Englisch ab der 1. Klasse sinnvoll?

  • Ausgelöst durch den Beitrag zu den Lehrmaterialien für Englisch ab der 1. Klasse interessiert mich eure Meinung dazu,dass die Erstklässler nun ab Klasse 1 mit Englisch anfangen.
    Ich habe ein wenig in die Grundschule reingeschnuppert und hatte häufig den Eindruck, dass viele Kinder noch starke Probleme mit der Artikulation der deutschen Sprache habe, insbesonderen den Endungen.


    Ist es da sinnvoll, die ja begrenzt zur Verfügung stehende Lernzeit für Englisch zu verwenden? Oder fördert der Englischunterricht evtl. auch die Deutschkompetenzen? Wisst ihr da mehr drüber?

  • Ich bin darin wahrlich kein Experte, aber ich halte das für ein zweischneidiges Schwert.


    Einerseits lernen Kinder in dem Alter am besten Sprachen, also auch Fremdsprachen. Andererseits erscheint es mir so, dass die Probleme mit der deutschen Sprache noch so groß sind, dass eine zweite Sprache viele Kinder nur verwirrt. Und meiner Meinung nach sollte man die eigene Sprache schon beherrschen, um eine zweite dazu lernen zu können.


    Zusätzlich finde es sowieso fraglich, dass die Kinder zu Beginn erstmal nur mündlich arbeiten, die Schriftform erst später erlernen. Natürlich würde das englische Schriftbild auf das deutsche Einfluss nehmen und das soll verhindert werden. Aber andererseits denke ich, dass dieses Zurückhalten des Schreibens den Lernprozess einschränkt.


    Aber wie gesagt... ich bin kein Experte und muss es glücklicherweise auch nicht unterrichten.

    • Offizieller Beitrag

    Da ich ja diese Überlegungen angeregt habe ;) , werde ich mich wohl auch mal dazu äußern.


    Momentan empfinde ich es bereits in der Vorplanung als "lästig", dass die Erstis auch noch Englisch lernen sollen.
    In der Tat haben die meisten Kinder genug damit zu tun, die eigene Sprache richtig auszusprechen und zu schreiben. Dazu kommen vielfältige Lern- und Entwicklungsprozesse, z.B. das soziale Miteinander betreffend.
    Ich sehe den Raum für die Fremdsprache da nicht so recht gegeben.


    Es wird immer wieder gesagt, die Kleinen lernen eine fremde Sprache eben schneller. Das mag sein, wenn sie z.B. in einem anderen Land sind oder wenn native speaker regelmäßig mit ihnen sprechen o.ä.
    Mit der einen Stunde Schulenglisch schätze ich die Chancen da eher gering ein.


    Mir wärs jedenfalls lieber, ich hätte in der 1 mehr Zeit für andere Dinge.


    LG,
    Melo

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Meine größten Sorgenkinder dabei sind vor allem auch die doppelt halbsprachigen Kinder. Wenn ich mich sowieso in keiner Sprache richtig ausdrücken kann, wie soll ich dann auch noch eine dritte Sprache lernen???

  • Ich hatte auch schon in der ersten Klasse englisch und da wurde das ganz spielerisch angegangen. Es wurde dafür gesorgt, dass wir ein erstes Sprachgefühl entwickeln. Dies wurde durch Lieder, Gedichte, Spiele und so gefördert. Natürlich gab es auch erste Gespräche und so, aber schriftlich war das, wenn ich mich richtig erinnere, nicht.


    Warum sollte man nicht so mit einer Sprache anfangen? Meine Muttersprache ist zum Beispiel Deutsch. Sie habe ich doch auch erst sprechen gelernt. Außerdem ist es doch so, dass wenn ich ersteinmal in der ersten Klasse deutsch schreiben- und lesen lerne, diese Fähigkeiten recht schnell auf eine andere Sprache übertragen kann. Klar, es gibt besonderheiten und Unterschiede aber ich denke, dass das auch super geht, wenn man nicht gleich mit schreiben anfängt. Das mündliche fand ich sowieso immer viel schwerer. Mich wirklich zu unterhalten.


    Außerdem: Wieso gehts immer gleich um sichtbare Leistung? Wer weiß wie viel die Schüler lernen, wenn sie nur mündlich unterrichtet werden? Die Hauptsache ist, dass sie motiviert werden und Spaß an der Sprache bekommen, dann ist der Rest doppelt einfach, denn wenn sie zumachen gibts nur Probleme!

    Der Mensch wird frei geboren und dann eingeschult...


    Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - den nennen sie ihren Standpunkt.
    Albert Einstein

  • Ich gebe spielerischen Englischunterricht für Kinder ab 4 Jahren, aber hauptsächlich für Kinder im Grundschulalter (in einer Sprachschule). Es fördert die Kinder in ihrem Sprachdenken und auch in der Muttersprache ungemein. Sie stellen oft Vergleiche an und üben Aussprache, Hörvermögen etc.


    Jetzt aber die Einschränkung: Wir haben (fast) nur interessierte Kinder in den Kursen, die sprachlich wahrscheinlich eher begabt sind und wenig Probleme mit der Muttersprache haben. Hauptsächliches Argument für frühen Fremdsprachenunterricht ist (auch in der Uni, Englisch für Grundschullehramt) immer, dass man eine Fremdsprache so jung wie möglich lernen sollte, da es dann einfacher ist.
    Die Fähigkeit zur Lautdiskriminierung und Lautreproduktion nimmt mit steigendem Alter ab, frühes Fremdsprachenlernen soll sich diesbezüglich auch positiv auf die Muttersprache auswirken. Wer sich darüber übersichtsartig informieren möchte und Übungen, Spiele, Lieder für Klasse 1-4 sucht, dem empfehle ich das Buch "Englisch in der Grundschule" von Friederike Klippel, Cornelsen Scriptor-Verlag. Dort sind ein paar theoretische Grundlagen erläutert und es werden viele konkrete Übungen vorgestellt, denen verschiedene sprachliche Ziele zugeordnet werden.


    Mit einer Stunde pro Woche ist es natürlich nicht einfach und ich kann mir auch gut vorstellen, dass in der 1. Klasse Zeitdruck entsteht durch das Zusatzfach. Sinnvoll finde ich es theoretisch schon, allerdings ist die Frage, ob man das ab Klasse 1 auch gelungen in den Schulalltag integrieren kann.

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