IGLU Test 180 Min. pro Tag - Überforderung?!!

  • Hamburg: Stress pur
    Meine 4. Klasse hat heute beim 1. Teil des IGLU Testes mitgemacht:


    40 Min. Leseverständnis Text: Erzählender Text
    10 Min Pause
    40 Min. Leseverständnis Text: Sachtext
    15Min Pause
    25 Min Diktat: Satz für Satz wurde vorgelesen, Diktat in Satzsegmenten, Erneutes
    Vorlesen, was fehlte war das Lesen des Gesamttextes zu Anfang
    5 Min Pause
    10 Min kognitiver Text: Abfolgesystematik von Formenreihen erkennen und
    ergänzen
    20 Min Schülerfragebogen


    2 große Pausen konnten nicht wahrgenommen werden - statt 52 Min Pause gab es im Testzeitraum nur 30 Min.


    Morgen geht es ähnlich weiter: Bildungsstandards (was auch immer das sein mag)
    in M und D werden 80 Min abgefragt, es folgt ein weiterer Fragebogen. Dauer 150 Min.


    M.E. ist der Gesamtumfang des Testes nicht zu vertreten, oder? Was meint ihr dazu? Wie hat eure Klasse reagiert?
    Fragwürdig erscheint mir zudem die Rolle der Lehrkraft: sie soll im Klassenraum zugegen sein, sich passiv verhalten, aber bei Diszilinproblemen einschreiten.
    Alle Schüler hatten übrigens am Test teilzunehmen - lediglich beim Schülerfragebogen wurden die eltern um Zustimmung gebeten.


    Über Kommentare, meinungen, Ansichten würde ich mich freuen!


    Ulli

  • Hallo,


    das hört sich wirklich heftig an. Ob die Ergebnisse am Ende so aussagekräfig sein werden???
    Unsere Grundschule wurde ebenfalls für den IGLU-Test ausgelost. Wird in nächster Zeit stattfinden. Ich halte mal meine Ohren und Augen auf; kann dann ja mal berichten, wie es bei uns abgelaufen ist und was die SuS dazu meinen.


    Viele Grüße,
    salati

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! <img src="http://www.lehrerforen.de/smilies/smile5.gif" border="0">

  • Hallo Ulli,
    es ist ein Unding! Gehört verboten - ähnlich wie die hessischen Orientierungsarbeiten in den dritten - und die Vergleichsarbeiten in den vierten werden mit Sicherheit auch noch kommen ...
    Und wer guckt den ganzen Kram nach? Und was sagt das Ergenis aus???
    ?(8o?(:rolleyes:


    Gruß venti ?(

  • Liebe Venti,


    die Arbeiten werden per Nummer "anonymisiert", im Unibereich ausgewertet. Es ist noch nicht einmal sicher, dass / ob man eine Rückmeldung erhält.
    "Meine" Klasse hat dann jedenfalls schon unsere Schule verlassen.


    LG an alle meldungen!!!


    Ulli

  • Hallo, Ulli!


    Ich habe ja schon vom IGLU Test gehört, wusste bis jetzt aber noch nicht, wie er abläuft. Ich finde, das ist wirklicher Stress für die Schüler. Meiner Meinung nach zu lang (180 min !!!!)
    Mich würde interessieren, was die Schüler dazu gesagt haben.
    Und morgen geht es gleich weiter? Das ist kaum zu glauben.


    Bei uns in Thüringen gibt es für die 3. Klasse vorgeschriebene Kompetenztests in Mathematik, Lesen und Rechtschreiben/Spracherwerb, an denen alle Schulen teilnehmen müssen, von Mitte Mai bis Mitte Juni finden sie statt. Also ist immer genügend Zeit zwischen jedem Test, um ihn auszuwerten. Durchschnittlich arbeiten die Schüler auch nur ca. 40 min pro Test.
    Da die Schule auch eine Rückmeldung über das Abschneiden der Schüler im Landesvergleich erhält, können die Kollegen ihren Unterricht gezielter planen und Lernschwerkunkte speziell für ihre Klasse festlegen. Das sehe ich als positiv bei der ganzen Sache an.


    Wie läuft es denn beim IGLU Test? Erhalten die Schulen auch eine Auswertung?
    Wie arbeiten die Kollegen damit? Erhalten die Schüler eine Information über ihr Abschneiden beim Test?

    MfG Gina-Maria


    Heiterkeit ist die Mutter der glücklichen Einfälle. (Luc de Clapiers de Vauvenargues)

  • Hallo Ulli!


    Das hört sich ja wirklich heftig an. Ich habe mir bei der Sichtung der Unterlagen auch schon gedacht, dass das heftig wird. Wir sind nämlich auch eine der "auserwählten" Schulen. Gott sei Dank habe ich ein 3. Schuljahr und wir nehmen daher nur am zweiten Tag teil. Am 9. Mai kann ich mehr dazu sagen.


    Was der Unfug soll? Gute Frage... Und dann kommt ja im Herbst auch schon VERA auf uns zu. Mal sehen, was denen noch so alles einfällt. Als wenn wir nicht schon genug zu tun hätten mit den neuen Spiralcurriculen, den individuellen Portfolios und und und


    Gruß: Soframa

  • Liebe Gina-Maria,


    m.E. erhalten die Schüler keine! individuelle Auswertung. Sie dürfen Versuchskaninchen oder Statistiknummer spielen.
    Die Schule und meine dortige 4.Klasse wurde nach Losverfahren ausgewählt. In unserem Kollegium halten sich meist alle sehr bedeckt, d.h. außer "oh", "ah" kein Kommentar. Meine Schulleitung meint, das Verfahren müssen Lehrer und Schüler akzeptieren. Für mich stellt sich die Frage, wann der Zeitpunkt gekommen sei, nicht mehr alles zu akzeptieren. M.E. hat man als lehrer auch eine Fürsorgepflicht den Schülern gegenüber. Ich werde wohl den Konzeptleiter Herrn Bos anmailen und ihm meine Bedenken mitteilen, dessen email Adresse unterm Stichwort IGLU 2006 im Internet zu finden ist.


    Liebe Sofrana,


    wenn du z.Zt. eine 3. klasse führst und am IGLU Test teilnehmen musst, kommen auf dich wahrscheinlich 150 Min. Testerei M und D Bildungsstandards und Schülerfragebogen zu. Wenn Interesse besteht, kann ich morgigen Testverlauf ins Netz stellen. U.U. unterscheiden sich aber in den verschiedenen Bundesländern auch die Tests gemäß Umfang. Kernpunkt scheint immer das Leseverständnis zu sein mit mehr oder weniger anspruchsvollen Fragen. M.E. geht das Niveau über den bisherigen Grundschulrahmen hinaus. Beispielaufgaben finden sich unterm Stichwort IGLU im Netz. Gute Übungsgrundlage scheint mir ein Werk aus dem Auer Verlag zu sein: Bay, R., Olbrich, P., Bildungsstandards für die Grundschule, Deutsch, 4.Kl.


    LG Ulrike


    P.S. Einen Austausch - auch bundesweit - empfinde ich immer als gewinnbringend.
    Vielen Dank!

  • Hallo Ulrike!


    Ein bundesweiter Austausch ist natürlich immer(!) interessant und gewinnbringend. Ich habe heute meinen freien Tag und schicke mal ein paar Duchhaltepuster Richtung Hamburg. Bald habt ihr es geschafft.


    Wenn du heute Zeit uns Lust hast kannst du ja mal Infos schicken. Übrigens ist uns IGLU im Herbst "nur" als Lesetest angepriesen worden. Erst vor kurzem hat man uns von der Matheabfrage erzählt. So viel ich aber weiß, wird im 3. Schuljahr wirklich nur die Lesekompetenz überprüft.


    Wir haben übrigens dafür jetzt nicht extra vorgearbeitet. Bereits seit dem 2. Schuljahr gibt es in meiner Klasse einen wöchentlichen Leseplan mit Verständnisaufgaben zum Text. Okay, die ganz Schwachen erreiche ich auch damit nicht ganz, aber ich kann versichern, dass jeder(!) meiner Schüler einen Fortschritt gemacht hat. Ist doch auch was!


    Test hin - Test her!


    LG: Soframa

  • Guten Morgen


    Ich möchte von meinem Theorieschreibtisch in der Hochschule aus ;) gern etwas zu IGLU sagen.


    IGLU (und wie die anderen Schulleistungsstudien alle heissen) dienen NICHT der Rückmeldung über die Leistungen einzelner Schüler. Sie sind vielmehr Massnahmen des sogenannten "Systemmonitorings" - quasi der obersten Stufe von Evaluation im Bildungswesen. Mithilfe von diesen Schulleistungsstudien soll nicht die Leistung des einzelnen Schülers im Vordergrund stehen, sondern die gesammelten Daten geben Aufschluss über den Stand des Bildungswesens in einem bestimmten Land. Dabei ist IGLU die deutsche Fassung von PIRLS ("Progress in International Reading Literacy Study"), einer Studie, an der u.a. wie bei PISA viele OECD-Staaten teilnehmen.


    Daten, die in solchen Schulleistungsstudien gesammelt und ausgewertet werden, eignen sich aus verschiedenen Gründen nicht für Rückmeldungen an Lehrpersonen zum Leistungsstand der eigenen Klasse. Ein Grund ist, dass das Bildungssystem - und nicht der Einzelschüler, die Einzelklasse, die Einzelschule - im Blickpunkt der Studien steht, woraus sich dann die statistischen Berechnungsmethoden ergeben. Diese sind andere als die "diagnostischen Verfahren", die ein Lehrer in seiner Klasse anwendet, um den Stand einzelner Schüler zu überprüfen (z.B. "Hamburger Schreibprobe").


    Technisch wäre es natürlich möglich, den Schulen den Datensatz ihrer Schüler zu übermitteln, aber du erhältst dann Daten, mit denen du mit grosser Wahrscheinlichkeit nichts anfangen kannst. Es wimmelt dann nur so von Zahlen wie ".9" und Symbolen wie Sigma, du liest etwas von Kovarianzen und Strukturgleichungsmodellen neben logistischen Regressionen und kriegst F- und t-Werte nach verschiedenen Hypothesentests. Ich bezweifle, dass diese Daten irgendeinem Lehrer als Tendenzen und Hinweise für seine weitere Unterrichtsarbeit nutzen.


    IGLU selbst ist nicht so angelegt, dass die Bundesländer Rückmeldungen erhalten, die Daten fliessen in einen gesamtdeutschen Bericht. Es gibt jedoch Bundesländer, die selbst Untersuchungen anschliessen - vielleicht auch deshalb die 180 min Dauer? Übrigens: habt ihr an IGLU oder an IGLU-E teilgenommen? IGLU-E erfasst noch naturwissenschaftliche Bereiche.


    "Vorarbeiten" ist für Schulleistungsstudien unnötig bzw. vergeudete Unterrichtszeit. Unter dem Stichwort "teaching to the test" haben sich Dutzende (wenn nicht sogar Hunderte) von Schulleistungsforschern Gedanken über die Konstruktion von Aufgaben gemacht, die eben solche Effekte ausschliessen können.


    Die Lehrperson soll deshalb nicht beim Ausfüllen der Bögen "helfen", weil man ja den Ist-Zustand erheben will und nicht den Soll-Zustand.


    "Wer den ganzen Kram nachguckt" - das sind Leute wie ich, die an Hochschulen arbeiten und sich "wissenschaftliche Mitarbeiter" nennen ;) . Bei IGLU ist ein Institut in Hamburg beauftragt, die Daten zu erfassen und aufzubereiten, sodass am Ende Herr Bos, Frau Lankes, Herr Köller & Co. aus den Zahlen Sätze bilden können, welche schliesslich verständlicher als die Zahlen in den Schlussbericht fliessen.


    Aussagekräftig ist es schon, weil alle Bundesländer teilnehmen und man eine grosse Schülerzahl hat. Zudem werden bei solchen umfänglichen Untersuchungen sogenannte "Pre-Tests" veranstaltet, deren Ergebnisse Hinweise liefern, inwiefern die Aufgaben überarbeitet werden müssen.


    Hier kann man sich übrigens über den Zeitplan inklusive Pre-Test und andere interessante Dinge informieren.


    Liebe Grüsse aus der Schweiz (die nicht an PIRLS teilnimmt ;) )
    das_kaddl.


    PS: Bezüglich Beschwerden würde ich mich übrigens eher an die KMK wenden, die hat die Teilnahme Deutschlands an IGLU/PIRLS beschlossen.

  • Hallo,


    heute lief die IGLU Testung weiter...:


    1. Mathetest 40 Min in 2 Blöcken a 20 Min - hauptsächlich Denk-Sachaufgaben
    10 Min Pause
    2. Erneute Leseverständnistest 40 Min = 2 Texte a 20 Min.
    15 Min. Pause
    Schülerfragebogen 30 Min = 24 !!! Seiten Fragen zum Einschätzen per Kreuz


    Danach klagten die Schüler z.T. über Kopfschmerzen, Schwindel, Erschöpfung..


    Ergebnis des Gespräches mit den Schülern über den Test:


    Sie befürworteten:
    - die Zielsetzung des Testes = Verbesserung der Schulausbildung
    - Vieles vom Inhalt des Textes (bes. die Sachtexte, Matheteil)
    - es hat z.T. Spaß gemacht


    Negativ schätzten sie ein:
    - die Ansprache der Schüler (wie beim Militär. unpersönliche Kommandos)
    - den Zeitumfang
    - die unverständlich hohe Anzahl der Lesetests (warum 4?)
    - manche Inhalte ( z.T. die Erzählenden Texte, der Inhalt des Diktates)
    - den / die umfangreichen Fragebögen ( die quetschen mich ja aus!, die wissen
    anschließend „alles“ über mich)
    - dass sie bei all ihrer Mühe wohl kaum Rückmeldung über ihre Leistungen erhalten


    zu das - kaddl:


    Vielen Dank für deinen langen Kommentar!
    Für mich als Lehrerin ist er allerdings unbefriedigend:
    In welchem anderen Bereich werden Menschen zum Test herangezogen, ohne dass
    sie ihre Ergebnisse erfahren?
    Was vermittele ich Kindern damit?: Es ist gleichgültig, was du schreibst, wie du dich anstrengst - die Auswirkungen erfährst du nicht!
    Mein Credo ist nach wie vor: Anstrengung lohnt sich (meistens)! Und mein "Üben" für die Leseverständnistexte mit o.g. Material hat sich m.E. bewährt. Die Kinder waren mit der Art der Fragestellungen vertraut.
    Mit meinem Kommentar werde ich mich dennoch an Herrn Bos und Co. wenden, die diesen umfangreichen Test entworfen haben.


    Beste Grüße
    Ulli



  • Liebe Ulli


    Mir fallen gleich mehrere Beispiele ein, bei denen du das Ergebnis der Tests nicht erfährst:


    - Marktforschung auf der Strasse (gut, da kriegst du evt. ein "goodie" oder sowas)
    - andere Formen der Marktforschung und Umfragen (vor Wahlen, telefonisch, ...).


    Das sind halt alles Formen, wo es auf eine grosse Anzahl Befragter ankommt und nicht auf die individualisierten Meinungen der Befragten. Ich arbeite derzeit in mehreren Forschungsprojekten mit und erfasse gerade Schülerfragebögen (1., 3., 5., 7. Klasse). Bis die ausgewertet sind (ausgefüllt wurden die Bögen Anfang 2005), haben zumindest die 7.-Klässler längst die Schule verlassen. "Forschung" im weiteren Sinn (inkl. Marktforschung) ist ja keine Förderdiagnostik, aus der sich Massnahmen für das Individuum ableiten lassen, sondern zielt darauf, aus den Ergebnissen bestimmte "Gesamt-Massnahmen" ableiten und empfehlen zu können (wie du ja auch die Zielsetzung, die du mit den Schülern besprochen hast, einschätzt).


    Eine Rückmeldung, wie du sie hier beschreibst, an das IGLU-Team zu geben, fände ich gut. Auch wenn deine Rückmeldung für diesen Test nicht mehr berücksichtigt werden kann, ist es doch (neben den umfangreichen Vortests, in die auch Lehrer einbezogen waren) ein guter Hinweis für das Konzipieren der nächsten Schulleistungsstudien (und u.a. davon leben diese Leute ja). Du solltest aber darauf gefasst sein, die Antwort zu kriegen, dass für den Umfang des Tests u.a. dein Bundesland verantwortlich ist, das sich entschieden hat, an IGLU-E teilzunehmen ;)



    LG, das_kaddl.

  • Danke für deine Informationen das-kaddl!
    So kann ich Eltern wenigstens vor der nächsten Studie angemessen informieren, auf was sie bzw. ihre Kinder sich einlassen.


    Habe übrigens Herrn Prof. Dr. Bos und unserem Landesschulrat, der nichts vom Umfang der Studie wusste, eine mail mit unseren Erfahrungen bzgl. IGLU zugeschickt.


    Heute waren viele Kinder meiner Klasse weiterhin erschöpft und wenig konzentrationsfähig.


    Viel Freude bei der jahrelangen Auswertung!


    LG Ulli

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