie in der jeweiligen Situation ein Arbeitsklima schaffen und aufrechterhalten sowie die Lernziele und die Förderung der Schüler erreichen kann.
    Die getroffenen Maßnahmen stehen dabei immer unter dem Gebot der Verhältnismäßigkeit, sind also rechtlich nicht ungebunden.


    http://www.focus.de/familie/sc…rttemberg_id_2313317.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ist ja alles schön formuliert. Aber die gelebte Bandbreite der Maßnahmen in mach einer Schule hat oft wenig mit pädagogischen Überlegungen zu tun sondern mit der Frage wie sehr sich ein einzelner Kollege mit dem Thema behängen will, wie die Eltern bzw. auch der KL des Schülers drauf sind und nicht zuletzt mit der Erwartungshaltung der SL (und auch diese ist oft innerhalb der SL nicht identisch). So gesehen hätte ein "Strafenkatalog" schon seine Vorteile.

    • Offizieller Beitrag

    Genau das Gleiche wie Im Unterricht. Unsere Schueler Sind sehr selten unbeaufsichtigt. Wer sich im Flur absolut nicht Benehmen kann, darf meine Hand halten,...wie ein Kleinkind. :rotwerd:


    *hihi* Großartig!


    Das wirkt wirklich. Ein Zehntklässler war mal der Meinung, dass er unseren Bioraum nicht mehr finden konnte. Seitdem ich vor der nächsten Biostunde bei der Klasse in der Tür stand und ihm vor versammelter Mannschaft angeboten habe, ihn an die Hand zu nehmen und den Weg zu zeigen, hatte er keine Probleme mehr mit seiner Orientierung.


    / Offtopic Ende :D

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Danke, Dejana, für deine ausführliche Antwort!


    Ich finde es gut, wenn es an der Schule so eine Regelung für alle gibt, wie du sie schilderst.
    Und es scheint ja auch gut zu funktionieren.


    Ist mit dem "Verhaltensprotokoll", das du erwähnst, ein Blatt gemeint, auf dem das Kind sein Verhalten / das Nicht-Einhalten der Regeln reflektiert?
    Oder kann man darunter so eine Art "Dokumentation des Fehlverhaltens" für jedes Kind verstehen, wo jeder Lehrer einträgt, sobald etwas vorgefallen ist?

  • Einen exakten "Wenn..dann..."-Katalog kann (und sollte) man nicht aufstellen. Schön formuliert ist das bei Focus:


    http://www.focus.de/familie/sc…rttemberg_id_2313317.html

    Danke für den Link.
    Sicherlich muss man je nach Kind der Situation angemessen reagieren, aber ich denke schon, dass ein Maßnahmenkatalog auch Vorteile haben kann.
    Wenn nämlich jeder Lehrer so "sein Ding" macht und an der ganzen Schule keine wirkliche Einigung darüber besteht, was nun Fehlverhalten ist und v.a. was es für Konsequenzen hat, dann läuft irgendwann womöglich alles aus dem Ruder.
    Noch schwieriger wird es, wenn man vielleicht keine Rückendeckung seitens der SL hat oder keine Konsequenzen erfolgen.
    Da wäre so eine klare Absprache mit klar geregelten Maßnahmen für alle Beteiligten (Lehrer, Kinder, Eltern, SL) schon sinnvoll, finde ich...


  • Ist mit dem "Verhaltensprotokoll", das du erwähnst, ein Blatt gemeint, auf dem das Kind sein Verhalten / das Nicht-Einhalten der Regeln reflektiert?
    Oder kann man darunter so eine Art "Dokumentation des Fehlverhaltens" für jedes Kind verstehen, wo jeder Lehrer einträgt, sobald etwas vorgefallen ist?


    Es ist ein A5 Heft, in das ich eintrage, wenn etwas passiert ist oder wenn ein Kind mehr als einmal was gesagt werden musste.
    Letztes Jahr haben wir 4 solcher Hefte gefuellt. Dieses Jahr sind gerade mal die ersten paar Seiten im ersten Heft beschrieben.


    Bei nem Verweis in eine andere Klasse gibt's bei uns ausserdem noch so nen kleinen Schein, der dann an den Schulleiter geht. Zwei solche Scheine in zwei Wochen und die Eltern werden von der SL einbestellt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe das damals in England als absolut hilfreich empfunden, dass es ein festgelegtes Verfahren und einen festgelegten Katalog gab - dieses "pädagogisch freie" Rumgemurkse, wo jeder macht, was er will/zu müssen meint/denkt, dass es hilft und dann hinterher die endlose Diskussion "beim Herrn X müssen wir aber nur Z, wenn wir A gemacht haben"... - das ist ein Mistsystem. Für die Schüler völlig intransparent und leicht auszutricksen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich halte nichts von solchen Maßnahmekatalogen, da ja die Gründe der Schüler immer individuell sind, aber auch die Art, wie sie auf solche Maßnahmen reagieren bzw. sie diese wahrnehmen.

  • Da fallen mir auf Anhieb einige SuS ein die pro Halbjahr ein eigenes Heft voll kriegen würden.


    Diese Kinder gibt es sicherlich. Allerdings laeuft die Diskussion dann:
    Ich: "Remind me, how many times should I have to give you an instruction before you do what I have asked you to?"
    Nervkeks: "Once..."
    Ich: "I'm glad we agree on that. I've asked you once. Do NOT make me repeat myself. This is your warning."


    Sowas ueben wir recht oft...und die Reaktion waere ja von jedem anderen Erwachsenen in der Schule gleich. Unsere Sind es also gewoehnt.


  • Diese Kinder gibt es sicherlich. Allerdings laeuft die Diskussion dann:
    Ich: "Remind me, how many times should I have to give you an instruction before you do what I have asked you to?"
    Nervkeks: "Once..."
    Ich: "I'm glad we agree on that. I've asked you once. Do NOT make me repeat myself. This is your warning."


    Sowas ueben wir recht oft...und die Reaktion waere ja von jedem anderen Erwachsenen in der Schule gleich. Unsere Sind es also gewoehnt.

    Was dasselbe ist, wie eine mehrmalige Ermahnung.




    - Für die Pause haben wir einen beaufsichtigten Raum, indem das Kind sitzt, das sich in der letzten Pause falsch verhalten hat.


    - Ich kenne auch Pausenhöfe, auf denen problematische Kinder sofort X min. Auszeit neben der Aufsicht bekommen.


    - Im Klassenzimmer funktionieren bei uns Verhaltensampeln o.ä. Systeme, bei denen das Kind sofort sieht, dass es verwarnt wurde. Schwierige Schüler wollen dann allerdings die ersten Male wissen, was passiert, wenn sie am Ende der Stunde auf "rot" stehen. Da braucht man dann wieder eine geeignete (weil vor den Eltern zu vertretende) Maßnahme, wie z.B. Nachsitzen. Zumindest ab Klasse 3/4.


    Oft hilft ja auch ein freundlich formulierter Eintrag im Hausaufgabenheft. Ich denke, ob ein Schüler mal nur ne Verwarnung braucht, es einen einzelnen Konflikt gab oder ob ein Kind immer wieder "aufmüpfig" und in Wutausbrüche verwickelt ist (also die ganze Familie ein größeres Problem hat, mit dem sich der Klassenlehrer auseinandersetzen muss) ist ziemlich schnell klar. In diesen Fällen würde ich mich mit dem Klassenlehrer absprechen, da man als Außenstehender nicht den Einfluss hat, wie die Bezugsperson.

    • Offizieller Beitrag

    Ich halte nichts von solchen Maßnahmekatalogen, da ja die Gründe der Schüler immer individuell sind, aber auch die Art, wie sie auf solche Maßnahmen reagieren bzw. sie diese wahrnehmen.


    Ja und? Die Kollegen haben ja immer noch die Möglichkeit den Schüler anzuhören und zu entscheiden, was jetzt hier als Grund vorlag und - im absoluten Einzelfall - auch mal gegen eine Maßnahme zu entscheiden. Ich habe jedenfalls in England nicht annähernd so viel Gemecker über Maßnahmen erlebt, wie hier - und sie wurden auch nicht so oft als willkürlich gesehen. Es war klar: "if I do X I'll get Y. So I better don't... " - es herrschte insegsamt eine relativ hohe Disziplin und eine relativ hohe Verlässlichkeit. Ich habe das als extrem angenehm empfunden und so hier in Deutschland nie wieder angetroffen.


  • Was dasselbe ist, wie eine mehrmalige Ermahnung.


    Weswegen kind in dem Fall eine Verwarnung bekommt, denn das ist schliesslich der erste Schritt. Wenn sie vorher schonmal eine Verwarnung hatten, bekommen sie gleich nen Eintrag. (Ich arbeite aber eigentlich schon mit der Idee, dass Kinder die Moeglichkeit haben sollten Fehlverhalten zu korrigieren, bevor es Konsequenzen gibt.)


    Allerdings wissen meine, wie Meike erwaehnt hat, was passiert wenn sie dies oder jenes machen. Sie koennen mir das ziemlich genau sagen und sind da eigentlich recht ehrlich mit. Nun sind meine vielleicht generell sehr gut erzogen, aber es passiert selten, dass jemand eine Konsequenz als 'unfair' bezeichnet.

    • Offizieller Beitrag


    Ja und? Die Kollegen haben ja immer noch die Möglichkeit den Schüler anzuhören und zu entscheiden, was jetzt hier als Grund vorlag und - im absoluten Einzelfall - auch mal gegen eine Maßnahme zu entscheiden. Ich habe jedenfalls in England nicht annähernd so viel Gemecker über Maßnahmen erlebt, wie hier - und sie wurden auch nicht so oft als willkürlich gesehen. Es war klar: "if I do X I'll get Y. So I better don't... " - es herrschte insegsamt eine relativ hohe Disziplin und eine relativ hohe Verlässlichkeit. Ich habe das als extrem angenehm empfunden und so hier in Deutschland nie wieder angetroffen.


    Also ich brauche es nicht. Ich will mich auch selbst da gar nicht so festlegen. Und darum, mal "im absoluten Einzelfall" eine Maßnahme nicht durchzuführen, geht es mir auch gar nicht. Eher darum, dass eine pädagogische Maßnahme (und übrigens auch viele Ordnungsmaßnahmen) für den einen Schüler angemessen ist, während es den anderen "nicht bockt".

    • Offizieller Beitrag

    ch halte nichts von solchen Maßnahmekatalogen, da ja die Gründe der Schüler immer individuell sind, aber auch die Art, wie sie auf solche Maßnahmen reagieren bzw. sie diese wahrnehmen.



    Ja und? Die Kollegen haben ja immer noch die Möglichkeit den Schüler anzuhören und zu entscheiden, was jetzt hier als Grund vorlag und - im absoluten Einzelfall - auch mal gegen eine Maßnahme zu entscheiden. Ich habe jedenfalls in England nicht annähernd so viel Gemecker über Maßnahmen erlebt, wie hier - und sie wurden auch nicht so oft als willkürlich gesehen. Es war klar: "if I do X I'll get Y. So I better don't... " - es herrschte insegsamt eine relativ hohe Disziplin und eine relativ hohe Verlässlichkeit. Ich habe das als extrem angenehm empfunden und so hier in Deutschland nie wieder angetroffen.


    Ich finde das britische Vorgehen absolut sinnvoll. An unserer Schule sind wir auch dabei, einen einheitlichen Maßnahmenkatalog für alle Lehrer auszuarbeiten.
    Das sorgt für Transpartenz und Klarheit, bei Schülern wie übrigens auch bei Lehrern.
    Es unterbindet diese ewigen Diskussionen à la "aber ich hab doch nur...." oder "bei Herrrn/Frau XY dürfen wir auch immer...."
    Ich möchte als Lehrer auch schnell handeln können, ohne vorherige "Befindlichkeitsaufnahme".


    Wer bei Rot über eine Ampel fährt, weiß, was ihn erwartet. Da ist es auch völlig wurscht, ob er den Zug noch unbedingt bekommen musste oder einfach nur gepennt hat.

    • Offizieller Beitrag


    Wer bei Rot über eine Ampel fährt, weiß, was ihn erwartet. Da ist es auch völlig wurscht, ob er den Zug noch unbedingt bekommen musste oder einfach nur gepennt hat.


    Genau das bestätigt meinen Punkt: Ich selbst halte mich nur sehr vage an Verkehrsregeln, weil für mich eben die zu erwartende Sanktion eben nicht sonderlich abschreckend ist. ein paar Euro Strafe sind mir egal, und ein Fahrverbot wäre auch nur eine minimale Unbequemlichkeit. Bei einem Familienvater, der das Auto braucht wäre es eben anders.

    • Offizieller Beitrag

    Genau das bestätigt meinen Punkt: Ich selbst halte mich nur sehr vage an Verkehrsregeln, weil für mich eben die zu erwartende Sanktion eben nicht sonderlich abschreckend ist. ein paar Euro Strafe sind mir egal, und ein Fahrverbot wäre auch nur eine minimale Unbequemlichkeit. Bei einem Familienvater, der das Auto braucht wäre es eben anders.


    :schreck:


    uaaaahhhh... an die Verkehrsregeln sollte man sich halten, weil esz.B. absolut sinnvoll ist, bei Rot stehenzubleiben.
    Wenn jeder sein eigenes Ding macht, sind die drohenden Sanktionen eben nicht drastisch genug.
    Was aber nicht ausschließt, dass sie einheitlich sind. Sinnvollerweise

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