NRW und Neuwahlen...

  • Die Flexible Eingangsstufe war für die SPD die optimale Förderung. Wenn sich eine Schule dagegen entscheidet, muss sie aufzeigen, wie die Kinder alternativ, individuell gefördert werden. Die Schule muss ein Förderkonzept schreiben. Schulkindergärten werden aufgelöst und die freiwerdenden Pädagogen kommen in der Flex unter.
    Die CDU sieht es offenbar anders: Die Förderung in Schulkindergärten ist die beste für die nicht-schulfähigen Kinder. Die Schulkindergärten bleiben erhalten und die Schule, die eine Flex hat, muss zeigen, dass sie genauso gut wie ein Schulkindergarten diese Kinder fördern kann.


    Noch interessant:
    Alle 8 Jahre wird der Schulleiter von außen überprüft. Wie dies geschieht wird noch nicht konkretisiert.


    (sorry zu schnell getippt)

  • Wenn ich das Wahlprogramm der FDP 'richtig' verstanden habe, sollen Grundschulen nicht mehr pauschal zur Schuleingangsstufe gezwungen werden. Schulen, die sich noch nicht "bereit genug" fühlen, sollen konkrete Hilfen an die Hand bekommen... wie immer die auch aussehen mögen - jedenfalls soll pro halber Eingangsklasse eine halbe Sozialpädagogenstelle bereitgestellt werden; also ein Sozialpädagoge für eine Schule mit 2 Eingangsklassen.
    Weiterhin soll wohl dieser unsägliche Sonderschulerlass von rot-grün zurückgenommen werden (Quotierung der Sonderschülerzahlen).
    Na, das wär doch immerhin schon mal ne Hilfe... Sollte das Bildungsressort denn an die FDP gehen und sollten sie denn halten, was sie versprochen haben... Man darf gespannt sein... ?(


    LG Lea

  • Quotierung der Sonderschülerzahlen? Hört sich ja seltsam an. Was war das denn genau?


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hi Mia,
    habs jetzt nicht im Wortlaut da, aber sinngemäß sollen Grundschullehrer in NRW Kinder mit 'besonderem' Förderbedarf erst mal so lange wie möglich selbst fördern, bevor sie ein VO-SF auf den Weg bringen (dürfen). Sprich, entsprechenden Kindern wird die Chance auf frühstmögliche adäquate Förderung genommen. Das ganze natürlich verpackt in hochtrabende Worte, im Grunde aber nichts anderes als eine weitere skandalöse Mogelpackung zur Haushaltssanierung. Mir bekannte Sonderschullehrer sprachen davon, dass sie befürchten, die Sonderschulen sollen langfristig aufgelöst werden...
    Wir wollen das Beste hoffen...


    LG Lea

  • Danke Niklas! Im Primarbereich bin ich leider mit der Terminologie überhaupt nicht vertraut. Jetzt habe ich es verstanden!

  • So, jetzt habe ich lange mitgelesen und habe das dringende Bedürfnis, mich in die Diskussion einzumischen.
    ich arbeite, als ehemaliger Gesamtschulgegner, an eben dieser Schulform und bin der Meinung, dass es eine echte Schande wäre, sie abzuschaffen.
    Die Gesamtschule ist eine Schule für " Spätentwickler", in der die ach so häufig geforderte Durchlässigkeit möglich ist - wenn man nämlich in den differenzierten Fächern (in NRW nur Hauptfächer, und zwar in zwei Leistungsgruppen) die Lerngruppe wechseln kann. Es ist eine Schulform , in der viel eher als an Gymnasien und Realschulen MIt den Kindern und auch Eltern gearbeitet wird, an der ADS usw. keine Gründe fürs "Aussortieren" sind, an der man nicht sitzen bleiben kann (bis Klasse 9).
    Ich bin auch der Meinung, dass die Schulform Gesamtschule es deshalb so schwer hat, weil es eben noch die anderen Formen gibt und sie deshalb nicht Schule für alle ist, sondern doch eher von den "schlechteren" Schülern gewählt wird - Schülern, die mehr Zeit brauchen oder andere Fördermöglichkeiten. Ich denke, die Schule für alle ist der beste Weg - und die Abschaffung der Gesamtschule ist damit grundfalsch.
    Schönen Feierabend, löwe

    Lasst uns das Leben genießen, solange wir es nicht begreifen. (Tucholsky)

  • Gut gebrüllt löwe ;)
    Im Ernst: ich habe mein ref in einer Gesamtschule gemacht und kann mich deiner Meinung nur anschließen


    Silja

  • Danke Lea. Wurden denn alternativ mehr Stellen für GU geschaffen? Oder war das dann wirklich eine reine Sparmaßnahme?


    Zum Thema Gesamtschule: Gesamtschule ist nicht gleich Gesamtschule und deswegen stehe ich dieser "Schulform" mittlerweile sehr zwiespältig gegenüber. Wenn es eine Schulform für alle wäre, dann stünde ich absolut dahinter. Hier in Hessen wurde diese Schulform jedoch leider nur sehr halbherzig eingeführt. Die meisten Gesamtschulen sind kooperative und diese gingen meistens aus Haupt- und Realschulen hervor, wurden aber nicht flächendeckend umgesetzt.
    An meinem Schulort z.B. gibt es eine Gesamtschule und ein Gymnasium. Jeder wird sich denken können, dass die Eltern ihre Gymnasiasten lieber auf das altehrwürdige, auf Prestige bedachte Gymnasium schicken. Die Gesamtschule ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Haupt- und Realschule. Das Vorturteil, die Leistungen der Schüler an Gesamtschulen sei niedriger wurde somit natürlich bestätigt. Und das ist nach wie vor das Hau-drauf-Argument aller Gesamtschulgegner.


    Ich kenne aber ebenso eine IGS von innen, die nicht so funktioniert wie von Gemo beschrieben (was nicht heißt, dass es solche Schule nicht tatsächlich auch gibt - leider.). Diese Schule hat es geschafft, sich zunächst gegen den Elternwillen aus dem Selektionsprinzip zu lösen. Jetzt, wo die Eltern sehen, wie gut es ihren Kindern tut, wird dieser Schule die Tür eingerannt.


    Zu einer wirklichen Reform gehört nun mal Mut und oft muss man sich über eine Mehrheitsmeinung hinwegsetzen. Denn eine Reform an sich ist nichts Demokratisches.
    Leider hat es Rot-Grün in Hessen damals nicht geschafft, aus der Mogelpackung eine wirkliche Reform zu machen. Und so wählen jetzt hier brav alle die Partei, die dafür sorgt, dass sich garantiert auch gar nix ändert, sondern alles schön so läuft, wie es schon seit 100 Jahren. Das muss wohl irgendwas Beruhigendes für viele an sich haben.
    Uns hat es ja schließlich auch nix geschadet. :rolleyes:


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Dienstag habe ich in der WAZ gelesen, dass angedacht wäre, in GS und HS die Rektoren für jeweils 8 Jahre von der Schulkonferenz wählen zu lassen.


    Wenn das alles ist, was einfällt, um die Schulmisere zu retten?
    flip

  • Mia: genau das ist doch der Schwachpunkt. Gesamtschulen sind keine Gesamtschulen. Die einzige Gesamtschule ist die Grundschule. (Obwohl das nun etwas vom eigentlichen Thread abweicht)


    LG, Silja

  • Zitat

    elefantenflip schrieb am 26.05.2005 21:36:
    Dienstag habe ich in der WAZ gelesen, dass angedacht wäre, in GS und HS die Rektoren für jeweils 8 Jahre von der Schulkonferenz wählen zu lassen.


    Wenn das alles ist, was einfällt, um die Schulmisere zu retten?
    flip


    Interessante Idee. Auf die Grundschule bezogen aber etwas weltfremd. Es fehlt einfach die Auswahl.
    Die Posten der Schulleitung sind mittlerweile ziemlich unbeliebt.
    Offene Stellen werden häufig jahrelang nicht besetzt.

    • Offizieller Beitrag

    So, hier steht jetzt, was sich in NRW ändern wird:
    http://db.learnline.de/news/ne…jsp?-op=gte&top=1&_skip=1


    - Fremdsprache ab der 1. Klasse
    - Ziffernnoten statt Wortzeugnissen ab der 2. Klasse
    - Einschulung vor dem 6. Geburtstag
    - Kopfnoten auf Zeugnisse
    - Schulbezirke werden aufgehoben
    - mehr Wettbewerb zwischen Schulen
    - Haupt- und Gesamtschulen nicht abschaffen, aber auch keine neuen schaffen


    Tja, und über die Lehrerstellen wurde sich natürlich nicht geeinigt:

    Zitat

    Über die Zahl zusätzlicher Lehrer, die zur Verringerung des Unterrichtsausfalls eingestellt werden sollen, haben sich CDU und FDP noch nicht geeinigt. "Da haben wir uns angenähert", sagte FDP- Generalsekretär Christian Lindner. Die CDU hatte im Wahlkampf die Einstellung von 4.000 neuen Lehrern angekündigt. Die FDP forderte vor der Wahl sogar 8.000 zusätzliche Pädagogen. Der designierte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte vor der Verhandlungsrunde erklärt, neue Lehrerstellen müssten solide finanziert werden.

  • silja: Stimmt. Die meisten Gesamtschulen sollte man besser Schulzentren nennen, aber so ein paar wenige richtige Gesamtschulen gibt es auch im Sek.bereich.
    Tja, und was die einzige wahre Schule für alle angeht: Da kann ich nur mal wieder an die IGLU-Studie erinnern. Aber da das scheint's niemanden so richtig ins Konzept passt, wird das ja schön totgeschwiegen.


    Zitat

    - Haupt- und Gesamtschulen nicht abschaffen, aber auch keine neuen schaffen


    Hauptschulen sollen nicht abgeschafft werden? Hä? Was ist das denn für ein Gedankengang? Hätten dann die Hauptschüler auf die Sonderschule gemusst oder wie?
    *völlig auf dem Schlauch steht*


    Na ja, offiziell wurden auch in Hessen nie Gesamtschulen abgeschafft, weil es da wohl da sicherlich zuviele Gegner gegeben hätte. Das wurde stattdessen ganz elegant durch die 8jährige Gymnasialzeit gelöst. Zum neuen Schuljahr wird sowohl meine Schule, die bislang Gesamtschule war, wieder in eine Haupt- und Realschule zurückverwandelt, also auch einige andere im Kreis und in der Region. Ich kenne die genaue Zahl nicht, aber mir kann keiner erzählen, dass das eine unbeabsichtige Begleiterscheinung dieser Gymnasialreform ist.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Oh Graus!


    Das ist ja ziemlich ausgegorenes Zeug, was die "Neuen" in NRw da vorbereiten.
    Alles ziemlich personalintensive Änderungen: Einschulung mit fünf und englisch für das Erste.
    Da schaffen die Schulen es gerade, dass alle dritten und vierten Englisch bekommen und schon soll wieder alles umgeschmissen werden. Das wird ziemlich schwierig mit nur 4000 neuen Lehrern. Und dann auch noch die Schülerzahl zu erhöhen, durch eine frühere Einschulung. Gleichzeitig die Klassengröße zu ändern und für mehr Individualisierung zu sorgen ... Man kann gspannt sein.
    Ob da schon jemand über die Machbarkeit nachgedacht hat?


    Laut GEW
    "Das würde bedeuten, dass 160.000 Schüler(innen) zusätzlich in den Grundschulen unterrichtet werden müssten."


    Englisch, ab dem Ersten?
    Warum? Noch mehr Englisch? Hapert es denn wirklich daran?



    "Mit der Ankündigung, Kopfnoten verpflichtend wieder einführen zu wollen, mag der Applaus konservativer Kreise sicher sein, die Schulen brauchen jedoch Unterstützung, um die wirklichen Erziehungsprobleme lösen zu können"


    Was sollen denn bitteschön die Kopfnoten verbessern? Was bringt es denn Kinder schon sehr früh zu vermitteln "du kannst es nicht"? Gerade die Kinder und Eltern brauchen Unterstützung, mehr Zeit und individuelle Hilfe. Kopfnoten sind da total kontraproduktiv. Es verschlimmert die Situation anstatt sie zu verbessern. Drastisch formuliert, das Kind bekommt zu Hause zusätzliche Schläge - eine Erziehungsmethode, die aus der gleichen Zeit stammt. Herzlichen Glückwunsch. Danke CDU.
    Oder glaubt bei denen noch wirklich jemand daran, dass die Eltern sich die fünf im Betragen zu Herzen nehmen und ihre bis dahin nich aktivierte Erziehungskompetenzen aktivieren, und die Kinder gescheit erziehen? (Vorbeugende Anmerkung: Natürlich sind nicht alle Schwierigkeiten im Erziehungsstil der Eltern begründet, aber manche)
    Oder die Kinder ihre Defizite mittels der "Kraft der Fünf" ;) ihre Defizite überwinden und von nun an brav und strebsam werden? Schön, wenn man an eine Welt glaubt, in der das funktioniert. Schöne, einfache Welt, die vermutlich sonntäglich an unzähligen Biertischen auflebt. Dort scheint die CDU auch ihre Berater sitzen zu haben.


    VG

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