Kinderschrift vs. Erwachsenenschrift

  • Hallo zusammen,
    ich wollte euch mal fragen, wie ihr beim Schreibenlernen der Kinder im ersten Schuljahr mit der sog. "Erwachsenenschrift" umgeht.
    Meine Mentorin und ich schreiben über die Wörter/Sätze der Kinder in "Erwachsenenschrift" den Text der Kinder - das ist ja nichts Neues.


    Jedoch verstehen einige Kinder nicht, warum wir das machen (obwohl wir es natürlich erklärt haben) und bei einigen habe ich Bedenken, dass sie sich durch unsere Schreibweise gehemmt in ihrem Schreiben fühlen... Obwohl wir die Erwachsenenschrift nicht ermahnend oder auf Fehler aufmerksam machend einsetzen...


    Die meisten Kinder sehen die "Erwachsenenschrift" als überhaupt nicht "schlimm" an und finden es eher toll, wenn wir ihre Texte lesen können und "richtig" drüber schreiben. Die ersten Kinder entdecken schon Rechtschreibphänomene... so soll es ja auch eigentlich sein.


    Wie erklärt ihr das euren Kindern?


    LG LEila

  • Mmh, ist mein kleines Problem unverständlich formuliert, oder hattet ihr noch keine Kinder im ersten Schuljahr, die die Erwachsenenschrift eher "irritiert" hat?


    Grüße von Leila

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Leila,


    ich habe die Kindertexte bisher immer abgetippt, so dass meine Handschrift nicht in den Vordergrund trat. Einige Kinder fanden das richtig toll - so wie in Büchern! Später durften sie dann selbst am Computer schreiben. Vielleicht nimmt das die Hemmungen?


    Talida

  • danke talida,
    kannst du ungefähr sagen, ab wann die kinder ungefähr selbst am pc schreiben durften?
    lg leila

  • Könntest du nicht deinen Text in ein anderes Eck des Bildes schreiben, wenn du es nicht tippst?


    Ich habe die Texte auch immer getippt.
    Selber getippt haben meine Schüler, ab der 2. Klasse, allerdings zum Texte Schreiben, nicht zum Ausbessern ihres handgeschreibenen Textes - das mache nach wie vor ich :D .

  • Hallo,


    wenn ich Texte oder Wörter verbessere, dann immer in der Schrift, die die Kinder auch schon schreiben können: Am Anfang nur Druckschrift und später dann VA.
    Mit einer Erwachsenenschrift kann ein Kind in den ersten beiden Schuljahren nicht viel anfangen!


    LG Trulli

  • Trulli
    ich schreibe auch in druckschrift unter die kindertexte. mit "erwachsenenschrift" meinte ich die rechtschriftlich korrekte form.


    danke leila

  • Hallo Leila,


    was bringt einem Kind in der ersten Klasse die rechtschrichtlich korrekte Form in Erwachsenenschrift?



    LG Trulli

  • Hallo Trulli,
    in der Literatur (z.B. Spitta und Merkelbach) steht, dass man Texte von Kindern im 1. und 2. SJ rechtschriftlich durch die "Erwachsenenschrift" ergänzen sollte, wenn sie veröffentlicht werden.


    Außerdem bekommen die Kinder so einen "Anreiz", eine Vorlage wie man richtig schreibt. Die SchülerInnen orientieren sich daran und übernehmendadurch schon einige Phänomene aus der Rechtschreibung, z.B. Endungen mit -en oder -er. So werden sie langsam an die Rechtschreibung herangeführt.


    Zu diesem Zeitpunkt im ersten Schuljahr geht es aber bei uns wirklich vorwiegend um die Schreibmotivation etc. Meine Fachleiterin hat mir nur geraten, die "Erwachsenenschrift" schon mal einzuführen, da ich in der UPP Texte schreiben lasse, die dann veröffentlicht werden.


    LG Leila

  • Hallo Leila,


    an unserer Schule verbessern alle Kollegen in den Klassen 1 und 2 die Texte und Wörter in Druckschrift oder VA.


    Kann es vielleicht sein, dass unserere Definition von "Erwachsenenschrift" nicht die gleiche ist?


    Ich finde einfach, dass sich in einer gut gegliederten Schrift - in meinen Augen Druchschrift oder VA - die Stellen im Text oder im Wort , auf die man besonders gut achten muss, besser merken lassen.


    Oder bin ich hier die Einzige, die das so sieht?


    Liebe Grüße


    Trulli

  • @ trulli: hast du diesen post vielleicht übersehen?:


    Zitat

    leila schrieb am 06.11.2005 10:07:
    Trulli
    ich schreibe auch in druckschrift unter die kindertexte. mit "erwachsenenschrift" meinte ich die rechtschriftlich korrekte form.


    danke leila


    Erwachsenenschrift heißt nur, dass der Lehrer den Text rechtschriftlich korrekt darüber schreibt - selbstverständlich wird dabei die Druckschrift verwendet.


    LG
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Bei meinen derzeitigen Erstklässlern beobachte ich, dass durch meine abgetippten Texte folgende 'Phänomene' so langsam entdeckt und angewendet werden:
    - Wortgrenzen
    - keine Großbuchstaben mehr mitten im Wort
    - doppelte Mitlaute bei individuell wichtigen Wörtern
    - -er am Wortende (Fibelwörter: Leiter, Roller, ...)


    Ein großer Vorteil sind meine 14 Zweitklässler, die so ganz nebenbei wandelnde Wörterbücher für die Erstis sind!


    An den Computer in der Schule wollte ich, wenn ich es schaffe, noch vor Weihnachten, evtl. als Teil einer Weihnachtswerkstatt. Mit den Eltern habe ich jedoch vereinbart, dass die Kinder zu Hause jederzeit freie Texte am PC schreiben und mir zeigen können. Also noch keine Überarbeitung der eigenen Texte, sondern einfach eine andere Form des Schreibens. Die Rechtschreibkontrolle schalte ich bei den Kleinen zunächst aus.


    Im Moment liegt die Schreibmotivation aber noch in Briefen für mich und die Handpuppen. Diese tippe ich natürlich nicht ab. Es scheint diesmal auch viele Kinder zu geben, die von zu Hause aus daran gehindert werden, einfach mal zu schreiben. So bin ich noch nicht so weit wie im letzten Durchgang, habe die 'Schreibgehemmten' jetzt erstmal dazu gebracht lautgetreu zu schreiben und sich nicht der Fehler zu schämen. Dabei geholfen haben viele anregende Schreibblätter mit Personen, Tieren und Sprechblasen.

  • Zitat

    Erwachsenenschrift heißt nur, dass der Lehrer den Text rechtschriftlich korrekt darüber schreibt - selbstverständlich wird dabei die Druckschrift verwendet.


    Genauso meinte ich das. Hab es heute nicht so mit dem Formulieren...(sitze gerade am Unterrichtsentwurf :-/ )


    Talida:
    die Beobachtung mache ich auch zunehmend.
    Hast du denn auch beobachtet, dass es ein paar wenige Kinder gibt, die durch die Erwachsenenschrift gehemmt sind?


    LG Leila

    • Offizieller Beitrag

    leila
    Dieses Gefühl hatte ich bisher noch nicht. Es könnte aber sein, dass durch die Situation der Flexklasse (viele verschiedene Lernstände und nicht nur Erstschreiber und Lehrer) diese Hemmung gar keinen Platz findet. Einigen sensiblen Kindern habe ich in Einzelgesprächen die Angst genommen und auch nochmal die Mütter angesprochen, die etwas verunsichert reagierten.


    @ müllerin
    Im Moment bestehen die Texte ja noch aus aneinandergereihten Wörtern, höchstens mal ein Satz. Ich beobachte dann schon, dass die Kinder versuchen, meine 'Übersetzung' zu lesen. Oft bleiben sie aber an einem oder zwei Wörtern hängen und das sind dann die Phänomene, die beim nächsten Schreiben in der Erinnerung geblieben sind.

  • wenn es selbstverständlich ist, dass texte, informationen, hinweise, die begrüßung, etwas zur organisation
    an der wandtafel steht, wird es für kinder selbstverständlich, das zu lesen.



    bei mir konnten kinder von anfang an am pc schreiben. manche haben dort ihre ersten schreibexperimente gehabt, ihre ersten eigenen mitteilungen geschrieben.
    in der zweiten klasse hab ich texte, die sie speichern wollten, korrigiert und dann drunter geschrieben Null Fehler
    und das Datum.

  • Ich mache das ja auch seit der ersten Klasse. Nun habe ich gestern gerade wieder Geschichten korrigiert - die zwar schon superlang sind, ABER: Qualität, naja, Rechtschreibung nur bei wenigen halbwegs vorhanden, und was mich im Moment am meisten stört: 2- 4 Seiten in einer Wurst geschrieben ohne Punkt und Komma .
    WANN 'spüren' Kinder endlich mal Satzgrenzen? Da kann ich ihnen die Texte noch so schön abtippen, irgendwie gibt's da null Lerneffekt *frust*.

  • ich hatte für die kinder jeden tag auf der rechten hälfte der mittleren tafel einen informativen text, eine geschichte. fast immer war der letzte satz eine frage.
    die sätze waren relativ kurz. im text stand fast immer etwas "zwischen den zeilen".


    wenn der fragesatz fehlte, fragten kinder danach.
    für die überschrift ließ ich mir manchmal tipps geben von kindern, vorher oder nachher.
    man kann den kindern sagen, dass der punkt zeigt, was zusammen gehört. sonst versteht man den satz nicht richtig.

  • Das wäre eine Möglichkeit. Informationen schreibe ich auch oft an die Tafel, allerdings nur Sachen wie 'Heute ist Montag, der .... . Wir feiern Simons Geburtstag.' oder so in der Art. Und es kann passieren, dass ich dann noch etwas für's Mitteilungsheft aufschreibe und mindestens fünf Kinder die Info über Simon im Mitteilungsheft stehen haben, statt der eigentlichen Info 8o .


    Gut, aber das ist jetzt schon ziemlich off topic, sorry leila.

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