So, ich gieße dann mal etwas Wasser in den Wein. Männer als Grundschullehrer sind mit steigender Tendenz Exoten, und dass in gewisser Weise auch aus gutem Grund (jede Entwicklung hat letztendlich ihre Gründe):
- Wenig Entwicklungsmöglichkeiten: Schulleiter einer Grundschule ist realistischerweise das Maximum, d.h. viel Arbeit für relativ wenig Geld (A14?). Alle anderen "Entwicklungsmöglichkeiten" bedeuten i.d.R. nur Mehrarbeit für das gleiche Geld!
- Langfristig kaum Möglichkeiten das eigene Gehalt signifikant zu steigern (gilt für alle Lehrer). Nur wenige werden A15, kaum einer A16.
- Sozialstatus, insbesondere beim anderen Geschlecht, eher zweifelhaft
- Gerade in den Grundschulen sind die Teilzeitquoten relativ hoch (Modell: Sich selbstverwirklichende Teilzeitlehrerin mit gutverdienendem Ehemann). Da bist du als Mann und eventuell Vollzeitkraft ein doppelter Exot. Die Gefahr besteht, dass man dich für alle unangenehmen Aufgaben heranzieht (denn du bist ja ein Mann, der packt das schon, und zudem Vollzeitkraft).
- Steigende Anforderungen durch immer schwierigeres und heterogenes Schülerklientel (die einen sind kaum erzogen, die anderen überprotektiert, die dritten können kaum Deutsch,...), da habe ich wirklich Mitleid mit den Grundschullehrkräften. Das wird bestimmt nicht besser, inbesondere in den Groß- und Mittelstädten!
- Generelle Unterfinanzierung des Bildungsbereichs (gilt für alle Lehrer): Zu wenig Lehrpersonal um Ausfälle zu kompensieren, zu wenig Unterstützungspersonal (Sozialpädagogen, Verwaltungskräfte). Was man so mitbekommt, ist die Situation in den Grundschulen noch schlimmer als in den weiterführenden Schulen: Das "System" vertraut darauf, dass die Lehrkräfte den Mangel durch eigenen zeitlichen (unbezahlte Überstunden) und finanziellen Einsatz kompensieren, denn "die Schüler können doch nichts dafür". Es gibt auch wenig effektiven Widerstand in den Kollegien gegen diese Entwicklungen. Viele gehen den Weg des geringsten Widerstandes und reduzieren ihre Unterrichtsverpflichtung, um mit der Belastung klarzukommen, d.h. sie verzichten letztendlich auf Geld.
- Wenn Politiker und Medien die Wichtigkeit der Grundschule betonen und inbesondere mehr Männer für das Grundschullehramt fordern, dann sollte man hellhörig werden. Solche Appelle sind fast immer nur ideeller Natur und ändern an den Rahmenbedingungen nichts, denn das würde ja ansonsten wirklich Geld kosten...
Ich würde es mir SEHR GUT ÜBERLEGEN, Grundschullehrer zu werden. In einer Großstadt würde ich es niemals machen.
Gruß !