Habe ein schwieriges Elterngespräch vor mir - bräuchte Tipps

  • Hallo!


    Ein Mädchen (X) meiner (3.) Klasse ist sozial recht schwierig. Sie kann Frust kaum bis gar nicht ertragen, wird dann pampig und aggressiv, sie keift viel rum, ist zu vielen Kindern sehr gehässig und garstig. Sie stiftet immer andere Mädchen an, jemandem weh zu tun, und scheint dabei recht erfolgreich zu sein. Die Beschwerden einiger Kinder häufen sich in letzter Zeit gewaltig. (findet offenbar immer am Schulweg oder in den Pausen statt)


    Ein Mädchen (Y) ist mit ihr 'eigentlich' eng befreundet. Sie ist lieb und eher unauffällig, hat nicht viele Freundinnen in der Klasse, was ihr zu schaffen macht, wie sie mir mal erzählte. Sie wird von X behandelt wie ein Fußabstreifer, ist aber froh überhaupt eine Freundin zu haben, und ist dann doch immer wieder loyal. Die beiden streiten sich, und vertragen sich dann auch wieder. Solange X niemanden besseren an der Hand hat, liebt sie Y, ansonsten ist sie gemeinsam mit anderen wieder eklig zu ihr. Die anderen Mädchen machen offenbar mit, weil X ihnen das anschafft, und weil sie droht, dann nicht mehr 'ihre Freundin' zu sein.


    Nun ist es so, dass X offenbar Y (und anderen Kindern?) immer wieder mal Dinge wegnimmt (Radiergummi, Sticker,..), und dann behauptet, zufällig das Gleiche zu haben (sagt Y).


    Heute Mittag kam Y völlig aufgelöst, herzzerreißend weinend in die Klasse zurück. X hat ihr das Rutschblatt kaputtgemacht (wir waren Bob fahren), außerdem sei ihr Schirm total abgebrochen, so als ob jemand darauf getreten wäre. Die kaputten Sachen hatte sie mit. Auf meine Frage, ob sie X denn dabei gesehen habe, meinte sie, nein, aber ihre Bobs hatten nebeneinander gestanden, und wer sonst würde denn SO ETWAS tun 8o8o . Sie war so schockiert darüber, dass jemandem so etwas überhaupt nur einfallen kann.


    Ich weiß natürlich nicht, ob es X war, aber ehrlich gesagt würde ich es ihr durchaus zutrauen (sie hat auch schon einige Schulmaterialien kaputtgemacht, weil sie z.B. mit jemandem darum gestritten hat).


    Ich werde nun mit der Mutter von X telefonieren, und sie zu einem Gespräch in die Schule bitten. Ich denke, es ist hoch an der Zeit, das habe ich mit Y's Eltern so besprochen, und es ist mir schon seit längerem ein Anliegen.
    Beschuldigen kann und will ich X nicht, denn selbst WENN sie es war, bin ich sicher, sie würde es abstreiten!
    Aber WAS sage ich am Telefon, um nicht sofort eine Abwehrstellung zu provozieren? Wie formuliert man so unangenehme Dinge auf eine Art, dass der, der sich das anhören muss, auch annehmen kann, ohne 'zumachen' zu müssen ? Ich mein', ich will ihr ja nicht an den Kopf werfen, was für ein unmögliches Kind sie hat. Dass es familiär ziemlich schwierig ist, weiß ich aus den Erzählungen der Mutter, aber wie kann ich mit ihr gemeinsam eine Verbesserung bewirken (kann ich überhaupt?).


    Dummerweise bin ich erst wieder am Montag in der Schule :(


    Aber danke, wenn ihr bis hierher gelesen habt .


    Was würdet ihr an meiner Stelle zur Mutter sagen?
    Was würdet ihr mit den Mädchen machen, um in der Klasse eine bessere Stimmung zu schaffen?

  • Hallo Müllerin,


    mir gehn verschiedene Sachen im Kopf rum, vielleicht kannst du irgend etwas davon gebrauchen:


    - Telefonat mit den Eltern: "Ich habe den Eindruck gewonnen, X hatte in letzter Zeit Schwierigkeiten, sich in die Klassengemeinschaft einzufügen. Ich würde gern mit Ihnen darüber sprechen, wie wir ihr dabei helfen können."


    - Gespräch: Erst mal kommen lassen ("Wie erzählt sie denn zu Hause von der Schule? Fühlt sie sich in der Klasse wohl? Was erzählt sie von / unternimmt sie denn mit ihren Freundinnen?"), dann neutral beschreiben: "Es fällt auf, dass X schnell ärgerlich wird und sich dann nicht unter Kontrolle halten kann. Dadurch wenden sich die anderen Mädchen teilweise von ihr ab, was sie zu noch stärkeren Racheaktionen herausfordert - sie nimmt z.B. anderen Mädchen Dinge weg." Hier solltest du nur das aufzählen, bei dem du dir sicher bist, aber keine Namen nennen und auch keinen Zweifel zulassen. Der Mutter vermitteln, wie sehr sich ihre Tochter damit selbst in die Ecke drängt (gut möglich, dass die Tochter das Verhalten von ihrer Mutter übernommen hat - dann wird das Gespräch nur zum Teil was nützen). Gucken, was passiert - kennt die Mutter ein solches Verhalten ihrer Tochter und weiß selbst nicht damit umzugehen, lässt sich überlegen, wie Eltern und Schule am gleichen Strang ziehen können, solches Verhalten nicht zu akzeptieren. Stößt du auf "mein Goldstück tut sowas nicht", wird's schwieriger und du musst deutlicher werden.


    - Ich weiß nicht, wie sowas bei Grundschulkindern geht, bei meinen 7klässlern hätte ich erst mal X und Y zum Schlichtungsgespräch gebeten, bevor ich die Eltern einschalte. Aber das ist jetzt wohl rum. Vielleicht ergibt sich bei der nächsten Gelegenheit was.


    Viel Erfolg,


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Danke - da sind tolle Dinge dabei!!


    Ich fürchte zwar, dass die Reaktion 'mein Goldstück tut sowas nicht' die wahrscheinlichste ist, aber deine Formulierungen sind genial, da kann ich viel davon mitnehmen.


    'Schlichtungsgespräche! gab's nicht nur einmal, und nicht nur wegen X mit Y, sondern auch schon etliche wegen X mit Z, und A, und B ... :(

  • Hallo müllerin!
    Genauso, wie Wolkenstein es vorschlägt, würde ich's auch machen und beim Telefongespräch nicht zu viel sagen. Nimm das eigentliche Gespräch also nicht vorweg!


    Wolkes Befürchtung, dass das Gespräch nicht viel nützt, wenn die Mutter genauso wie die Tochter ist, kann ich gar nicht bestätigen. Immer knicken die Eltern nach einiger Zeit EIGENEN Erzählens (was man ja leicht steuern und am Leben erhalten kann) ein und sehr oft gibt es seitens der Eltern Tränen, des Kindes wegen.


    Für diesen Fall musst Du Dich wappnen UND MUSST (nach Beruhigung) LÖSUNGSVORSCHLÄGE machen können, die einleuchten.
    Bring VIELE KLEINE Vorschläge! Sag sie so hin. Bring sie als Fragen. Lass also die Eltern wählen.
    "Kleine" Vorschläge, damit sie besser akzeptiert werden, weil das Ergebnis eher erreichbar erscheint.


    Noch was. DU kannst gelassen bleiben, denn DU willst helfen. Also, sprich lieber wenig. Frag viel, jedoch nicht zu bohrend UND HALT dann den Mund. Schweig länger als die Eltern es können! Das Gute ist auf Deiner Seite; DU kannst locker sein.
    Viel Glück und ...

  • Hast völlig Recht, Ich kann mich ja eigentlich als 'Nichtbetroffene' emotional gut raushalten . Ich will einfach nichts Verletzendes sagen (müssen), denn auch ich würde so etwas nicht gerne über eins meiner Kinder hören wollen .


    Ich werde mir über's Wochenende einiges zusammenschreiben, damit ich geeignete Formulierungen parat habe - danke auch dir, für's Gedanken machen!!

  • Komisch, Deine PM-Funktion geht nicht. Darum kurz so: Übe es mittels halblauten FREIEN Sprechens.
    Man kann Sätze besser formulieren, wenn man das Formulieren selbst geübt hat. Übe auch den Tonfall, Mimik usw. - wie ein Schauspieler eine Rolle übt. Es wirkt Wunder und macht viiiiiel sicherer.

  • Zitat

    indidi schrieb am 16.03.2006 22:58:


    row-k
    Klappt bei mir hervorragend beim Autofahren (natürlich alleine). :D


    Bei Dir auch? Ich mach's genauso.

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