Dringend Rat gesucht! Unruhige Klasse!

  • Hallo!


    Ich hoffe, jemand hat einen Rat für mich, denn ich bin total fertig und verzweifelt.


    Zu meiner Situation: Ich bin Ref in Bayern (GS) im zweiten Ausbildungsjahr. Jetzt habe ich eine 3. Klasse als Klassenleitung übernommen. Die Klasse war mir (und auch anderen Kollegen) als besonders unruhig und anstrengend bekannt. (Es sind auch 26 Kinder, davon 15 Buben.) Auch die Kollegin, die sie in der 1. und 2. Klasse hatte, erzählt, dass sie Schwierigkeiten mit ihnen hatte, obwohl sie wirklich genug Erfahrung hat, ist immerhin seit ca. 40 Jahren Grundschullehrerin.


    Jetzt haben wir insgesamt 3 Schulwochen hinter uns, aber ich schaffe es einfach nicht, einen geregelten Ablauf des Schultages hinzubekommen. Die Kinder sind meist in den ersten 3 Stunden (in etwa) recht brav, arbeiten auch einigermaßen gut mit. Aber spätestens ab der vierten Stunden sind sie extem unruhig, d. h. dass es, wenn ich z. B. sage, dass sie ein bestimmtes Buch oder Heft aus der Schultasche holen sollen, oft bis zu 10 Minuten in Anspruch nimmt. Sobald sie anfangen, in der Tasche herumzusuchen, geht das Geplappere los und wir müssen ewig warten, bis auch die Letzten ihr Buch/Heft auf dem Tisch liegen haben und zu mir schauen. Sehr oft muss ich auch alles 4-5mal sagen, bis auch der Letzte mitbekommen hat, was zu tun ist, weil es einfach so unruhig ist und viele Kinder total unkonzentriert sind.


    Nun, ich komme fast jeden Tag mit dem Gefühl nach Hause, absolut untauglich zu sein. (Obwohl ich im ersten Jahr von meinem Betreuungslehrer viel Anerkennung bekommen habe. Eigentlich kann mein Unterricht so schlecht dann auch wieder nicht sein, oder?) Ich habe jetzt versucht, meinen Unterricht noch abwechslungsreicher und motivierender zu gestalten, aber auch das hilft nicht, nur für die erste Hälfte des Vormittags.


    Inzwischen hab ich mir auch schon überlegt, ob es an meinen Fächern liegt. Es ist nämlich in Bayern so, dass wir nur an drei Tagen pro Woche in der Schule sind. Da ich jedoch meine Fächer (d. h. Deutsch, Mathe, Englisch, Kunst) abdecken soll, bedeutet das für die Kinder, dass sie 6 Deutsch- und 5 Mathestunden innerhalb dieser drei Tage haben, und noch dazu eine Förderstunde, die meist ja auch Mathe oder Deutsch ist. Vielleicht sind jeweils 2 Mathe. und Deutschstunden für einen Tag einfach zu viel. Aber da kann ich auch nichts ändern. Weiß echt nicht, was ich da machen soll.


    Dazu kommt noch, dass ich in vier Wochen schon eine Unterrichtsstunde vor unserem ganzen Seminar vorführen soll. Da bin ich echt ratlos, keine Ahnung, wie ich die Kinder so weit erziehen kann, dass da einigermaßen guter Unterricht möglich ist. ?(


    Also, wenn ihr Tipps für mich hättet, wäre ich echt dankbar!


    Judit

  • *phhhuu* - so, leg jetzt erst einmal die Beine hoch und atme tiiiiiief durch :)


    Wenn es dich beruhigt, ich kenne das genau.
    Und wenn ich ehrlich bin, ich musste etwas schmunzeln (auch wenn ich das nur jetzt im Nachhinein kann ;), als ich die Situation mit den Bücher. Das hat bei meinen Schülern auch immer ewig gedauert.....


    Zunächst kann man auch nach 3 Wochen nicht wirklich Wunder erwarten. Du sagst ja selber, dass auch eine erfahrene Kollegin Probleme mit ihnen hatte. Also bist du keinesfalls untauglich!!!


    Vielleicht kannst du es ja mit einem "Programm" versuchen: "unsere Wochenaufgabe".
    Jede Woche suchst du dir einen bestimmten Punkt raus und ihr/die Kinder arbeiten ganz intensiv daran. Diese Wochenaufgabe immer im Klassenzimmer groß auf einem Plakat präsent machen:


    ~ Bücher zügig und leise rausholen
    ~ nach der Pause leise vor der Klassentür (war bei mir immer so ein Knackpunkt)
    ~ ...


    Lass es ruhig auch notieren von den Schüler, also eine Art Liste machen, die du dann jeden Tag abzeichnest, ob es bei dem einzelnen Schüler auch geklappt hat.


    Bei mir hat auch geholfen: Zeit notieren, die durch das Geplappere flöten ging (habe ich teilweise mit Stoppuhr festgehalten) - diese Zeit hat dann gefehlt, auch mal was Nettes zu machen (Spielchen etc).
    Wenn die "Gesamtplapperzeit" eines Tages eine bestimmte Grenze unterschritten hat, haben wir ein Spielchen gemacht (Menschenmemory, oder was auch immer die Kinder gerne machen)


    Kopf hoch, das klappt schon!! :)


    Petra

  • Hallo juditka,


    es ist sicher so wie Petra sagt: nach drei Wochen kann man noch keine Wunder erwarten. Und es ist sicher auch so, wie du selbst schreibst: sooo viele Hauptfach-Stunden in drei Tagen sind für die Kinder in höchstem Maße anstrengend, gerade ab der 4. Stunde.
    Hast du schonmal drüber nachgedacht, eine Art Wochenplan einzuführen? Dann könntest du in der einen Stunde morgens früh was einführen oder auch fortführen, und dann in den 4. bis 6. Stunden könnten die Kids relativ frei Aufgaben aus den Fächern bearbeiten. Da du so viel Fächer hast, kannst du den Plan schön bunt mischen, und als Extra-Aufgabe mit jedem Kind zusammen überlegen, was es wohl sinnvollerweise üben sollte. Das kann bei einem Englisch sein, und beim nächsten vielleicht etwas in Kunst oder Mathe.
    Dann können die Kinder selbstständig arbeiten, auch mal aufstehen und es geht ohne Druck.
    Deine Seminarstunde wird ja wohl in einer 2. Stunde sein, das geht sicher ohne Probleme!
    Gruß venti :)

  • Hallo Juditka!
    Wie die anderen schon erwähnt haben: drei Wochen ist eine extrem kurze Zeit um einen fest geregelten Abklauf in einer neuen Klasse zu erreichen. Deswegen: Kopf hoch und durchhalten.
    Ein Tipp von mir, den ich von einer Dozentin erhalten habe:
    Eine Klassenuhr. Funktioniert so: Eine große Uhr basteln, die einen beweglichen Minutenzeiger hat. Diese der Klasse vorstellen und erklären, dass diese Uhr versäumte Zeit misst. Packt die Klasse beispielsweise Hefte und Bücher in deinen Augen zu langsam aus, rückst du den Zeiger um zwei - drei Minuten vor. Die Woche über sammeln sich so bestimmt einige Minuten an. Falls die Uhr jemals eine volle Stunde erreicht, sollte dies natürlich eine Konsequenz für die Schüler haben. Zeit gut machen können sie allerdings auch: verhalten sie sich einmal besonders gut, kannst du ihnen einige Minuten abziehen und so belohnen. D.h. das Zeitpensum schrumpft und wächst mit dem Verhalten der Kids.
    Probier es aus, bei mir hat es geklappt!


    Grüße, Nuna
    :)

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