DU ohne Sprachbuch

  • Wir müssen in der nächsten Woche unsere Bücherlisten für das kommende Schuljahr abgeben. Ich überlege gerade mit meiner Kollegin, ob wir uns von unserem Deutschbuch "Bausteine" trennen und frei arbeiten. Wir haben einen Rechtschreib- und Orthografikkurs, den man optimal bearbeiten könnte. Auf die Diktate und Aufsätze bereitet man sich ja eh seperat vor. Meine Fragen:


    Kann einer von euch von seinen Erfahrungen ohne Buch erzählen?
    Wie viel arbeitet ihr mit eurem Sprachbuch? Braucht ihr es wirklich?
    Hat euer Sprachbuch genug Inhalt?


    Was würdet ihr tun?


    Bin gespannt auf eure Erfahrungen/ Anregungen. Dank euch + schönen Feiertag: Soframa

  • Hallo Soframa,


    ich arbeite seit vielen Jahren ohne Buch im Deutschunterricht.
    Und zwar ohne Lese- und ohne Sprachbuch.


    Ich unterteile das Schuljahr thematisch und orientiere mich an den Sachunterrichtthemen. Zumindest meistens.


    Dazu gibt es dann grundsätzlich einen Büchertisch und differenzierte Leseangebote vielfältigster Art.
    Zu jedem Thema gibt es Lernwörter.
    Ich nutze das System von Beate Leßmann und das funktioniert wunderbar.


    Zu Hause habe ich eine Menge Sprachbücher, daraus entnehme ich die Grammatikthemen.
    Damit meine ich, ich schaue, welche Themen in welchem Schuljahr thematisiert werden und gleiche das mit dem Lehrplan ab.
    Dann erstelle ich eigenes Material.


    Mit dieser Methode komme ich bestens zurecht.
    Sie hat allerdings den Nachteil, dass sich nur wenig - bis keine - Kollegen finden, die Lust haben mitzuziehen und mitzumachen.


    Das bedauere ich immer sehr.


    Vom Aufwand her mag das zunächst üppig erscheinen, aber wenn man das einige Jahre praktiziert hat, fällt es recht leicht und es gibt eine Menge Freiheiten, die ich persönlich sehr genieße.


    Liebe Grüße
    strubbelsuse

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    vom Bausteine-Sprachbuch würde ich mich sofort trennen! :rolleyes: Ich kenne auch Kollegen, denen es ähnlich ergeht.


    Es ist aber ganz gut, Sprachbücher daheim zu haben. Besonders als Berufsanfänger kann man hier einem roten Faden durch die Grammatikthemen folgen (sofern das Sprachbuch einen solchen selber aufweist, was ich beim Bausteine-Spb nicht als gegeben ansehe).


    Ich hätte aber noch eine Frage an Suse:


    Ich würde im nächsten Jahr auch gerne ganz ohne Deutsch und Sachunterrichtsbücher arbeiten. Im Sachunterricht kann ich das plausibel begründen, so das es auch mein SL gutheißt. In Deutsch ist das so eine Sache. Ich kann es zwar auch begründen, aber es gibt viele Gegenargumente. Wie überzeugst du Eltern und ggf. SL von deinem Konzept?
    Geld würde es trotzdem kosten (bei uns kaufen die Eltern die Schulbücher), da dann mehr Bücher und Lernmaterial angeschafft und Kopien gemacht werden müssten.


    LG,
    Melo

    • Offizieller Beitrag

    Suse, ich beneide dich! So würde ich auch gerne arbeiten. An meiner Schule müssen jedoch alle Klassen einer Jahrgangsstufe die gleichen Bücher haben.


    Wir arbeiten auch mit der Bausteine-Reihe. Es gibt schlechtere. Für uns besteht der Vorteil darin, dass wir in der jahrgangsgemischten Klasse viel mit Tages- und Wochenplänen arbeiten. Ich brauche dann nur die entsprechende Seite im Übungsheft aufzuführen bzw. an die Tafel zu schreiben und die Kinder können sofort mit der Arbeit beginnen, da sie die Übungsformen kennen. Gut läuft das auch mit dem Schreiblernheft, darauf würde ich z.B. nicht verzichten.
    Die Fibel ist mir manchmal lästig. Wir sind schon viel weiter, können alle Buchstaben und müssen uns dann so einen doofen Text durchlesen, damit die passende Seite vom Arbeitsheft-Block bearbeitet werden kann. Aber auch da stoße ich bei Kollegen und Schulleitung auf taube Ohren.


    Talida

  • Die Schulleitung habe ich auf einer von mir durchgeführten SchilF überzeugt.
    Die Eltern zu überzeugen war nicht wirklich schwer.
    Ich habe ihnen erläutert, warum ich das buchlose Konzept für sinnvoller halte und da man jederzeit zu uns in den Unterricht kommen kann (Bedingung: nicht nur eine Stunde, sondern einen ganzen Vormittag), die Eltern das auch rege nutzten und nutzen.
    wurde es irgendwann zum Selbstläufer.


    Liebe Grüße
    strubbelsuse



    P.S. Sachunterricht Bücher finde ich persönlich gnadenlos schlecht.
    Sie lassen kaum Freiräume und ich habe noch kein wirklich gutes Buch entdeckt.

  • Ach so, Stichwort "gute Gegenargumente".
    Von Elternseite kommt dann eigentlich meist der Einwand, man wüsste ja nicht wo man ist und könne nicht vorarbeiten oder nacharbeiten.


    Da die Eltern bei mir zu Beginn des Jahres einen Jahresüberblickplan erhalten, hat sich das Argument auch erübrigt.


    Das andere Argument, Parallelklassenarbeit etc. ist da schon schwerwiegender.
    Aber wenn es gut läuft, dann überzeugt es auch.


    Liebe Grüße
    strubbelsuse

  • Strubbelsuse - wie handhabst du es mit dem Leseunterricht? Ich habe im Zweiten statt Lesebuch immer einen Wochen-Leseplan herausgegeben. Das ging auch wirklich sehr gut. Jetzt im 3. Schuljahr habe ich schon das Problem, dass die Texte zu lang sind und ich für einen sinnvollen Einsatz den Leseplan dann schon auf 2 beidseitig bedruckte Blätter machen muss. Im 4. Schuljahr reicht der Platz einfach nicht mehr aus. Wie gestaltest du dann ohne Lesebuch deinen Leseunterricht. Okay, wir haben mindestens eine Antolinstunde, aber das reicht nicht wirklich...


    Und noch was, ähem, hast du vielleicht mal so einen Stoffverteilungsplan parat, so dass man einen Überblick über eine buchlose Planung hat, also über die Arbeit, die mich erwarten würde? Meine Parallelkollegin würde höchstwahrscheinlich mitziehen, so dass die Arbeit minimiert wäre. Ein OK habe ich heute auch bereits von der Schulleitung bekommen, allerdings nur bei absolut guter (um nicht zu sagen perfekter) Vorbereitung!


    Dank dir + GLG!

  • Hallo Soframa, was genau meinst du mit einem "Wochenleseplan"? Schreibst du den Kindern nur auf, was sie bis zu welchem Termin lesen sollen, oder kopierst du die entsprechenden Seiten gleich mit? Mich würde mal ein Beispiel interessieren, vielleicht hast du ja einen Plan im PC und kannst ihn mal einstellen. Liebe Grüße Marion

  • Hallo ihr,
    interessiert habe ich eure Diskussion verfolgt. Auch ich möchte im nächsteb Schuljahr, wenn ich dann selbstständig Unterricht gebe, ohne Buch arbeiten. Meine Mentorin, bei der ich viel hospitiert habe, arbeitet auch ohne Buch und ich bin davon begeistert. Das Lesebuch kann für manche Texte miteinbezogen werden, und wird so auch wieder nützlich.
    Ich wäre auch sehr interessiert daran, mal einen Stoffverteilungsplan zu sehen.


    Gruß Pim

  • Hallo nochmal,


    ich kann mal einen Stoffverteilungsplan heraussuchen, aber bitte erst in den Ferien.

    Vorher bin ich dazu einfach ein klein wenig zu eingespannt und ich habe die Teile auf irgendwelchen CD's ----- irgendwo.


    Was das Lesen angeht.
    Wir haben grundsätzlich zu jedem Thema einen üppigen Büchertisch.
    Dazu haben wir feste Lesekisten in der Klasse.


    In einer Kiste tummeln sich die ganzen Kinderlexika und Atlanten, in der anderen Kiste ausreichend netter Lesestoff.
    Hin und wieder gibt es selbstverständlich kopierte Leseblätter für alle, aber eher selten.


    Wenn ich mit dem Wochenplan arbeite, dann gibt es differenzierte Leseübungen aus Büchern oder Lesekarteien, die in der Klasse stehen.
    Viele Aufgaben aus anderen Bereichen befassen sich ja auch mit dem Lesen.
    Insbesondere im Sachunterricht läuft ohne Lesen ja nun gar nichts.


    Zudem lesen wir durchaus auch am Monitor, aber das macht vom Unfang her einen geringen Teil aus.
    Mehrmals im Jahr lesen wir gemeinsame Lektüren.
    Die hiesige Kinder- und Jugendbibiothek hat wunderbare Klassensätze und das in reichlicher Auswahl.


    Gibt es keinen Klassensatz basteln wir uns Lesetagebücher oder Lesehefte.
    Zum Beispiel zu "Sofie macht Geschichten" haben wir uns in diesem Jahr ein ganz tolles Leseheft und begleitendes Tagebuch gemacht.


    Dazu tippe ich die Texte ab.


    Das Lesen entsteht bei uns mehr aus den Unterrichtssituationen heraus.
    So ein Lesebuch ist mir da einfach zu starr.


    Allerdings horte ich hier zu Hause zig Lesebücher, um immer mal wieder bestimmte Texte oder Texte zu bestimmten Themen griffbereit zu haben.


    Liebe Grüße
    strubbelsuse

  • Und jedes Mal frage ich mich wieder, wo du die ganze Zeit her nimmst? Wahnsinn! Ich habe auch so viele Ideen, nur reicht meine Zeit einfach nicht.


    Mach weiter so und ermuntere viele andere weiter!


    Marion: Leseplan kann ich dir gerne einscannen oder faxen. Mailde dich!

  • Ich hole den Beitrag noch mal nach oben. So langsam mache ich mir intensiver Gedanken zur Arbeit ohne Sprachbuch. Das ich das machen werde/ darf, ist jetzt durch ;) . Jetzt muss ich nur noch das geeignete Konzept finden.


    Arbeitet ihr dann mit einem Arbeitsplan/ Wochenplan?
    Gibt es da "Untergruppen" für Rechtschreibung - Grammatik - Lesen?
    Wie baut ihr den Aufsatzunterricht ein?
    Was muss ich besonders beachten?


    Bin für jeden Tipp/ Ratschlag echt dankbar.


    LG

  • Ich habe auch immer ohne Lese- und Sprachbuch gearbeitet. Es war aber sehr schwierig, gerade am Anfang. Ich war in einem Kollegium, das diese ARt von Arbeit als Affront gegen die eigene Art sah. Damals waren wir aber 2 junge Kolleginnen, die zusammen gearbeitet haben und die sich gegenseitig stützen.
    Auch musste ich mich mit den Eltern auseinandersetzen, die viele Vorbehalte hatten. Nach 4 Jahren hatte ich einen sicheren Stand, die Eltern wussten die Art zu schätzen und ich bekam einen Ruf, der im Laufe der 12 Jahre immer besser wurde. Mir selber ging es aber nicht gut dabei.

    Wenn ich es noch einmal zu tun hätte, in einem solch zusammengesetzten Kollegium, würde ich im Rückblick vielleicht ein Sprachbuch nehmen, die Eltern aber darauf aufmerksam machen, dass es eine Stütze ist- und nicht Seite für Seite durchgearbeitet wird. Auch wenn ich krank wäre, wäre es für Kollegen dann einfach, darauf zurück zu greifen. So musste ich vorbereiten, auch wenn ich krank war, denn meine Art zu arbeiten war ja nicht gewollt.


    Wenn du dich doch für die Arbeit ohne Sprachbuch entscheidest, würde ich mir auf alle Fälle Freunde suchen, die auch so arbeiten - das hilft, bei Unsicherheiten. Gerade auch, wenn man neu einsteigt. Mir hat geholfen, dass ich mir viele Sprachbücher angeschaut habe, die Stoffverteilungspläne dieser Bücher im Kopf hatte und so wusste, was ich thematisch alles in der Zeit abgearbeitet haben musste.
    flip



  • Hallo Suse, was meinst du mit einem Jahresüberblickplan, den du den Eltern herausgibst - ist das der Stoffverteilungsplan oder dein Arbeitsplan?


    Gruß Marion

  • @ Marion



    Ich arbeite nach Oberthemen.
    Diese Oberthemen verteile ich zunächst zeitlich über das ganze Schuljahr.
    Dann ordne ich den Oberthemen meine Lernziele und Schwerpunkte zu.
    Mir persönlich schreibe ich einen umfassenden Arbeitsplan.
    Die Eltern erhalten eine verkürzte Version mit den wichtigsten Punkten.


    Allerdings erkläre ich grundsätzlich, dass es vorkommen kann, dass der Plan aus aktuellen Anlässen geändert werden muss.


    Im letzten Schuljahr geschah dies, weil wir ungeplant eine Zirkusprojektwoche einfügten.
    Die war so in meinem Plan - ich wusste ja nichts davon - noch nicht vorgesehen.


    Liebe Grüße
    strubbelsuse

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