Aufsätze korrigieren

  • Sagt mal, wie lange sitzt ihr, um ca. 20 Aufsätze zu korrigieren?
    Und: Wie geht ihr da vor?
    Schreibt ihr die korrigierte Version über den Schülertext, schreibt ihr den Text für die Schüler nochmal? Was machen die Schüler dann mit dem ausgebesserten Text? Nochmal reinschreiben? Nochmal ausarbeiten und weiter verbessern?


    Ich bin jedes Mal wie erschlagen, wenn ich diese Texte bearbeiten muss. Ich tippe bei fast allen den korrigierten Text ab 8o , sonst wären viele VÖLLIG überfordert bei der Überarbeitung. Manche Schüler schreiben (3. Kl.) immer noch keine sinnvollen Sätze, bei manchen sind solche Lücken im Inhalt, dass man erst ewig grübeln muss, wie sie was denn meinen könnten, bei manchen ist fast jedes Wort falsch geschrieben, und bei manchen kommt alles zusammen :rolleyes: .


    Uah, manchmal hätte ich Lust den gesamten Text einfach durchzustreichen und zu schreiben, sorry, aber das ergibt alles nicht viel Sinn 8o - aber davon werden die Kinder es auch nicht lernen *seufz*.


    Bei zwanzig Texten sind vielleicht drei - vier wirklich gute, brauchbare dabei, wo ich nicht vor lauter Korrektur kaum noch Text sehe.
    Originell sind sie fast alle, aber irgendwie noch sooo unausgereift!


    Wie geht das in anderen dritten Klassen? Und wie 'übt' ihr mit den Kindern, um Fortschritte zu erreichen?

  • Da ist es wieder, mein Lieblingsthema :( Aufsätze X( Ich fluche auch immer nach jedem Aufsatz. Beim letzten war ich sogar soweit, dass ich unser ganzes Korrektursystem am liebsten über den Haufen geworfen hätte. Mal ehrlich, wie viel bringt es unseren Kids wirklich, wenn "quasi" ICH den Aufsatz schreibe. Also, was lernen sie aus meiner Korrektur???


    Diese läuft bei uns übrigens so: Die Kinder (ich habe ebenfalls eine 3. Klasse) schreiben ihren Aufsatz auf den Kieserblock. Immer mit einer Zeile frei dazwischen. Ich korrigiere den Aufsatz, indem ich Rechtschreibfehler mit grün verbessere und sprachliche Fehler mit rot (ist so vorgeschrieben bei uns). Durch die eine Reihe frei, habe ich eigentlich immer genug Platz. Unter den Aufsatz schreibe ich zunächst die positiven Anmerkungen. Dann folgt ein gemalter Stift mit den Verbesserungstipps. Die bespreche ich mit jedem Schüler einzeln, bevor der ganze Text noch einmal abgeschrieben wird. Diese Zweitschrift erfolgt im Aufsatzheft. Die Kids legen ihre Kieserblätter neben das Heft und müssen so nicht umständlich hin- und herblättern. Übirgens gibt es zunächst eine Note auf die Erstschrift und schließlich die Endnote für die Zweitschrift. Nur in ganz großen Ausnahmefällen mache ich diese schlechter, ansonsten kann sie bis zu 2/3 besser werden.


    Ich bin gerade sehr froh, dass ich letzte Woche meinen zweiten Aufsatz für dieses Halbjahr fertig bekommen habe. Jetzt lasse ich die Osterferien kommen :D Okay, morgen kommt noch ein Diktat dran, aber DANN...


    LG: SONJA

  • Hallöle,
    wir hatten dieses Superthema schon öfter - vielleicht mal mit der Suchfunktion probieren!
    Gruß venti
    :)

  • Danke soframa für deine genaue Ausführung. Mir geht es ähmlich wie dir, dass ich immer überlege, ob sich der Riesenaufwand eigentlich lohnt? ICH habe dabei wohl die meiste Übung, dabei bilde ich mir ein, dass ich schon ganz gute Texte verfassen kann X( .
    Die Schüler alleine ihre Texte überarbeiten zu lassen, das schaffen die meisten meiner Schüler nicht, schon gar nicht als Hausübung - wen sollten sie im Hort,... um Hilfe bitten?


    Danke auch an venti. Ich HABE bereits die Suchfunktion benutzt, und unter anderem auch gelesen, dass du deine Aufsätze mit einem Übungsheft an der Hand korrigierst. Hat nur leider nicht meine Fragen beantwortet. Da das Thema Aufsatz Lehrer und Eltern von der ersten bis zur letzten Klasse beschäftigt, und es auch zig verschiedene Problematiken zu diesem Thema gibt, gibt es sehr viele Beiträge dazu, das stimmt. Nicht alle sind für mein Problem brauchbar - um genau zu sein, habe ich meine Fragen bisher noch nirgends konkret beantwortet gefunden.

  • müllerin


    Wie stellst du denn deine Aufsatzthemen?
    Nach welchen Kriterien beurteilst du Aufsätze?
    Dies ist ja auch wichtig für das Resultat. Ich habe im letzten Aufsatz z.B. Riesengeschichten geschrieben. Wir haben vorher bereits 2-3 Wochen lang zu "unseren Riesen" Aufsätze verfasst und immer wieder gemeinsam bearbeitet. Dabei haben wir folgende Punkte besonders/ gezielt besprochen:


    - abwechslungsreiche Satzanfänge
    - Verwendung von Adjektiven, so dass wir auch wirklich eine spannende(!) Abenteuergeschichte haben


    Die Ergebnisse waren nicht mal mehr so schlecht, wenngleich auch sehr lang und viel zu korrigieren. Die Rechtschreibung ist so lala bei meinen 22. Aber Dank der intensiven Vorarbeit ist es eigentlich okay gewesen.


    Übrigens, ich brauche so ca. für einen Aufsatz 15-20 min. Dazwischen immer wieder mal eine Pause. Kolleginnen schauen sie auf die Woche verteilt nach. Ich hingegen mache auch hin und wieder mal eine Nachtschicht.


    LG


    PS. Aber deine Kids haben beim Schreiben das Wörterbuch mit dabei, oder?


    PPS. Bei den letzten Aufsätzen habe ich die Kids immer zu Zweit vor die Tür geschickt und sie haben sich ihre Texte gegenseitig vorgelesen. Der ein oder andere Verständnisfehler wurde dabei tatsächlich erkannt und verbessert...

  • Wir haben gemäß unserem Deutschbuch die Woche über Sagen bearbeitet - gelesen, geklärt, was Sagen sind, anhand von Beispielen beurteilt, was eine gute Geschichte ausmacht, usw. Im Buch waren Sagen vorgegeben, die mit Hilfe von Reizwörtern geschrieben waren. Die Schüler sollten eine ebensolche Reizwortgeschichte verfassen.


    Es ist nicht, dass sie 'schlecht' schreiben. Die meisten Kinder haben große Freude am Schreiben, sie schreiben viel und - wenn überarbeitet - dann sind die Texte auch meist recht nett. Aber eben: NUR wenn sie sorgfältigst überarbeitet sind! Bis dahin steht oft ein Kauderwelsch sondergleichen in vielen Texten 8o .
    Ich habe sehr viele Migrantenkinder, viele von ihnen beherrschen noch nicht mal den Satzbau.


    Das Wörterbuch haben sie zur Hand, aber nur wenige nutzen es auch. Auch schreibe ich alle Wörter, die gefragt werden an die Tafel, aber auch das nutzen nur bestimmte Kinder.


    6 - 7 Stunden Korrekturzeit wird wohl ganz gut hinkommen (ich habe auch 22 ). Dann kommt noch die gemeinsame Überarbeitungszeit dazu, die Kinder müssen ihren Text noch mal reflektiert und überarbeitet ins Geschichtenheft schreiben. Das dauert bei manchen eeeewig! Ich frage mich jedesmal wieder, ob der Aufwand in einem Verhältnis zum Ertrag steht.
    Ich meine: ich habe 7 Deutschstunden pro Woche, ich könnte gut eine gesamte Woche nur für einen Aufsatz verwenden (von der Erarbeitung weg gerechnet). Aber ich soll ja auch noch Lesen, Rechtschreiben, Grammatik usw. trainieren 8o .


    Ich arbeite übrigens auch meist in einem durch (mit Pausen - oft übers Wochenende) - in einer Woche haben die Kinder ja überhaupt keinen Bezug mehr zu ihrer Geschichte, denke ich.


    Die Idee mit dem sich gegenseitig vorlesen ist gut, werde ich nächstes Mal ausprobieren.


    Noch eine Frage: Wie lange schreiben deine Schüler an einem Text?

  • müllerin - also Sagen finde ich auch schon kein so leichtes Thema. Okay, wir hatten gerade Fabeln, haben dazu aber einen leichten Aufsatz geschrieben. Überhaupt - Hand auf's Herz - haben wir selber eigentlich Fabeln oder Sagen in unserem weiteren Leben gebraucht? Also ist es wirklich sinnvoll selber eine schreiben zu können? Okay, welche zu kennen und zu wissen worum es geht, das finde ich gehört schon zum Allgemeinwissen, aber selber eine schreiben? :rolleyes:


    Zudem ist das sicher gerade für deine Migrantenkinder kein leichtes Thema. Da muss ich gestehen, habe ich es sehr gut getroffen :D Ich arbeite voll auf dem Land und wir haben an unserer kleinen Schule von 186 Schülern nur vier(!) Kids mit ausländischen Eltern, die aber alle recht gute Noten haben. Ich zolle allen Lehrern großen , die andere Bedingungen haben. Ich habe wirklich das für mich große Los gezogen = wohnortnah, junges Kollegium (Altersdurchschnitt von 34) und nette Kids.


    Zurück zum Aufsatz: Also, die Kids sitzen an der Erstschrift ca. 2 Schulstunden und an der Zweitschrift 1-2 Stunden. Mein hypoaktives Kind sitzt daran immer fast einen ganzen Tag, aber das ist in allen anderen Fächern ebenso :( Zwei Tage gehen also in der Regel damit "drauf".


    Was das gegenseitige vorlesen betrifft: Ich mache das im Hinblick auf Schreibkonferenzen so. Das muss ja langsam angebahnt werden und hätte eh schon im 2. Schuljahr gemacht werden sollen/ müssen. Richtig effektiv ist das wie immer nur bei den eh schon guten Kids. Im Grunde bräuchte es einen sehr guten Schüler, der wirklich genau + wortgetreu(!) vorliest. Irgendwie überhören die meisten ja immer wieder ihre Fehler (auch oder gerade die Satzbaufehler). Ist schon irre, wie konsequent taub da einige sein können


    Meine Kids schreiben übrigens zwischen 30 min und 3 Stunden an einem Text. Erster Text ist dann ca. eine halbe DIN A4 Seite lang und der zweite ca. 5 ganze Seiten. Ich setzte die langsamen Kids dann immer in den Nachbarraum und da schreiben sie, bis ich ihnen das Heft dann irgendwie zeitgedrungen wegnehmen muss.


    Zum Schluss noch eine persönlich, hoffentlich nicht zu neugierige Frage: Hast du Probleme Job und 3 Kids miteinander zu vereinbaren? Wie sehen deine Kinder das?


    Gruß: Sonja (mit "nur" 2 Kids)

  • Naja, es ging ja nicht in erster Linie darum, dass es eine Sage wird (eigentlich spielte das gar keine Rolle ), sondern es war eine Reizwortgeschichte.
    Und Migrantenkinder hin oder her, in der vierten Klasse müssen sie bei uns Texte als Klassenarbeiten schreiben, bis dahin sollten sie es dann doch können.


    Meine arbeiten ähnlich wie deine (was die Zeit betrifft), was mich nur stutzig gemacht hat: deine schreiben erst eine Din A4 Seite, und beim zweiten Mal 5 ?? Was füllen die ein?? *staun* Eine Seite (mit je einer freigelassenen Zeile dazwischen) schreiben meine auch in etwa. Nur von einem Nebenraum kann ich bloß träumen :( .


    Den Rest schreibe ich dir als pn, ich hoffe das klappt ;) .

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Müllerin,


    auch Reizwortgeschichten sind nicht leicht! Ich habe gerade mit meiner 4. einen solchen Aufsatz geschrieben und bin auch eher enttäuscht vom Ergebnis, da die Klasse ansonsten eher gute bis sehr gute Aufsätze schreibt.


    Die Reizwörter können für einen roten Faden sorgen, ein Gerüst bilden, aber eben auch einengen, da sie bestimmte Inhalte vorgeben.


    Man muss beim Schreiben außerdem nicht nur darauf achten, die Reizwörter sinnvoll unterzubringen, sondern auch die üblichen Regeln einhalten und einen gut gegliederten Aufsatz verfassen.


    Meine Kinder haben dabei zum Teil sehr kurze Aufsätze, die eben die geforderten Reizwörter enthielten, oder eher verworrene Texte geschrieben.


    Allerdings ist alles les- und verstehbar, so dass ich mich auf Verbesserungstipps und Fehlerkorrektur am Rand beschränke. Außerdem nutze ich ventis Lieblingsheft ;) : Aufsätze bewerten - AOL-Verlag, worin es Kriterienbögen mit Bepunktung gibt.


    Die Kinder fertigen nach Rückgabe des Aufsatzes eine Zweitschrift an, die dann abermals bewertet wird. Damit kann die erste Note verbessert werden, wenn die Kinder die Verbesserungsvorschläge umsetzen.


    In Klasse 3 würde ich aber zunächst mit strukturierteren Aufsätzen beginnen, die man gut vorher üben kann, z.B. Vorgangsbeschreibung, Rezept, Brief, etc.


    Geschichten schreiben kann man ja zunächst im Unterricht ohne sie zu benoten. Der "Lohn" ist es, wenn die überarbeiteten Geschichten den anderen Kindern gezeigt und vorgelesen werden.


    Gruß,
    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

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