Zeugnis in "du-" oder "er/sie-Form"?

  • Hallo zusammen!
    Bald ist es soweit - die ersten Zeugnisse nach einem Halbjahr in meiner zweiten Klasse stehen an. Und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich das Zeugnis für das Kind in Briefform schreiben soll oder in der klassischen Form (3. Person Singular). Für beides gibt es Vor- und Nachteile finde ich und an meiner Schule ist es auch nicht einheitlich. Wie macht ihr es und was ist der Grund für eure Entscheidung?
    LG pinacolada

  • also ich hab meine zeugnisse immer in sie form bekommen und fands damals furchtbar. das zeugnis las sich wie ein krankenblatt, total unpersönlich und distanziert. heute kenn ich das nur noch in du form und finde es total super! freue mich schon wenn ich mein erstes zeugnis in du form schreiben kann! ist halt viel persönlicher und man nimmt es sich mehr zu herzen. glaub ich jedenfalls!
    grüße

  • hallo,


    du schreibst, dass die zeugnisse an deiner schule nicht einheitlich verfasst werden. in diesem fall würde ich mich auch für die du-form entscheiden.
    bei uns hat die schulrätin vorgeschrieben, dass die zeugnisse in er/sie-form verfasst werden. schließlich handele es sich um dokumente...


    lg,
    grundschullehrerin,
    die noch gar nicht an die zeugnisse denken möchte...

  • Ich finde es sehr schwierig. Habe meine Zeugnisse in den letzten Jahren in der "Du-Form" geschrieben. Nun habe ich eine neue Rektorin, der die Form nicht liegt, die aber andererseits auch versteht, dass ich sie nicht anders schreiben kann.
    Nun finde ich aber auch, dass Zeugnisse sich auch an die Eltern richten - und so ist der Bereich "Fächer" nach meinem Stil vielleicht zu schwierig und zu umfangreich für Kinder im ersten Schuljahr gewesen - so meinte es meine Rektorin - wenn ich in du Form schreibe, müssten die Kinder es auch allein verstehen und lesen können.
    So würde ich vorher wirklich mit der Rektorin sprechen, welchen Anspruch sie hat - ich musste meine Zeugnisse 2 Tage vor Abgabetermin noch einmal ziemlich überarbeiten - und da ich schon so viel Arbeit investiert hatte- fand ich es frustrierend.
    flip

  • Hallo ins Forum,


    ich würde mich freuen, wenn sich hier vielleicht noch eine Diskussion über die Vor- und Nachteile der jeweilige Form entwickeln würde.
    Bei den bisherigen Beiträgen geht der Trend ja eher in Richtunge "Du"-Form.
    Ich selbst stehe auch gerade vor der Entscheidung "Du" oder "Er/Sie". Bei mir an der Schule ist beides "erlaubt" und es wird auch von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich gemacht (dabei überwiegt, glaube ich, noch die Er-Form).
    In meiner Ausbildung habe ich - abgesehen von der Theorie im Seminar - nur die Er-Form kennen gelernt und deshalb jetzt auch derartige Formulierungen im Kopf.
    Heute habe ich mir Zeugnisse einer Kollegin ausgeliehen, die in Du-Form geschrieben hat. Das gefällt mir schon sehr gut....

    Zitat

    halt viel persönlicher und man nimmt es sich mehr zu herzen


    Ja, das sehe ich auch so. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass das natürlich auch dann gilt, wenn es eben nicht nur Positives zu Lesen gibt. (Bis zu einem gewissen Punkt ist das als Ansporn sicher auch gut, aber ich habe die Befürchtung, dass ich in der Du-Form eher dazu neigen würde, nicht nur Positives herauszuheben (das ist ja gut und in Ordnung), sondern zu beschönigen...).
    Und dann ist so ein Zeugnis - wie flip schon schrieb - ja auch Dokument und zudem auch an die Eltern gerichtet.....
    Auch weiß ich nicht, ob es mir so einfach gelingt, die mir vertrauten Formulierungen so umzuformulieren, dass ich auf Erstklass-Niveau schreiben kann (mündlich für die Schüler zu "übersetzen" finde ich ja nicht schwierig, aber in so einem Dokument????). Es gäbe ja auch noch die Option, das Er-Zeugnis für die Kinder am Sprechtag (bei Zeugnisausgabe) mündlich zu "übersetzen".....
    Ich bin also noch unschlüssig und würde mich freuen, wenn hier Lehrer, Eltern und Schüler noch einmal etwas ausführlicher ihre Sicht der Dinge diskutieren würden.
    Gespannt
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Hallo Ronja,
    ein Zeugnis soll den Erziehungsberechtigten, die ja nicht jeden Tag in der Schule sind, den Lernstand ihres Sprösslings darstellen. Deshalb halte ich ein Zeugnis, das in der 3. Person geschrieben ist, für ehrlicher.
    Natürlich muss ich jedem Kind einzeln das Zeugnis vorlesen und erklären, d.h. in seine Sprache "übersetzen". Denn ich kann den Eltern die Lernfortschritte oder Schwierigkeiten des Kindes nicht mit dem Wortschatz eines Achtjährigen darstellen.
    Damit das Kind nicht leer ausgeht, schreibe ich ihm ein bis zwei treffende Sätze auf ein Kärtchen (Postkartengröße), in der Anredeform. So ist allen geholfen.
    Gruß venti :)

  • Zitat

    Deshalb halte ich ein Zeugnis, das in der 3. Person geschrieben ist, für ehrlicher.


    *nick* - das ist erstmal auch mein Gefühl... - aber ist es wirklich so?


    Ich hatte auch schon überlegt, das Zeugnis in der Er-Form zu halten und für die Kinder etwas weniger Formelles zu schreiben... (wie dein Kärtchen).
    Aber ein bißchen ist mir ehrlich gesagt auch bange vor der doppelten (?) Arbeit....
    weiterhin gespannt und immer noch unschlüssig,
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Hallo,


    ich schließe mich der Argumentation von venti an. Das Zeugnis in der "Er-Form" ist insofern ehrlicher, dass man in seiner "eigenen Schreibe" viele Dinge genauer ansprechen kann. Wenn das Kind der Adressat ist, vereinfacht man die Sprache, was oft auch den Inhalt reduziert. Vieles kann "mit dem Wortschatz eines Achtjährigen" nicht so exakt augedrückt werden, wie ich es gern möchte.


    Trotzdem überlege ich immer wieder neu - ich habe zur Zeit ein "Erstes" - und lese mir dann Zeugnisse in "Du-Form" durch. Manche gefallen mir auch... Für dieses Jahr habe ich mich gemeinsam mit der Parallelkollegin wieder für dir 3.Person entschieden. An unserer Schule haben wir da auch freie Hand.


    Gruß,
    Peter

  • Hallöle nochmal,
    zum Thema "doppelte Arbeit": auf so einem Kärtchen steht in der 2. Klasse z.B. " Du kannst prima rechnen und gibst dir viel Mühe mit eigenen Geschichten. Das Lesen solltest du noch mehr üben; das kannst du dir für das nächste Schuljahr vornehmen." So in der Art. Mehr nicht.
    Es geht eigentlich recht flott.
    Für noch wichtiger als das Kärtchen halte ich wirklich, dass das "richtige" Zeugnis mit jedem Kind einzeln und in Ruhe durchgesprochen wird, ohne dass andere Kinder große Ohren machen. Deshalb denke ich mir für den letzten Schultag immer besonders nette Sachen aus zum Rätseln oder Basteln, dass alle genug zu tun haben.
    Dann habe ich für alle einzeln Zeit.
    Gruß venti :)

  • Also ich habe mich jetzt für die Du-Form entschieden. Die Eltern meiner Klasse sind zu 75% der deutschen Sprache nicht mächtig, die anderen fassen es mit Fettfingern an, unterschreiben es mit Bleistift und falten es auf Postkartengröße zusammen. D.h. für die Eltern muss ich in dem Fall nicht schreiben, also habe ich mich entschieden, dann wenigstens so zu schreiben, dass die Kinder daraus schlau werden. Es ist zwar etwas aufwändig, denn die Formulierungen, die man so findet sind natürlich so nicht zu verwenden. Dinge die man sonst in einem Wort sagt (z.B. Zahlenraumerschließung, lautgetreu, weiterführende Aufgabenstellungen...) muss ich dann schon mit mehr Worten erklären. Aber ich hoffe es lohnt sich.
    LG pinacolada

  • Zitat

    venti schrieb am 31.05.2005 18:02:
    Für noch wichtiger als das Kärtchen halte ich wirklich, dass das "richtige" Zeugnis mit jedem Kind einzeln und in Ruhe durchgesprochen wird, ohne dass andere Kinder große Ohren machen. Deshalb denke ich mir für den letzten Schultag immer besonders nette Sachen aus zum Rätseln oder Basteln, dass alle genug zu tun haben.


    Wie viel Zeit brauchst du denn dafür? Wir haben nämlich am Tag der Zeugnisausgabe (Zwischenzeugnis) nur 1 Schulstunde Zeit für die Zeugnisse (habe Seminar an diesem Tag und darf erst zur letzten Schulstunde an die Schule). Kann ich es da überhaupt schaffen, zu jedem Kind wenigstens ein paar kleine Sätze zum Zeugnis zu sagen?
    Ich finde es nicht gut, dass wir da ins Seminar müssen...


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Hallo biene maja,
    also eine Schulstunde ist echt knapp. Aber es geht. Du kannst dann mit jedem Kind höchstens zwei Minuten reden. (Kommt drauf an, wie viele du hast ;) )
    Ich finde es auch absolut unmöglich, dass Reffis mit Klassenlehrerfunktion da ins Seminar müssen!!!
    Gruß venti :)

  • Hallo venti,


    ja, das finde ich auch. Am letzten Schultag vor den Sommerferien dürfen wir komplett in die Schule, aber Zwischenzeugnisse sind anscheinend nicht wichtig genug :rolleyes: .
    Ich habe Gott sei Dank nur 19 Kinder, aber andere im Seminar haben schon so 27 oder so. Trotzdem bleiben pro Kind nur knapp 2 Minuten, wenn man vorher noch kurz was allgemeines sagen will (Noten bewerten die Leistung und nicht die Person; noch ein halbes Jahr Zeit zum Verbessern -> also nicht ganz so tragisch sehen...)


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Hallo,


    ich schiebe diesen Thread mal wieder nach oben, weil ich gerade auch vor der Entscheidung stehe, in welcher Form ich die Berichte für meine zweite Klasse schreibe.


    Vielleicht kann ich noch weitere Tipps bekommen.


    LG Trulli

  • Hallo,


    ich finde, das ein Zeugnis ein Dokument ist, das auch nach 30 Jahren noch gelesen wird. Ich mag dabei die du-Form nicht, zumal ich auch wollen würde, dass der Adressat "Du" den Inhalt auch versteht. Deshalb schreibe ich für jedes Kind 2 Zeugnisse.
    Ein offizielles Zeugnis in der es/sie Form, also über das Kind auf dem Zeugnisformular mit Siegel und Unterschriften, und ein Zeugnis in Briefform für das Kind in der du-Form. Diese Briefe sind dann auf buntem Papier und tragen nur meine Unterschrift.


    Es ist zwar viel Arbeit aber das ist sie mir auch wert, denn die Kinder tragen das offizielle Zeugnis nach Hause und für sie ist mein Brief wichtig.


    Lg Tiger

    Jedes Kind braucht einen Engel,
    der es schützt und der es hält.
    Jedes Kind braucht einen Engel,
    der es auffängt, wenn es fällt.
    (Klaus Hoffmann)

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