Fragen nach Gott im Religionsunterricht...

  • Hallo,


    seit Anfang des Schuljahres unterrichte ich eine dritte Klasse in Religion. Heute ist das passiert, wovor ich mich insgeheim ein bisschen „gefürchtet“ habe, obwohl ich eigentlich aus dem Studium wissen sollte, wie ich hätte reagieren müssen.


    Also, eine Schülerin fragte im Abschlusskreis: „Gibt es Gott eigentlich wirklich?“ Daraufhin platzte ein Junge gleich raus: „Nee, Gott gibt’s nicht – hat meine Mutter gesagt!“, woraufhin eine andere Schülerin widersprach: „Klar gibt’s Gott. Wer hat denn sonst die Welt gemacht?“ Oh je, dachte ich, wie soll ich denn nun reagieren? Leider (oder glücklicherweise?) war in diesem Moment dann die Stunde zu Ende, aber ich würde das Thema gerne morgen noch mal ansprechen. Wie würdet ihr denn auf diese Frage antworten?


    Demnächst habe ich meinen ersten Unterrichtsbesuch in Religion und in meiner Klasse sind einige Schüler dabei, von denen ich weiß, dass sie nicht an Gott glauben. Wenn sie, wenn wir auf Gott zu sprechen kommen (und das werden wir!), lauthals äußern, dass es Gott doch eh nicht gibt, wie soll ich denn dann reagieren? Einfach überhören geht ja wohl schlecht, irgendwas muss ich ja sagen. Aber was?


    Danke schon mal für eure Antworten!!
    nani

  • Hi!
    Klar wäre das ausgerechnet bei einem U-Besuch eine Sache, die einen ganz schön aus dem Tritt bringen kann.
    Dazu habe ich einen Tipp (ist auch im Allgemeinen ganz gut für unerwartete Fragen der Kinder): Bei Fragen der Kinder, die sich wie vor allem die Gottesfrage nicht in einigen Sätzen beantworten lässt, hilft da ein kleines Plakat, auf denen aufkommende Unklarheiten notiert werden. Der L. weiß, dass das den Kindern auf den Nägeln brennt und thematisiert das in einer der nächsten U-Reihen. Die Kinder fühlen sich dann auch mit ihren Einwänden ernst genommen.

  • Hallo nani :)


    Ich unterrichte zwar kein Reli, aber ich denke, dass die Diskussion in eurer Klasse doch schon gut begonnen hat.


    Zitat

    nani schrieb am 28.09.2005 17:40:
    Also, eine Schülerin fragte im Abschlusskreis: „Gibt es Gott eigentlich wirklich?“ Daraufhin platzte ein Junge gleich raus: „Nee, Gott gibt’s nicht – hat meine Mutter gesagt!“, woraufhin eine andere Schülerin widersprach: „Klar gibt’s Gott. Wer hat denn sonst die Welt gemacht?“


    Denn es ist wie es ist: die einen glauben an Gott und die anderen nicht.
    Jeder hat die Möglichkeit das für sich selbst zu entscheiden.


    Wichtig ist nur, dass jeder die Meinung des jeweils anderen respektiert. Klar kann man immer Dinge in Frage stellen, dazu erziehen und ermutigen wir die Schüler ja auch, wäre ja schlimm, wenn die alles immer einfach so hinnehmen würden.


    Ich würde an deiner Stelle ruhig noch einmal an genau dieser Diskussion anknüpfen und am Ende werdet ihr auf kein anderes Fazit kommen, es ist eben eine Glaubensfrage.


    Wenn die Schüler das ausreichend diskutiert haben werden sie deinen Unterrichtsbesuch nicht mehr mit solchen Ausrufen torpedieren denke ich.


    Sabi

  • Ich habe das eigentlich immer so geregelt, dass ich den Kindern, die gleich mit dem Urknall kamen, und das wird kommen, gesagt habe, dass es eben Menschen gibt, die nur an das Naturwissenschaftliche Phänomen allein glauben und andere eben ein Wesen brauchen, mit dem sie sich diese Erscheinung erklären können -->Schöpfung. Somit waren beide Ansichten gleichwertig und ich brauchte keine Entscheidung über "richtig" oder "falsch" zu treffen. Allerdings habe ich ihnen auch erklärt, dass ich selbst an Gott als das Wesen glaube, dass die Welt erschaffen hat. Und warum soll der erste Schöpfungstag nicht durch einen Urknall die Erde, hell und dunkel erschaffen haben. Ich denke wichtig ist nur die Toleranz, zuzugeben, dass beides auch zusammen funktioniert haben kann.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

    Einmal editiert, zuletzt von Titania ()

  • Ich hatte letztes Jahr eine ähnliche Diskussion...
    daraufhin habe ich gefragt, wer die Liebe schon einmal gesehen hat, wer sie schon gespürt hat und wer daran glaubt...
    Somit wurde wenigstens klar, daß die Unsichtbarkeit Gottes kein Beweis für die Nicht-Existenz ist... und daß man vielleicht mit "anderen Augen" sehen muss.
    Die Zweifel der Kinder lassen sich damit nicht ausräumen, doch bei mir entstand eine offenere Gesprächsatmosphäre.

  • Zitat

    Titania schrieb am 28.09.2005 21:37:
    Allerdings habe ich ihnen auch erklärt, dass ich selbst an Gott als das Wesen glaube, dass die Welt erschaffen hat.


    Und wenn ich dann als Nicht-Religionslehrerin (und Agnostikerin mit einer Tendenz zum Atheismus) gefragt werde, kann ich dann auch sagen: Ich weiß es nicht, ob es Gott gibt. Ich denke eher nicht, denn die Menschen wollten sich die Entstehung der Erde erklären und haben es mit Gott "versucht".


    Mir ist im SU (bei einem geschichtlichen Thema) mal die Frage nach Adam und Eva ("...stimmt das mit Adam und Eva dann nicht....? Und was ist mit Gott....?") gestellt worden. Ich habe dann gezögert, ihnen meine Sicht zu nennen und auf ein späteres Gespräch zusammen mit der Relilehrerin verwiesen (das dann allerdings ohne mich stattfand).


    Ganz ideal fand ich diese Lösung allerdings nicht.


    Petra

  • Hallo,


    ich würde mich gerne der zweiten Frage von nani anschließen: wie reagiert man denn in einer Vorführstunde, wenn ein Schüler (oder mehrere…) lauthals kundtun, dass sie nicht an Gott glauben und z.B. das Gebet nicht mitsprechen werden?


    Ich schreibe aus aktuellem Anlass, denn ich habe morgen einen Besuch in Religion (auch meinen allerersten!) und plane die Einführungsstunde in das Thema „Gebete“. Was soll ich also tun, wenn einer meiner Schüler seine Meinung vor der Seminarleiterin herausposaunt? Sagen: „Ja, xy, das ist deine Meinung und es gibt Menschen, die nicht an Gott glauben. Aber wir sind hier im Religionsunterricht und da geht es nun mal um Gott und viele Menschen glauben auch an ihn.“ ?????


    Gespannte Grüße,
    patti

  • Ist ein Stuhl noch da, wenn nichts und niemand ihn noch beobachtet?


    "Diabolische" Grüße,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Guten Abend!


    Heute hatte ich ein tolles Erlebnis im Schulpraktikum in der Schule. Bei der Aufforderung, sich zu überlegen, was sie im ev. Religionsunterricht noch erfahren möchten, haben die Schüler ganz tolle Fragen aufgeschrieben, zum Beispiel
    • Lebt Gott noch? Wenn ja, was macht ihn unsterblich?
    • Stimmen die Geschichten aus der Bibel?
    • Ist Jesus noch auf der Erde?
    • Wie konnte Jesus auferstehen?
    • Warum lässt Gott Menschen sterben?
    • Wie sind Steine auf die Erde gekommen
    • …


    Ich war wirklich beeindruckt, was die Kinder wissen möchten. Nur bin ich mir nicht sicher, was ich auf die Fragen antworten soll. Ich weiß es ja auch oft nicht!! Habt ihr Ideen? Meine Mentorin war nicht dabei, und ich möchte sie aus verschiedenen Gründen auch nicht fragen...


    Danke,
    Susi

  • Die Antworten die ich meinem Sohn (10) darauf gegeben habe.


    Zitat

    „Gibt es Gott eigentlich wirklich?“

    Wenn du an ihn glaubst wird es ihn immer für "Dich" geben u. Dir oft Trost schenken. Das ist wie mit den "Weihnachtsmann" , glaubst du selbst noch kräftig an ihn, wird er für dich da sein. Wenn nicht ist der "Zauber" eben vorbei. Das musst du entscheiden !


    Zitat

    Lebt Gott noch? Wenn ja, was macht ihn unsterblich?

    "Ich" glaube Gott ist ein mächtiger Geist . Und Geister sind nun mal unsterblich !


    Zitat

    Stimmen die Geschichten aus der Bibel?

    Wenn du daran glaubst ? Diese Geschichten sind über mehrere Menschenleben überliefert u. manchmal neigen die Menschen auch zu "Übertreibungen" in ihren Erzählungen. Und wenn du Dir vorstellst das nun jeder Mensch beim Überliefern etwas dazu erzählt hat um die Geschichte schöner oder spannender zu machen ? ................ hier selber weiter denken lassen


    Zitat

    Ist Jesus noch auf der Erde?

    Jesus hat den Menschen die Liebe gebracht u. überall wo du Liebe spürst , fühlst , siehst ...... dort ist auch ein Teil von Jesus. Oft auch in Dir :) Er ist der Geist der Liebe ! ;)


    Zitat

    Wie konnte Jesus auferstehen?

    Er ist der Sohn von Gott u. Gott ist mächtig .



    Zitat

    Warum lässt Gott Menschen sterben?


    Gott hat sich selbst begrenzt, um uns Menschen Gelegenheit zu geben, uns freiwillig auf seine Seite zu stellen. Wer das tut, hat damit die biblische Zusage, daß er auch die Ewigkeit auf seiner Seite - in seinem Reich verbringen wird !


    Warum läßt Gott das Böse zu? Warum läßt er zu, daß unschuldige Kinder leiden? Wenn er Gott ist, warum stoppt er das nicht?


    Gott hat diese Welt ursprünglich ohne Leid, Tod, Schmerz und das Böse geschaffen. Das Böse ist die Folge einer zweifachen Entscheidung gegen Gott: einmal in der Engelswelt, als sich der Lichtengel Luzifer gegen Gott stellte und zum Teufel wurde, und zum anderen in der irdischen Welt, als der Mensch das einzige Gebot brach, das Gott ihm gegeben hatte, und sich von Gott unabhängig machte. Mit diesem Vertrauensbruch stellte sich der Mensch außerhalb des Willens Gottes und löste eine Kettenreaktion der Sünde aus. Er verlor den Schutz Gottes und geriet unter den Einfluß - und Machtbereich des Teufels. Alle Menschen, die seither geboren werden, werden von Anfang an in eine "gefallene", unheile Welt hineingeboren, in der auch das Böse existiert. Dieses "Böse" durchzieht seitdem alle Bereiche und Prozesse unseres Lebens . Der Mensch leidet an den Folgen dessen, daß er seine Unabhängigkeit höher gestellt hat als die Gemeinschaft mit Gott. Niemand ist davon ausgenommen. Auch die Kinder nicht !


    ......ups das war viel sorry :D


    So habe ich es als Kind auch von meiner Oma vermittelt bekommen , die ausschließlich meine religiöse Erziehung übernommen hat.


    LG B.

    Wer war eigentlich Friedrich List? Er saß im Gefängnis, war Staatsfeind, Flüchtling und Asylant, und ein streitbarer Mensch noch dazu. Sein Leben beendete er mit Selbstmord.

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 29.09.2005 11:20:
    Ist ein Stuhl noch da, wenn nichts und niemand ihn noch beobachtet?


    Eher nicht, er wird ziemlich bald geklaut. :P

  • Hi Braunauge,
    das hast Du wirklich gut erklärt. Ich bin sehr beeindruckt. Darf ich das so übernehmen wenn mein Kind mich fragt ?


    Grüße vom Schulkind

  • Zitat

    Darf ich das so übernehmen wenn mein Kind mich fragt ?

    ?( Ich verstehe deine Frage nicht ? Kommt ja 1. Auf Euren Glauben an :rolleyes: u. 2. Ob dein Kind nicht das "Bibbern" bekommt bei den biblischen "Untergrundgeschichten" ;)


    Wobei das gleich die nächste meist kindliche Frage aufwirft :


    Zitat

    Gibt es auch den Teufel ?


    Wer an Gott glaubt , kann/darf wohl auch nicht die Existenz des Teufels anzweifeln.



    ......... ich muss mich übrigends gerade mit Fragen zu Abraham auseinander setzen. .......... wie kann der nur sein einziges Kind opfern wollen 8o ..........nicht so einfach ...... :rolleyes:


    LG B.

    Wer war eigentlich Friedrich List? Er saß im Gefängnis, war Staatsfeind, Flüchtling und Asylant, und ein streitbarer Mensch noch dazu. Sein Leben beendete er mit Selbstmord.

  • Hallo Schulkind!


    Da ich demnächst selber Religion unterrichten werde, kann ich mir deine Situation nur allzugut vorstellen.


    Mein Tipp: Es gibt ein paar sehr gute Bücher, die du vor allem in christlichen Buchhandlungen oder vielleicht sogar bei Amazon bekommst. Sie sind sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene geschrieben und beantworten genau die oben stehenden Fragen. Leider kann ich dir keinen konkreten Titel dazu nennen, hab sowas jedoch schon oft gesehen.


    Ich denke das Buch wird dir auf jeden Fall weiterhelfen. Ansonsten kann ich mich Braunauge nur anschließen. Es gibt keine Pauschallösung, um auf solche Fragen eingehen zu können. Letztendlich ist es doch deine eigene Einstellung und dein eigenes Verhältnis zu Gott, welches dich und dementsprechend deine Antworten prägt!

  • Hab gerade mal bei Amazon gesucht. Gib doch einfach mal "kinder fragen gott" ein. Dort findest du einige Bücher.

  • Braunauge
    Ich meinte damit eigentlich nur, dass ich Deine Wortwahl und die Erklärungen dazu, sehr gelungen finde. Es gefällt mir wie Du das Deinem Kind erklärst.
    Wir sind evangelisch und sie liebt den Religionsuntericht. So manches Mal sagte ich nur "Frag`den Lehrer das nächste Mal". Tja das mit dem Teufel da müßte man in der Tat nochmal nachdenken.
    Die Frage (ob ich das meinem Kind auch so erklären dürfte) war auch eher rhetorisch gemeint.
    @ Frutte
    Danke für den Buchtipp :D


    Grüße vom Schulkind

    • Offizieller Beitrag

    Ich find Braunauges Erklärung eigentlich recht nett. Letztes Jahr kam ich allerdings auf einer Freizeit in den Genuß, die Frage nach der Entstehung der Erde erörtern zu dürfen. Meine erste Gegenfrage war: "Willst du eine religiöse oder eine biologische Antwort?". Ich finde das nämlich gar nicht so einfach, eine Erklärung zu finden, die man unter einen Hut bringen kann, bin ja aber hier auch schon wieder fündig geworden
    Aber so spontan wäre mir das so nicht eingefallen, weil ich persönlich erts mal vor dem Problem stand, wie ich als Biologe nun einem Kind das erklären soll ohne zu wissen, ob dieses Kind gläubig ist oder nicht. Vor allem, weil ich natürlich ohne weitere sagen könnte Urknall und was da noch so alles war, obwohl es dann schwierig wird, zu erklären, warum ich an Gott glaube ?(


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Zitat

    Also, eine Schülerin fragte im Abschlusskreis: „Gibt es Gott eigentlich wirklich?“ Daraufhin platzte ein Junge gleich raus: „Nee, Gott gibt’s nicht – hat meine Mutter gesagt!“, woraufhin eine andere Schülerin widersprach: „Klar gibt’s Gott. Wer hat denn sonst die Welt gemacht?“ Oh je, dachte ich, wie soll ich denn nun reagieren? Leider (oder glücklicherweise?) war in diesem Moment dann die Stunde zu Ende, aber ich würde das Thema gerne morgen noch mal ansprechen. Wie würdet ihr denn auf diese Frage antworten?


    Demnächst habe ich meinen ersten Unterrichtsbesuch in Religion und in meiner Klasse sind einige Schüler dabei, von denen ich weiß, dass sie nicht an Gott glauben. Wenn sie, wenn wir auf Gott zu sprechen kommen (und das werden wir!), lauthals äußern, dass es Gott doch eh nicht gibt, wie soll ich denn dann reagieren? Einfach überhören geht ja wohl schlecht, irgendwas muss ich ja sagen. Aber was?


    Nunja. Ich Frage mich wenn die Eltern schon Atheisten sind und die Kinder der Eltern auch nicht an Gott glauben. Was haben diese dann im ev. oder kath. Religionsunterricht zu suchen? ?(


    Das mit dem Religionsunterricht an den Schulen ist für mich persönlich eh so eine Sache. de facto die ev.+kath. Kirche haben eine Vormachtsstellung sie als einzige dürfen an der Schule unterrichten und andere Religion(auch wenn sie in der Minderzahl sind), dürfen dies nicht. Ich persönlich fände es am besten, wenn jeglicher Religionsunterricht von allen Konfessionen außerschulisch betrieben wird. Und es innerhalb der Schule nur einen "Werteunterricht" oder so etwas ähnliches gibt. Wie z.B. Ethik der ja schon als Ersatzunterricht stattfindet.


    Den entsprechenden Artikel kann ich auch noch herauskramen.
    Aber halt nur für den hessischen Teil. Da wir ja alle wissen, dass die Bundesländern für die Bildung zuständig sind.


    Also dann werde ich weiter mal hier ein bisschen lesen um mich etwas besser in die Lehrer hineinzuversetzen können.


    Um zu verstehen warum ein Kunstlehrer mir eine 5 im Zeugnis geben will.


    8.Klasse
    15 Jahre
    Altsprachliches Gymnasium



    :D


    Also dann Friede zwischen Lehrern und Schülern.

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