Kind redet nicht über Tod des Opas?

  • Findet ihr es normal, wenn ein 7-jähriges Kind überhaupt nicht über den Tod seines Opas redete? Er hat sehr eng mit diesen Großeltern zusammen gelebt, er hat das Sterben miterlebt und den aufgebahrten Opa noch gesehen (allein). Auch die Mutter hielt es bisher nicht für nötig, mich darüber zu informieren. Ist das noch normal? Das Kind selbst verhält sich absolut normal, da ist nichts erkennbar. Was würdet ihr tun. Ihn darauf ansprechen oder es lieber bleiben lassen?

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Hallo Titania
    Für Kinder in diesem Alter scheint der Tod normal zu sein, Leute sterben eben. Trauer wie Erwachsene empfinden sie nicht. Ein Kind, das ich im Referendariat erlebte, verlor den Vater (Krebs). Er sei nun "im Himmel", erzählte mir das Mädchen. Auch bei ihr (und anderen, die ich mittlerweile bei einem Todesfall in der Familie erlebt habe,) zeigte sich kein auffälliges Verhalten.
    Darum mein Tipp: Mit dem Kind ganz normal umgehen. Vielleicht erzählt das Kind irgendwann, und dann wäre es schön, Zeit für es haben zu können.
    LG, wolke

  • Ich würde das Kind erstmal in Ruhe lassen. Wenn es darüber reden möchte, kann es zu dir kommen. Das Einzige was ich evtl. machen würde, ist dem Kind zu sagen, dass es mit all seinen Problemen zu dir kommen kann. Das würde ich ihm aber auch nur sagen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.


    Vielleicht gehört das Kind auch einer Religionsgemeinschaft an, in der es nicht erlaubt ist über den Tod zu sprechen?


    Frutte

  • Nein, das Kind ist normal Katholisch. Was mich wundert, ist einfach, dass es gar nichts darüber erzählt. Er hat in diesen Tagen so viel erlebt, aber er hat noch nicht einmal gesagt, dass der Opa tot ist, oder dass er auf einer Beerdigung war. Und das halte ich nicht für normal.

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    Einmal editiert, zuletzt von Titania ()

  • was heißt schon "normal" ?!?


    ich denke schon, dass es den jungen berührt und er vielleicht auch ein stück weit den tod verdrängt, indem er ihn eben nicht thematisiert. das halte ich aber für eine völlig normale reaktion auf die ereignisse. es wird sicher die zeit kommen, wenn auch er "über den tod seines opas" sprechen möchte ...


    ... ich hatte da mal ein mädchen in der klasse, die ebenfalls den tod ihrer geliebten oma einfach nicht ansprach. monate vergingen, plötzlich, in einer relistunde platzte es so heraus ... tränen, rührende erinnerungen. wir - die klasse - haben versucht trost zu spenden, haben auch einfach nur zugehört und geschwiegen. wir haben das thema dann später einmal aufgegriffen. ich denke so war es in ordnung ... auch wenn mich die situation ganz schön überrascht hat und man vielleicht anders hätte reagieren müssen / können.

  • Ich denke, das passt schon so.


    1. ist die Schule ein Umfeld, in dem der Opa nie eine Rolle spielt, d.h. das Kind wird mit diesem Verlust im Laufe des Vormittags nicht wirklich konfrontiert, lebt einfach in einer 'opafreien Zone'.
    Selbst beim Tod von Eltern oder Geschwistern (musste ich leider alles schon erleben) schalten die Kinder in der Schule richtig ab. Das hat nichts mit Lieblosigkeit zu tun, sondern einfach mit einem Umfeld, in dem diese Personen nie eine wichtige Funktion hatten.


    Noch dazu sind Menschen eben verschieden und gehen mit Belastungen einfach anders um.
    Manchen reden, reden, reden,...und das tut ihnen gut,
    und manche reden eben nicht...und auch das tut ihnen gut.


    Behalte das Kind im Auge, bleibe sensibel und du tust ihm den größten Gefallen.
    Alles Gute!

  • Hallo!


    Ich habe momentan genau so einen Fall in der Klasse, allerdings sprach die Mutter mich an, falls irgendetwas sein sollte. Aber das Kind benimmt sich auch völlig normal.
    Allerdings ist es bei Kindern wohl häufiger so, dass sich so ein einschneidendes Erlebnis wie der Tod einer nahestehenden Person erst sehr viel später auswirkt und sie erst nach einem halben Jahr oder Jahr auffällig werden.
    Ich schließe mich den anderen an, die sagen, dass du das Kind weiter normal behandeln sollst, vielleicht erzählt es ja irgendwann was.


    LG
    Dana

  • Kennst du das bilderbuch "leb wohl alter Dachs"?



    Vielleicht möchte das Kind den Themenbereich ganz aus der Schule lassen - ich würde Kontakt mit den Bezugspersonen aufnehmen, wenn du den Eindruck hast, das Kind verändert sich. Ansonsten hat alles seine Zeit. Als mein Vater starb, wollte ich auch nicht in der Uni auf seinen Tod angesprochen werden. Zu Hause gab es genug Gespräche.
    flip

  • Das Kind ist ansonsten sehr gesprächig. Ich habe aber von anderen Eltern erfahren, dass der Tod des Großvaters in der Familie komplett totgeschwiegen wird. Alle machen so weiter wie vorher.

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