Ich möchte alles hinwerfen.

    • Offizieller Beitrag

    Eine Klassenlehrerin ist nunmal Ansprechpartnerin für Sorgen und Probleme, muss Ausflüge organisieren, Listen kontrollieren, Landschulheimfahrten organisieren, Elternarbeit machen, Zeugnisse schreiben.... usw.


    Dh. neben der fachlichen Arbeit hat man noch d e u t l i c h mehr Verantwortung als ein Fachlehrer, der zwar auch nicht lange ausfallen sollte, aber ggf. doch den Stoff eher nachholen kann, als ein Klassenlehrer beispielsweise die Zeugnisse nachreichen oder einen Elternabend versäumen kann.


    Ines: Die Liste von Suse finde ich sehr gut. Geh die doch in aller Ruhe mal durch!
    Ich wünsche dir alles Gute!


    Liebe Grüße
    Hermine

  • Hallo Hermine und Suse,
    ich bin die Liste jetzt schon mehrmals für mich durchgegangen. Bei dem Punkt: "Wo kannst du Abstriche machen?" holpere ich immer. Es fällt mir total schwer da Grenzen zu setzen.
    LG Ines

  • Zitat

    Hermine schrieb am 29.08.2006 19:23:
    Eine Klassenlehrerin ist nunmal Ansprechpartnerin für Sorgen und Probleme, muss Ausflüge organisieren, Listen kontrollieren, Landschulheimfahrten organisieren, Elternarbeit machen, Zeugnisse schreiben.... usw.


    Dh. neben der fachlichen Arbeit hat man noch d e u t l i c h mehr Verantwortung als ein Fachlehrer, der zwar auch nicht lange ausfallen sollte, aber ggf. doch den Stoff eher nachholen kann, als ein Klassenlehrer beispielsweise die Zeugnisse nachreichen oder einen Elternabend versäumen kann...


    Hermine: Ich war auch oft genug Klassenlehrer und habe die og. zusätzlichen Tätigkeiten gern verrichtet. Somit haben sie mich nicht über Gebühr belastet und mich auch nie krank gemacht.


    Bevor der vorgeschobene Einwand kommt: Das war Selbstreflexion.


    Ines: Alle Achtung vor Deinem Mut, Dein Problem so offen zu erklären und alles Gute für Deine Entscheidung!

  • Die Frage war ja auch nicht, ob das belastet, sondern es ging um die Verantwortung.


    Wenn man weiß, dass man vielleicht nicht 100% fit ist, ist es mit wenigen Stunden im Sinne der Kinder vielleicht besser, auf eine Klassenleitung zu verzichten.


    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    • Offizieller Beitrag

    row-k: Ob es jemand gern macht oder nicht, hat nichts mit der zusätzlichen Verantwortung zu tun.
    Ich bin ob meiner Fächerkombi jedes Jahr KL und ich wäre fast traurig, es mal nicht zu sein, weil es einen m. E. viel näher an die Schüler bringt. Die Tätigkeit von sich aus macht natürlich niemanden krank.
    Es ist jedoch unbestreitbar mehr Arbeit und für jemanden, der sowieso schon rotiert und kurz davor steht, krank zu sein, nunmal eine zusätzliche Belastung.
    Deswegen würde ich in diesem Fall die KL-Stelle als erstes streichen- du bist doch sicher meiner Meinung, dass es noch weniger bringen würde auf Fachliches zu verzichten?
    Lg, Hermine

  • Liebe Ines,


    natürlich fällt es schwer, Grenzen zu setzen und das Abstrichemachen zuzulassen.
    Nicht nur anderen zuliebe, sondern vor einem selbst besteht man dann nicht unbedingt mehr und der edle Vorsatz des Perfektionismus und der allround Frau zerfällt und löst sich auf.


    Ich glaube nicht, dass das Abwägen von heute auf morgen geschehen kann.
    Meiner Erfahrung nach richtet sich vieles mit der Zeit von selbst.
    Schon manches Mal türmte sich ein riesiger Berg vor mir auf und ich stand mehr als beklommen davor, wusste nicht, wie ich ihn jemals besteigen sollte.....


    Manchmal schrumpfte der Berg dann im Zuge des Alltags zu einem kleinen Hügel und ich war erstaunt, als ich mit einem Mal merkte, dass ich ihn hinter mir gelassen hatte....


    Ich glaube viele Menschen stehen vor ganz genau denselben Problemen wie Du im Augenblick.
    Es sind manchmal einfach zu viele Rollen, in die wir schlüpfen müssen, schlüpfen wollen, von denen wir meinen, dass sie uns übergestülpt werden.


    Und ein paar muss man dann einfach abstreifen wie alte Haut.


    Manchmal denke ich, eine gehörige Portion Egoismus kann sehr sehr hilfreich sein.


    Deinen Mitmenschen geht es gut, wenn es DIR gut geht.
    Wenn DU nicht schafen kannst, bekommt das auf irgendeine Art und Weise auch Deine Umgebung zu spüren.
    Also musst DU wieder schlafen können.


    Vielleicht ist die Frage auch gar nicht, wo willst Du Abstriche machen, sondern wo MUSST Du einfach Abstriche machen?


    Helfen kann Dir im Grunde niemand, das sind so Kämpfe, die man mit sich selbst ausfechten muss.


    Aber nach wie vor wünsche ich Dir alles alles Liebe und den Mut zur richtigen Entscheidung!


    Übrigens lebe auch ich voller Abstriche.
    Anders geht es einfach nicht!



    Ganz liebe Grüße
    strubbelsuse

  • Hallo Ines,


    ich bin Förderschullehrerin und anfangs mit erst 8 Stunden und dann mit 13 Stunden eingestiegen. Ich bekam auch sofort ein Klasse. Eine Klasse in einem äußerst schwierigen Einzugsgebiet. In den 2,5 Jahren, die ich die Klasse hatte, haben diese Klasse 17 Schüler durchlaufen (max 12 Schüler zeitgleich in der Gruppe) und als ich die Schule verließ, waren noch 5 Schüler in der Klasse.


    Dazu kam ein unmögliches Arbeitsklima. Eine unfähige Schulleitung, die mit den 'alten' Kollegen nicht wirklich klar kam und sich quasi von ihnen beherrschen ließ. Es herrschte Mobbing und allgemeine Kühle und Distanz... auch zu den Schülern.


    Ich war ein nervliches Wrack. Mehrfach hatte ich Gespräche mit einer ehemaligen Kollegin, dass ich ALLES hinschmeißen wollte. Ich hatte ein kleines Kind, einen Haushalt, einen oft abwesenden Mann (beruflich bedingt).... es war eine heftige Zeit.


    Die alte Kollegin hat mich BESCHWOREN, es nicht aufzugeben. HAt mich an gute Zeiten erinnert, mir gesagt 'DU HAST DA EINE BEGABUNG - WIRF SIE NICHT WEG!'.


    Ich habe dann schweren Herzens mich entschieden einen Versetzungsantrag zu stellen. OBWOHL ich darum HART kämpfen musste, an diese Schule zu kommen, weil ich mit kleinem Kind nicht mehr so lange (40 km) fahren wollte.


    Mein Glück war meine seltene Fächerkombi, die mir ad hoc zur Versetzung an die Wunschschule verhalf.


    Seitdem bin ich ein neuer Mensch... salopp formuliert.


    Ich habe auch keine Klassenführung, übernehme gerne mal Sonderaufgaben (z.B. führe ich jetzt die Schulchronik) und bin vollkommen entspannt zwischen eigenem Kind, Haushalt und Schule.


    Ich habe dir das jetzt so detailliert aufgeschrieben um Dir Hoffnung zu geben. Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen - ABER Du hast Dich doch mal für diesen Beruf entschieden aus GRÜNDEN... oder? Überleg' es Dir gut! Du kannst mich gerne auch anmailen! Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten Dich zu entlasten...


    LG


    Andrea

  • Hallo Ines!
    Ich lese schon eine Weile hier mit, jetzt mein erster Beitrag ;) .
    Wenn ich mir die ganze Diskussion hier ansehe, finde ich es erstens sehr interessant, dass doch viele von uns ähnliche Situationen kennen. Du stehst also nicht allein da! Auch mir kommt das bekannt vor!
    Ich habe für mich nicht nur durch eine geringe Stundenzahl (17, als die Kinder kleiner waren 14), sondern auch durch die Organisation zu Hause (Putzfrau, ausreichende Kinderbetreuung) viel Entlastung bekommen. Das ist zwar auch immer eine finanzielle Frage, aber gerade Geld für eine Putzfrau ist echt eine gute Investition, da verzichte ich lieber auf was anderes!
    Schulisch habe ich jetzt auch einen freien Tag durchgesetzt, das entspannt auch enorm. Das hatte ich allerdings bisher noch nie und es ist mir klar, dass das Luxus ist! Vielleicht wäre das ja auch bei dir möglich!
    Ich wünsche dir weiter viel Kraft, den für dich richtigen Weg zu finden!
    Liebe Grüße,
    ela

  • Reinhold Niebuhr sagte 1943 :
    Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weiheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


    Diese Weisheit wünsche ich allen, die momentan nicht wissen, wie sie es richtig machen sollen.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

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