Aufsatzbewertung

  • eine Maus im Weltraum


    ene kene Maus sie kanich
    sich den schap si will
    reenautofrorin sein sie
    wil in Weltraum sein
    sie wil Tenzarin sein
    sie wil Malarin sein
    sie Hatale schop ausbrbit
    ause Weltraum sie
    kikt dem schop.



    3. Klasse, Legastheniker, Migrantenkind
    Wie würdet ihr folgende Geschichte bewerten?

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,


    was war es: eine Klassenarbeit? Freies Schreiben? Gab es ein Thema?


    Aus der Ferne finde ich es schwer zu beurteilen, wie man den Aufsatz bewerten soll. Welche Kriterien gab es denn vorher?


    Offensichtlich ist hier eine vielseitig talentierte Maus schwer auf Jobsuche als Astronautin ;) - zu verstehen ist die Geschichte, auch wenn sie mich von Form und Inhalt eher an die ersten Geschichten in Klasse 1 erinnert.


    Gib doch noch mal ein paar Hintergrundinfos.


    LG,
    Melosine


    Edit: Tippfehler

  • Es gab keine Vorgaben - der Junge hat diese Geschichte in der Freiarbeit geschrieben; ich bin ja froh, dass er überhaupt etwas schreibt, denn er vermeidet Lesen und Schreiben so gut es geht . Frei Schreiben ist eins der wenigen Dinge, die er in Deutsch noch halbwegs freiwillig und motiviert macht, wobei seine Texte oft sehr phantasievoll sind, aber eben weder lesbar (oft fehlen auch wesentliche Teile), noch altersgemäß *seufz*.


    Ich mein', ich MUSS den Text ja jetzt nicht beurteilen, aber irgendwann muss ich das, und dann weiß ich absolut nicht, was tun mit so einem Ergebnis.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    müllerin schrieb am 08.01.2006 14:55:
    Frei Schreiben ist eins der wenigen Dinge, die er in Deutsch noch halbwegs freiwillig und motiviert macht


    Ich würde den Text deshalb gar nicht bewerten oder benoten!


    Wie gehst du normalerweise mit freien Texten um? Können die Kinder sie der Klasse präsentieren? Manchmal merken die Kinder, wenn sie ihren Text vorlesen, dass da etwas "merkwürdig" ist oder fehlt.


    Auch die Überarbeitung für den Aushang in der Klasse ist sinnvoll - vielleicht kannst du ihm in Erwachsenenschrift darunter schreiben? (Ich weiß ja jetzt nicht genau, was du schon alles machst).


    Seine Motivation würde ich unbedingt zu erhalten suchen!


    Rechtschreibung, Satzbau, etc. wird ja auch noch in anderer Weise im Unterricht geübt. Ihn da vielleicht gezielter fördern, aber in seine Geschichten notenmäßig nicht eingreifen.
    Er freut sich sicher, wenn du seine Geschichten lesen kannst und baut so möglicherweise keine Blockaden auf.


    Ich hatte im Ref auch so ein Kind in der Klasse. Das einzige, was ihm im Deutschunterricht so richtig Spaß gemacht hat, waren die freien Geschichten. Sie klangen aber ähnlich wie in deinem Fall.
    Die anderen Kinder und ich meldeten ihm zurück, wenn wir etwas nicht verstanden und ich machte ihm auf seinen Wunsch hin Verbesserungsvorschläge.


    Nach und nach entwickelten sich seine Texte (auf die er sehr stolz war) und man konnte sie besser verstehen. Seine Rechtschreibung blieb allerdings sehr schlecht, was das Lesen manchmal erschwerte. (Die vermutete LRS wurde bis heute nicht überprüft, weil die Eltern keinen entsprechenden Antrag unterschreiben... naja, das steht auf einem anderen Blatt.)



    LG,
    Melosine



    P.S: Aber du hast natürlich Recht, was das Altersgemäße anbelangt: ich hatte eine 1./ 2. Klasse. Wie ist das Kind denn sonst im Unterricht? Altersgemäß?

  • Zitat

    wenn sie mich von Form und Inhalt eher an die ersten Geschichten in Klasse 1 erinnert


    hätt ich auch getippt, wenn du die Klassenstufe nicht dazu geschrieben hättest.
    Der Text ist ja wirklich mehr als unvollständig - es fehlen Satzzeichen, Buchstaben und teilweise ist mir völlig unklar, was das Kind meint ?( .
    Meiner Meinung nach, ist dieser Text (trotz aller "Probleme" des Kindes) mehr als mangelhaft....


    gruß shopgirl

  • >>Ich würde den Text deshalb gar nicht bewerten oder benoten! <<


    Mach ich eh nicht!



    >>Wie gehst du normalerweise mit freien Texten um? Können die Kinder sie der Klasse präsentieren? Manchmal merken die Kinder, wenn sie ihren Text vorlesen, dass da etwas "merkwürdig" ist oder fehlt. >>


    Wer möchte, kann seinen Text vorlesen - ER würde das nie wollen, vielleicht den von mir überarbeiteten Text, aber eher auch nicht, weil er Lesen generell verweigert.
    Ih tippe die meisten Texte nochmal ohne Fehler ab, wir sammeln die in einer Geschichtenmappe, die jeder zum Lesen nehmen kann.



    >> Seine Motivation würde ich unbedingt zu erhalten suchen! <<


    Das ist genau der Grund, warum ich ihn immer mit Glaceehandschuhen anfasse, ich befürchte sonst, dass er nichtmal mehr das machen würde. Ich will ihn darum auch nicht zwingen vorzulesen z.B.




    >>Rechtschreibung, Satzbau, etc. wird ja auch noch in anderer Weise im Unterricht geübt. Ihn da vielleicht gezielter fördern, aber in seine Geschichten notenmäßig nicht eingreifen.
    Er freut sich sicher, wenn du seine Geschichten lesen kannst und baut so möglicherweise keine Blockaden auf.<<


    Die meisten Übungen schafft er nicht alleine, sondern nur mit Hilfe von Vorlagen, die er dann halt mehr oder weniger abschreibt. Ansagen schreibt er auch ab.




    >> Ich hatte im Ref auch so ein Kind in der Klasse. Das einzige, was ihm im Deutschunterricht so richtig Spaß gemacht hat, waren die freien Geschichten. Sie klangen aber ähnlich wie in deinem Fall.
    Die anderen Kinder und ich meldeten ihm zurück, wenn wir etwas nicht verstanden und ich machte ihm auf seinen Wunsch hin Verbesserungsvorschläge. <<


    Ich fürchte, den Mut hat er nicht, er ist sehr verletzlich und eh schon sehr gefrustet, wenn er so offen reflektiert bekommt, was er nicht alles ändern müsste, schreibt er vermutlich gar nichts mehr (denn eigentlich möchte er es ja gut können).




    >> Die vermutete LRS wurde bis heute nicht überprüft, weil die Eltern keinen entsprechenden Antrag unterschreiben... naja, das steht auf einem anderen Blatt.<<


    Dito!
    Dass er zu Hause auch nicht grade einfache Bedingungen vorfindet, muss man eh fast nimmer extra erwähnen.
    Es ist sooo schade um ihn, ich denke, er ist _eigentlich_ ein sehr intelligentes Kind, sehr kreativ, sehr schnell im Verstehen, sehr feinfühlig für Stimmungen.
    In Mathe ist er gut, allerdings hat er zunehmend Probleme, aufgrund der fehlenden Lesekenntnisse, der Zahlendreher, usw., d.h., er macht viele Fehler, wobei ich weiß, dass er eigentlich durchaus versteht, was er rechnen müsste.

  • Ich würde den Jungen gerne mal fragen, welchen Job / welche Aufgabe er denn wohl gerne hätte und warum oder an wechen Dingen er sich schon für gescheitert hält. Der Frust, den seine arme Maus schon erlebt hat (hat alles schon ausprobiert...und keinen Erfolg....) kennt er doch sicher am eigenen Leibe? (dann lieber schnell weit weg in den Weltraum, vielleicht klappt da ja was???)
    Oder interpretiere ich jetzt zuviel.......???
    Fürs freie Schreiben inhaltlich recht ausdrucksstark, meine ich.
    LG
    Metti

  • Hm, metti, stimmt, an deiner Intrepretation könnte was sein.
    Er möchte Rennfahrer werden, das hat er schon öfter gesagt (und kommt ja auch in der Geschichte vor ).


    Inhaltlich finde ich seine Texte auch immer sehr kreativ, und sehr tiefsinnig - ein Grund mehr, warum mir Leid tut, dass sein Weg eigentlich schon halbwegs verbaut zu sein scheint.

Werbung