NRW und Neuwahlen...

  • Was meint ihr...


    Welche Folgen werden sich für "unsere" NRWler ergeben...


    Und was bringt uns eine vorgezogene Bundestagswahl?



    Wer jetzt richtig kommentiert, kann später behaupten, es vorher gewusst zu haben... ;)

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ich hab es schon eben kurz im Chat geschrieben:
    bin gespannt -und auch etwas ängstlich- was sich nun wirklich in der Schulpolitik ändert und wie schnell diese Veränderungen kommen werden...


    Leila

  • Bin eben schon mit einem Bekannten alles durchgegangen und wir waren uns nach einigen Überlegungen einig, dass der Zug (12 Schuljahre Abi, Zentralprüfungen, Vergleichsarbeiten...) im Prinzip schon in die "schwarze" Richtung fährt... vielleicht geben die Neuen noch mehr Gas, aber sonst?
    Ohne Geld ins System zu stecken ist kostenneutral wohl wenig zu ändern - und woher sie es bei anegkündigter Sanierung nehmen wollen ist fraglich...
    Grüße,
    JJ

  • Also, dann spekuliere ich auch mal wild drauflos: ;)


    Meine 3 Prognosen für NRW:
    - Über kurz oder lang werden die Gesamtschulen abgeschafft bzw. massiv dezimiert und das Lehramtsstudium schulformspezifisch umgestaltet,
    - Schulabschlüsse basieren dann auf zentral gestellten Abschlussprüfungen,
    - Zentrale periodische Leistungstests werden eingeführt und die Schulen werden eine große Kreativität dahingehend entwickeln, nicht zu den armen Schweinen zu gehören, die bei den Ergebnissen unterhalb des landesweiten Durchschnitts liegen, weil sie sich dann im KuMi rechtfertigen müssen für ihre schlechten Leistungen.



    Und meine Prognose für die Bundestagswahl:
    Außer einem "Einstellungshoch" nach den Sommerferien rechne ich nicht mit größeren Konsequenzen für "uns". (d.h. aus Lehrer-/Referendarssicht)

    ***
    Es hat keinen Sinn, Kinder erziehen zu wollen - sie machen uns doch alles nach...

  • Also ich denke, in ein bis zwei Jahren wird's in NRW aussehen wie in Hessen jetzt: Gesamtschulen werden ziemlich radikal abgeschafft (sicherlich auch indirekt über die 8jährige Gymnasialzeit - hat sich ja hier schon als ungeheuer praktisch erwiesen, weil kaum einer mitgekriegt, dass da zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden), Integrationsmaßnahmen eingespart, die Selektion und der Leistungsdruck verschärft.

    Offiziell werden wie wild Lehrer gesucht, inoffiziell durch Stundenerhöhungen und Kürzungen Stellen eingespart.


    Wobei ich leider nicht ganz so gut informiert bin und nicht weiß, was davon bislang nicht sowieso schon ansatzweise umgesetzt wurde.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Tagesthemen: Interview mit Rüttgers:


    Wie er vorhabe, die Schulden abzubauen.
    Antwort:
    Personal einzusparen.
    Lehrer würden jedoch benötigt. Er plane daher - und nun merkt auf! - Verwaltungsleute "umzuschichten". Schulen müssten nicht von Lehrern geleitet werden. Dann könne man die Stundenermäßigungen streichen und die Lehrer könnten unterrichten.


    Freut euch auf Verwaltungshengste als Schulleiter. Das wird spaßig.


    Und bei Christiansen ließ der CDU-Mann, dessen Name ich mir nicht gemerkt habe folgende hübsche Argumentation los:
    Wie PISA mit den Siegerländern Bayern usw. gezeigt habe, seien Länder mit Gesamtschulen nicht konkurrennzfähig.


    Der gute Mann übersieht dabei nur mehrere "Kleinigkeiten". In Bayern gibt es eine Übergangsquote an die Gymnasien die bei knapp über 20% liegt. Bayern muss deshalb Abiturienten und Hochschulabsolventen importieren.


    Gleichzeitig existiert eine versteckte Gesamtschule im Bayrischen Schulsystem: Wenn an manchen Orten bis zu 60% der Schüler die Hauptschulen besuchen, befindet sich dort de facto die Gesamtschule - und beweist ihre Leistungsfähigkeit. Denn immerhin haben diese bayrischen Schulen (wie PISA beweist) mit am Besten abgeschnitten - weil dort leistungsschwache und leistungsstarke Schüler gemeinsam unterrichtet werden
    ;)


    Aber Gesamtschulen sind nunmal ideologisch besetzt und bäh. Also werden sie abgeschafft.



    Habt ihr in NRW schon das zwölfjährige Gym? Meine Meinung dazu: Das 12-jährige Gymnasium ist eine reine Sparmaßnahme und hat mit Qualitätsverbesserung nichts zu tun. In 8 Jahren werden 12% weniger Lehrer an den Gymnasien benötigt (ein Jahrgang) - und der Klassenteiler bleibt bei 34.
    Gleichzeitig wird die Lebensarbeitszeit der Abiturienten um ein Jahr erhöht, was den Rentenkassen zu Gute kommt. Allerdings wird 8 Jahre nach Einführung des 12-jährigen Gyms ein Heulen und ein Zähneknischen sein: Dann drängen nämlich zwei Abschlussjahrgänge gleichzeitig auf den Hochschul- und Arbeitsmarkt (= doppelt so viele Absolventen).
    Dafür werden diese Abiturienten dann von erfahreneren Kollegen unterrichtet. In der Ba-Wü-CDU (und Frau Schavan wird unter Merkel Bildungsministerin) wird eine Erhöhung der Lebensarbeitszeit für Lehrer diskutiert.


    Und Herr Stoiber hat sich heute abend selbst entlarvt:
    Für die bevorstehenden Bundestagswahlen müssten sich CDU und CSU nun zusammensetzen und die Eckpunkte für die Sozial- und Wirtschaftspolitik festlegen.


    Ich dachte eigentlich, die wüssten schon lange, was sie wollen und würden die ganze Zeit schon begründet und mit klaren Ziellinien und klarem Konzept zu allen Vorschlägen der Regierung "Nein" sagen. :rolleyes:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

    • Offizieller Beitrag

    Wer weiß, vielleicht machen es dann auch noch andere CDU-regierte Bundesländer dem Saarland nach? Flächendeckend alle "überflüssigen" Grundschulen schließen - weniger Verwaltungsaufwand, größere Klassen, weniger Lehrer.


    Ansonsten befürchte ich z.B. bei einer schwarz-gelben Bundesregierung - die durch (2/3?) Mehrheit im Bundesrat im Prinzip alles durchsetzen kann die Lockerung des Kündigungsschutzes und die Rücknahme des Ausstiegs aus der Atomenergie, außerdem keine Förderung erneuerbarer Energien mehr für Privathaushalte. Noch extremeres Verfolgen des dreigliedrigen Schulsystems (wie ihr schon beschreibt).


    Auch befürchte ich anbiederndes Verhalten an gewisse Großmächte, eventuell mit Kriegs- oder Kriseneinsatz der Bundeswehr.


    Gruß leppy

  • Ich muss gestehen, aufgrund von persönlichen Erfahrungen (es mag sicherlich auch andere geben) bin ich kein besonderer Freund der Gesamtschule.


    Bei uns werden jedes Jahr Einstiegstest gemacht (Deutsch, Englisch, Mathe), um die Schüler in einem Bildungsgang gezielt auf die entsprechenden Förderkurse verteilen zu können. Zumeist schneiden dort die Schüler der umliegenden Gesamtschulen deutlich schlechter ab als Schüler anderer Schulformen, besonders in Mathe ist das gravierend und führt oftmals zum Schulversagen auch bei uns (trotz Förderkonzepte, die leider aber von den Schülern nicht als Angebot genutzt werden). Das größere Problem ist also offenbar die Arbeitseinstellung sowie fehlende Methodenkompetenz.


    Politisch gesehen habe ich die Hoffnung auf Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, wenn denn eventuell der Mittelstand mehr gestärkt wird (und nicht wie geplant und teilweise auch umgesetzt die Kapitalgesellschaften entlastet werden, denen geht es nämlich meistens recht gut).


    Schulpolitisch fände ich es nicht mal schlimm, wenn andere kompetente!! Personen Schulen leiten würden, also nicht Abortnung von nicht mehr benötigten Verwaltungsbeamten, sondern Menschen mit Manager-Qualitäten (nur werden die für den Lohn nicht an der Stelle arbeiten wollen...). Unser Schulleiter verbindet glücklicherweise Kompetenzen in diversen Bereichen (auch Marketing etc.) mit persönlichem Einsatz und mit Teamleiter-Qualitäten, ich habe also viel Glück gehabt diesbezüglich.


    So viel mal in Kürze während der Pause...


    Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Zitat

    alias schrieb am 23.05.2005 01:42:
    Und bei Christiansen ließ der CDU-Mann, dessen Name ich mir nicht gemerkt habe folgende hübsche Argumentation los:
    Wie PISA mit den Siegerländern Bayern usw. gezeigt habe, seien Länder mit Gesamtschulen nicht konkurrennzfähig.


    Bosbach hieß der gute Mann. :)

  • Zitat

    Birgit schrieb am 23.05.2005 11:30:
    ....


    Schulpolitisch fände ich es nicht mal schlimm, wenn andere kompetente!! Personen Schulen leiten würden, also nicht Abortnung von nicht mehr benötigten Verwaltungsbeamten, sondern Menschen mit Manager-Qualitäten (nur werden die für den Lohn nicht an der Stelle arbeiten wollen...). .....


    So wie Rüttgers das formuliert hat, soll's aber genau das werden.


    Und eines muss wohl sehr kritisach gesehen werden: Der Schulleiter als Dienstvorgesetzter beurteilt die Lehrer, erstellt Stundenpläne, führt pädagogische Gespräche mit Eltern, führt den Vorsitz in Klassen- und Lehrerkonferenzen, entscheidet über Medienanschaffungen und Schulhausumbauten - und das alles ohne pädagogische Ausbildung?


    Der ehemalige Sachbearbeiter aus der Kreisabfallwirtschaft sitzt dann bei dir hinten drin, beurteilt deinen Unterricht und entscheidet, was in deiner Personalakte steht?
    Sorry, dass ich das kritisch sehe. Als Mann bin ich dann klar im Nachteil. Ich kann nicht mit 'nem kurzen Mini Punkte sammeln.

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    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Auf einer Veranstaltung, auf der sich diverse Lehrer aus Hessen und NRW trafen, wurden die Arbeitsbedingungen verglichen. Die Hessen mussten so in etwa (ist ja je nach Lebensalter unterschiedlich) zwei Wochenstunden mehr unterrichten. Erklärten es dazu allerdings für undenkbar, etwa AGs ohne zusätzliche Bezahlung zu halten. Die Lehrer aus NRW fanden es normal, 2 AG-Stunden pro Woche mit abzuleisten.


    Es ist also sehr schwierig, da wirklich Vergleiche zu ziehen.


    Nach meiner Meinung sollten Schulen sowohl einen Leiter aus dem Management als auch einen Pädagogen haben. In Wirklichkeit sind die heutigen Schulleiter normalerweise beides nicht, sondern, jedenfalls am Gymnasium, Fachlehrer.


    So wie ich es kenne, sind Schulleiter entweder pädagogisch orientiert und die Schule versinkt im Chaos oder begnadete Verwalter ohne viel Interesse an pädagogischen Belangen. Oder im schlimmsten Fall eben auch mal überhaupt völlig unfähig. Ausnahmen gibt es natürlich. Einen kenne ich.


    In Hessen ist es tatsächlich so, dass die Eltern nicht pro-Gesamtschule sind. Abstimmung mit den Füßen sozusagen.


    Grüße Enja

  • Wenn man bedenkt, daß das Schulleitergutachten 25 % der 2. Staatsexamensnote in NRW ausmacht, sollte man sich als Referendar dann wohl schon mal in Ablagesysteme einarbeiten, denn andere als bürokratische Qualitäten könnte ein Verwaltungsmann doch gar nicht beurteilen.


    Ich habe nie verstanden, warum es so schwierig ist, Schulleiter so fortzubilden, daß sie "trotz" pädagogischer Ausbildung in der Lage sind, eine Schule ähnlich einem Manager zu leiten.


    Aber laßt uns doch erst einmal abwarten, was Herr Rüttgers denn jetzt genau vorhat. Bislang gibt es doch noch nicht einmal einen Kandidaten für das Bildungsministerium, oder?

  • alias: Natürlich möchte ich auch nicht die Verwaltungstypen als Schulleiter haben. Ich hatte zudem bisher die Hoffnung, meine Bewertungen aufgrund meiner Kompetenzen erlangt zu haben, kurze Röcke trage ich in Unterrichtsbesuchen eher nicht, und wenn doch, dann nicht, um pädagogischen Schwachsinn zu kompensieren. (Mein Schulleiter mag mich auch so, da brauche ich nicht so vordergründig agieren:-)


    Ansonsten sind die in NRW üblichen Dezernenten für die Beurteilung wegen der Beförderungen auch nicht immer die dafür wirklich geeigneten Personen (um es mal vorsichtig auszudrücken). So jemanden möchte ich aber noch weniger als Schulleiter haben, alle paar Jahre für eine Beförderung mag das ja zur Not noch erträglich sein.


    Grüße


    Birgit

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    Elie Wiesel

    Einmal editiert, zuletzt von Birgit ()

    • Offizieller Beitrag

    Im Wahlprogramm der FDP stand auch drin, daß Menschen aus der Verwaltung für den Schuldienst umgeschult werden sollen. Genauer wurde darauf aber nicht eingegangen und ich kann mir immer noch nicht so recht vorstellen, wie das funktionieren soll. Ein Schulleiter, der keine Ahnung von unterrichten und Schule an sich hat, ist sicher spaßig. Mal sehen, wie sie das umsetzen wollen und wie das dann funktioniert...


    Liebe Grüße,


    Dalyna

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Enja schrieb am 23.05.2005 12:33:
    Nach meiner Meinung sollten Schulen sowohl einen Leiter aus dem Management als auch einen Pädagogen haben. In Wirklichkeit sind die heutigen Schulleiter normalerweise beides nicht, sondern, jedenfalls am Gymnasium, Fachlehrer.


    So wie ich es kenne, sind Schulleiter entweder pädagogisch orientiert und die Schule versinkt im Chaos oder begnadete Verwalter ohne viel Interesse an pädagogischen Belangen. Oder im schlimmsten Fall eben auch mal überhaupt völlig unfähig. Ausnahmen gibt es natürlich. Einen kenne ich.


    Danke, daß Du wenigstens zugestehst, daß es auch Ausnahmen gibt. So ein paar kenne ich da auch. Und ich bin immer noch der Ansicht, daß es schwierig ist, eine Schule zu leiten, wenn man nur Manager oder nur Pädagoge ist. Denn ein Pädagoge hat zwar Pädagogik studiert, weiß aber dennoch nicht, wie Schule und unterrichten funktioniert, weil Pädagogik und Lehramt nun einmal zwei Paar Schuhe sind. Deshalb wehren sich schließlich auch alle Pädagogen, daß Lehrer Pädagogen sind :D


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hallo,


    Zitat

    Gleichzeitig existiert eine versteckte Gesamtschule im Bayrischen Schulsystem: Wenn an manchen Orten bis zu 60% der Schüler die Hauptschulen besuchen, befindet sich dort de facto die Gesamtschule - und beweist ihre Leistungsfähigkeit. Denn immerhin haben diese bayrischen Schulen (wie PISA beweist) mit am Besten abgeschnitten - weil dort leistungsschwache und leistungsstarke Schüler gemeinsam unterrichtet werden


    Bist du dir sicher, dass diese Zahl stimmt? Soweit ich weiß, besuchen nur 30% die Hauptschule - und 60% erscheint mir reichlich hoch gegriffen.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Die CDU hat sich im Wahlkampf doch schon mit ganz wichtigen Themen beschäftigt:
    Lehrerinnen mit muslimischem Glauben dürfen kein Kopftuch mehr tragen!
    ich frag mich nur immer: wo sind die Frauen, die das wollen? Kennt ihr die vielleicht?


    Noch was anderes ist klar: Die Halbjahreszeugnisse im dritten bleiben.


    Ansonsten bleibt es wohl bei dem neuen Schulgesetz. Haben die ja auch mit dran gearbeitet.
    (Der GEW Vorsitzende hat sich auf jeden Fall mal in der Richtung geäußert!)


    Ach ja: 9000 neue Lehrer! Wo die wohl alle herkommen? Wenn man richtig rechnet findet man die bestimmt!
    Bin gespannt ob die auch jemand zu Gesicht bekommt.

  • Hallo !


    An sich bin ich politisch eher sozial als an Kapital-und Besserverdienenden orientiert. Aber ich lehne inzwischen „links“ für mich ab.
    Die deutschen Linken neigen zu Dogmatismus, sind oft recht unduldsam und zwangsmissionarisch und sogar (natürlich) zu ihren Dogmen nicht geprächsbereit.


    Es tut mir in der Seele weh, dass Willy Brands „mehr Demokratie wagen“ von etwa 1969 in der SPD NICHT Wirklichkeit geworden ist. Die Öffnung seiner Ostpolitik verdanken wir Brand, aber er selbst hat das unselige Berufsverbot für Andersdenkende eingeführt, wenn auch als einziger prominenter Linker später öffentlich bedauert. (Nicht, dass jemand denkt, ich wäre damals ‚Kommunist’ gewesen, aber ich bin grundsätzlich gegen Gesinnungs- und Denkverbote).


    Nach meiner Überzeugung will die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung die typisch deutsche „IGS = Integrierte Gesamtschule“ seit langem nicht. Das wäre von guten Demokraten anzuerkennen! Und mit ihrer Ablehnung hat die Mehrheit Recht!
    „Gesamtschulen“ in anderen Ländern sind inhaltlich weltenweit von den deutschen entfernt.


    In der offiziellen IGS sind die SchülerInnen einer „Klasse“ Jahrgang 9 und 10 in Hessen (darauf berufe ich mich, weil ich Hessen am genauesten kenne – es aber soweit ich weiß überall ziemlich genau so ist) von 30 Wochenstunden nur in lächerlichen 5 Stunden, die noch über die ganze Woche verteilt sind, in der Lerngruppe (sozialen Gemeinschaft???), die auf dem Zeugnisblatt als ihre „Klasse“ steht. In den anderen 25 Stunden pro Woche „flippen“ sie in den Hauptfächern in drei verschieden Kursniveaus (A,B,C) herum – in etlichen Nebenfächern in zwei Kursniveaus (G=Grundkurs, E=Erweiterungskurs), dazu noch in Religion und Ethik in drei Gruppen, oft auch in Sport nach Geschlechtern getrennt.


    Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche fast alle 45 Minuten (in Realität nur 39) den Raum, die soziale Gruppe und die erwachsene Bezugsperson wechseln. Ich nenne sie „von Tür-zuTür-Bettler in Sachen Wissen“. Dieser Zustand ist von vorne herein NICHT pädagogisch-psychologisch akzeptabel. Die betroffenen Jugendlichen – besonders die irgendwie „labilen“ – sind in den IGS-en „ganz arme Schweine“. Hier geht in den vielen Wechseln von Raum, Gruppe und Lehrer durch notwendige Neuanpassung so viel psychische Energie verloren, dass für’s Lernen wenig – bei vielen nichts mehr – übrig bleibt.


    Ich schreibe im Folgenden sehr deutliche Worte, weil ich Sachverhalte „ehrlich“ bezeichnen will und nicht „glätten“.


    Mit betrügerischen Maßnahmen wie bessere finanzielle Versorgung sowohl in Sachen (Gebäude, Technik) als auch personell (Sonderposten wie „Pädagogische LeiterInnen“ (= oft nur „Schwätzposten“)) und jahrelange Sonderstellung als „Versuchsschulen“ – Helene-Lange-Schule der unehrlichen Frau Riegel in Wiesbaden seit weit über 10 Jahren. Zu Recht fragen andere Eltern, wie lange sie denn noch „versuchen“ wollen.


    Frau Riegel – seit 2/2004 pensioniert, aber bundesweit nur scheinbar “pädagogisch“ in Deutschland herumschwadronierend – hat es mit Sondergeldern der ehemaligen SPD-Kultusminister mit sehr fraglichen Mittel geschafft, ihrer Schule bei den einfachen Bürgern einen „sehr guten Ruf zu verschaffen“. Ein Ruf des „Scheins“ für die IGS generell – „scheinheilig“.
    Frau Riegel hat vor der Anmeldung neuer Schüler „Bildungslebensläufe der Eltern“ gefordert und überwiegend nur Kinder aus bildungsfreundlichen/bildungsnahen Elternhäusern (vorrangig Akademiker-Kinder) aufgenommen. Auch Legastheniker „passten nicht in ihr Schulklima“ – nicht mal die jüngere Schwester einer bereits dortigen älteren Schwester.
    Frau Riegel hausiert auf dieser verlogenen Grundlage mit dem guten Abschneiden ihrer ehemaligen Schule – entgegen der gegebenen Verpflichtung, keine PISA-Ergebnisse einzelner Schulen zu veröffentlichen. Madame R. nimmt sich Narrenfreiheit – und die SPD fordert „lauter Helene-Lange-Schulen in Hessen!“



    In betrügerischer Absicht hat die hessische SPD um 1970 sprachlich falsch „die Gesamtschule“ propagiert, aber überwiegend schulformbezogene (damals „additive GS genannt“) eingeführt, die besser „Schulzentren“ von Haut-, Realschule und Gymnasium heißen würden. Auf meine Nachfrage „warum dieser Begriffswirrwa?“ bekam ich von einem führenden Bildungs-SPD-ler die Antwort: „Die Leute wollen das dreigliedrige Schulsystem. Das kriegen sie in der additiven Gesamtschule. Wir gewöhnen sie an den Begriff „Gesamtschule“, die wandeln wir dann alle peu-à-peu in integrierte Gesamtschulen um, ohne dass die Leute es merken.“ Noch ein Kommentar nötig ?


    Ich kenne eine einzige schulformbezogene Gesamtschule (ehemals „additiv“, heute „kooperativ“ genannt – aber ohne Kooperation) und habe auch an ihr gearbeitet, die wirklich ein pädagogisch positives „Schulzentrum“ war (in den 70-ern „Bockenheim-Süd“ in Frankfurt/Main). Dort haben alle LehrerInnen (Gym, Real u. Haupt) ohne Unterschied in allen Schülerniveaus unterrichtet und auf Durchlässigkeit nach oben geachtet. Sitzenlassen konnte man nur am Schuljahresende. Sogar ein SPD-Bürgermeister bemerkte erst bei seiner Tochter, dass man im Gegensatz dazu in der IGS keinen auch nur kurzfistigen Duchhänger haben dürfe, den man im Lauf des Schuljahres wieder aufholen kann.


    Die IGS-Kollegen erlebe ich seit 35 Jahren vorwiegend als „abstufungsgeil“.
    In den 80-ern gab es in Hessen eine Statistik, wonach in der „Förderstufe“ (Jg. 5 u. 6) nur 20 % der Umstufungen nach „oben“ gingen aber 80 % nach unten – das nenne ich „die SPD-Aussiebstufe“.
    Ich habe es immer wieder persönlich erlebt, dass Schüler nach einigen Noten „4“ in Klassenarbeiten im A-Kurs (Gym-Niveau) in den B-Kurs (Realschulnieveau) abgestuft wurden – in einer Gymnasial-Versetzungskonferenz wäre bei glatter „4“ noch nicht mal über diese Kinder gesprochen worden: Versetzung klar!
    Drängt bei diesem Verhalten der IGDS-Lehrer ein archaischer Trieb zum Machtmissbrauch und zum Abstufen in der Sozialordnung der Gruppe nach unten durch ?


    Als ich später in einer anderen „Schulzentren-Gesamtschule“ in der Französisch-Faschkonferenz den Vorschlag machte, die Gymnasiallehrer sollten in wenigstens einer Realschulklasse Französisch unterrichten und die Realschullehrer umgekehrt, um ein Erfahrungsgefühl für den Unterschied zu bekommen, erwiderte eine Oberstudienrätin (A 14 besoldet), dass das nicht gehe, „weil man in der Realschule pädagogisch arbeiten muss – und das haben wir Gymnasiallehrer ja nicht gelernt.“ Fachidioten-Antwort ! A 14 beziehen, 4 Stunden weniger Unterricht pro Woche (6-8 Arbeitsstunden) haben und sich für „pädagogisch unfähig“ erklären. Wieder kein weiterer Kommentar.


    Ich entnehme der Berichterstattung, dass die IGS-Gesamtschulen auch in NRW etliche Privilegien genießen: vorwiegend sie wurden mit einem Ganztagsangebot ausgestattet (sind in NRW alle Gesamtschulen integrierte GS?).
    Ich kann es dann schlecht ertragen, wenn sachfremd verlogen argumentiert wird, die Gesamtschule sei die bessere Schulform, weil sie z.B. ein Ganztagsangebot hat. Man kann auch jeder anderen Schulform ein solches geben, wenn man will. Das ist unabhängig von der Schulform. Aber SPD u. GRÜNE wollen ausschließlich die IGS-en als solche mit diesem durchaus wünschenswerten Attribut als die beste Schulform dardsetellen.
    Auch sei es ein "pädagogischer" Vorteil, dass es kein Sitzenbleiben gebe. Und was ist mit den vielen "Abstufungen"?


    Ich meine geradezu, man müsse sich blööd vorkommen, so für die IGS zu argumentieren – aber die so reden scheinen wohl sooo blööd zu sein, dass sie das gar nicht merken.


    Ich hätte noch einige Kommentarpunkte zu diesem Wahlausgang, will es aber erst mal hierbei belassen.
    Die IGS-Schulen sind EIN wichtiges Wahlthema unter anderen gewesen, das mit wahlentscheidend war.



    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Doch konkrete Änderungen für die GS :


    - Schulkindergärten für schulpflichtige aber nicht schulfähige Kinder.
    - Flex muss zeigen, dass sie genauso gut wie Schulkindergarten fördern kann.
    - alle 8 Achte muss sich der Schulleiter bewähren.


    Sonst aber viel wie gehabt und im neuen Schulgesetz festgeschrieben.

  • niklas:

    Zitat

    - Flex muss zeigen, dass sie genauso gut wie Schulkindergarten fördern kann.
    - alle 8 Achte muss sich der Schulleiter bewähren.


    ?(


    Was meinst Du damit?

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